Nach erfolgreichem Umbau der 6000-Tonnen-Presse ist das Unternehmen gut gerüstet Am Standort sind weitere Investitionen geplant. Auftragsbücher sind gut gefüllt
Totgesagte leben einfach länger. Der Bochumer Verein Verkehrstechnik ist dafür ein wunderbares Beispiel. Vor zehn Jahren schwebte beinahe die Abbruchbirne über der Traditionsschmiede. Am Freitag feierte sich das Unternehmen mit Lachskanapees, Sekt und Frischgezapftem selbst. Und hat offenbar allen Grund dazu. Die Auftragsbücher sind proppenvoll, für das nächste Jahr sind die Kapazitäten verplant. Technik-Geschäftsführer Dr. Günter Köhler gerät, für einen Ingenieur ungewöhnlich, ins Schwärmen: "Der Stahl hat die sogenannte 'Old Economy' wieder zum Brodeln gebracht."
Beim "Pressenfest" konnten sich an der Alleestraße rund 150 geladene Gäste vom erfolgreichen Umbau der 6000-Tonnen-Presse (zur Geschichte weiter unten) selbst ein Bild machen. Sechs Millionen Euro wurden in den Umbau, der eigentlich fast ein Neubau ist, investiert.
Bis zu 600 Räder - je nach Art - kann die Presse pro Tag in Form bringen. Schaffte die alte Maschine zwischen 100 000 und 110 000 Räder im Jahr, kann die neue Presse bis zu 135 000 Stück fertigen. Sie ist das Herzstück der Radproduktion. Die gute Konjunktur bringt auch den Bochumer Verein in Fahrt. Finanzgeschäftsführer Michael Thamm "Da müssen wir jetzt mitschwimmen."
Und das tut die Firma mit dem immer noch klangvollen Namen. Seit 1998 gehört der Betrieb zur Georgsmarienhütte Holding GmbH. Er fertigt in Bochum mit seinen rund 600 Mitarbeitern, Räder, Radsätze und Ringe für Schienenfahrzeuge. Dabei kommt er aktuell auf einen Umsatz von rund 140 Millionen Euro im Jahr. Dies kann, so ist Betriebsratschef Klaus Hasenfratz sicher, im kommenden Jahr sogar noch aufgestockt werden. "Wir als Betriebsräte werden diesen Prozess begleiten." Er erinnert daran, dass die jetzige gute Situation der Firma auch durch Mithilfe der Belegschaft (die Arbeitszeit wurde ohne Lohnanpassung ausgeweitet) ermöglicht worden ist.
Geschäftsführer Dr. Günter Köhler kündigt weitere Investitionen für Bochum an. Die Ring- und Reifenfertigung soll ausgebaut und ein Test- und Versuchszentrum errichtet werden. In diesem Zuge werde auch über die Reduzierung der Lärmemissionen, die vor allem durch den Schmiedehammer verursacht werden, nachgedacht.
Michael Thamm ist guter Dinge: "Wir sind besonders stolz darauf, die Zahl unserer Auszubildenden konsequent aufgestockt zu haben." Derzeit hat das Unternehmen 33 Auszubildende. Über eine Aufstockung werde derzeit nachgedacht. Beim Gang über das riesige Werksgelände, wo 1842 die Gußstahlfabrik Mayer & Kühne, aus der Bochumer Verein hervorging, gegründet wurde, ist deutlich zu sehen, dass der Betrieb brummt.
Hunderte fertige Eisenbahnräder warten auf den Abtransport durch Spediteure, in der Mechanischen Werkstatt werden komplette Radsätze hergestellt. Dem Mittelständler mit der starken Holding im Rücken gelingt es bislang geschickt, im Konzert der ganz Großen mitzuspielen.
Vor allem der Export nimmt zu. Mittlerweile gehen rund 30 Prozent der Produkte ins Ausland. Als großen Kunden konnte der Bochumer Verein übrigens die chinesische Eisenbahn gewinnen. Im Inland gehört die Deutsche Bahn zu den großen Abnehmern.
Nicht umsonst ist auf einer Werbebroschüre des Unternehmens ein moderner ICE-Triebkopf abgebildet, darunter prangt: "Wir bewegen. Zug um Zug."