Bochum. . Der Bochumer Verein Verkehrstechnik (BVV) setzt auf hochmoderne Prüftechnik, um die Sicherheit seiner Produkte für die Deutsche Bahn zu verbessern. Dazu hat er eine 400.000 Euro teure Hohlwellen-Prüfanlage entwickelt. Die WAZ sah sich im Werk um.

Beinahe lautlos senkt der Hallenkran die 700 Kilogramm schwere Welle auf eine spezielle Vorrichtung. Mirco Dieckhoener steuert den Vorgang. Er ist Ultraschallprüfer beim Bochumer Verein Verkehrstechnik (BVV) und prüft fertig geschmiedete und endbearbeitete Wellen für Eisenbahnen. Das dauerte früher, denn der Mitarbeiter prüfte manuell und das Ergebnis der Prüfung hing direkt zusammen mit dem Geschick des Prüfers.

Rund 400.000 Euro teure Maschine ist ein Prototyp

Seit Oktober übernimmt eine weitgehend automatisierte Hohlwellen-Prüfanlage den Prozess, was Vorteile hat. „Wir erfüllen bereits jetzt die ab 2012 geltenden verschärften Sicherheitsprüfungen für Radsatzwellen“, sagt Dr. Günter Köhler, Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung. Die rund 400.000 Euro teure Maschine ist ein Prototyp. Gebaut von der GMH Prüftechnik, wie der Bochumer Verein ein Unternehmen im Verbund der Georgsmarienhütte Holding. Wie das ganze funktioniert?

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Mit Öl als Verbindungsmedium fährt der Hochtechnologie-Prüfkopf automatisiert in die hohle Welle, das geht auch mit fertig montierten Radsätzen. Flexibel passt sich der mit Sensoren bestückte Kopf dem Innendurchmesser an. „Wir können mit dem Gerät Fehler von etwa einem Millimeter Durchmesser erkennen“, erläutert Köhler.

Ultraschallköpfe durchleuchten stählerne Welle

Direkt neben der Prüfanlage steht eine Kabine mit Computerarbeitsplatz. Mirco Dieckhoener zeigt auf einem Bildschirm winzige farbige Flecken. Deutlich zu erkennen ist, wie drei Ultraschallköpfe in verschiedenen Winkeln die stählerne Welle sozusagen durchleuchten. Einschlüsse, die während des Gießvorgangs entstehen, können gefährlich werden und sind von außen nicht zu erkennen.

Dies ist jedoch nur das Kalibrierprogramm. Wenn ein anderer Wellentyp geprüft wird, muss die Maschine erst neu justiert werden. Die Umstellung dauert nur wenige Minuten, kaum länger als ein Prüfvorgang, der etwa 20 Minuten Zeit in Anspruch nimmt. Zeit und Standardisierung war ein wesentliches Argument für die Einführung der neuen Technik. Es geht um die Sicherheit von Bahnreisenden, denn die rund 600 Beschäftigten des Bochumer Vereins fertigen Jahr für Jahr tausende Wellen, komplette Radsätze, Radreifen oder Räder für Schienenfahrzeuge fast jeder Bauart. Fast alle großen Zug- und Waggonhersteller, wie Siemens, Bombardier oder Alstom sind Kunden.

Die Hohlwellen-Prüfanlage, so Köhler, sei ein wichtiger Baustein, um den BVV fit zu machen, damit er als Qualitätswerk weiter zu den A-Lieferanten der Deutschen Bahn und den Herstellern gehört, wenn in einem Jahr neue Regelwerke in Kraft treten, die unter anderem standardisierte Prüfverfahren an so sensiblen Bauteilen wie Wellen oder Radsätzen vorsehen.