Bochum. .
Die Kirchen sehen sich in ihrer zentralen Aufgabe in Frage gestellt durch das Zulassen verkaufsoffener Sonntage, wie Dechant Dietmar Schmidt vom katholischen Stadtdekanat es formulierte: „Die Hinwendung zu Gott am Sonntag wird Stück für Stück ausgehöhlt. Wir wollen schützen, was das christliche Abendland verbindet.“
Superintendent Peter Scheffler vom evangelischen Kirchenkreis Bochum sieht den Sonntag zudem als Schutz für Familien und deren Bedürfnis nach gemeinsamer Freizeitgestaltung. Dass sich die Menschen dabei der Dienstleistung Dritter bedienen, die etwa sonntags Kinokarten verkaufen, habe sich im Laufe der Zeit eben eingebürgert.
Stadtdechant Schmidt: „Wir wollen aber einen Dammbruch verhindern, dass sich die Sonntagsarbeit auf noch mehr Berufe ausdehnt. Arbeit sollte für den Menschen da sein, nicht umgekehrt. Wir richten quasi ein Plädoyer gegen den Trend der Zeit.“
Schleichende Entwicklung
Gudrun Müller, Verdi-Vorsitzende für Bochum und Herne: „Das Ladenöffnungsgesetz ist seit Jahren von der Flexibilisierung erheblich betroffen. Die Unart der Sonntagsöffnung führt weder zu mehr Umsätzen noch sichert sie Arbeitsplätze.“ Vollzeitjobs würden in Teilzeitarbeit umgewandelt, betroffen seien zumeist Frauen im Einzelhandel. Die gesetzlichen Zulagen von 200 Prozent mehr am Sonntag gab es 2006, heute werde dies durch Freizeitausgleich abgegolten.
„Unser Eintreten für die Arbeitnehmer im Handel ist wichtig, um die Flexibilisierung weiterer Arbeitsbereiche zu verhindern.“
Kirchenvertreter und Gewerkschafter sehen in der Tendenz, mehr Verkaufssonntage zuzulassen, eine schleichende Entwicklung, wenn es auch keine Zunahme in diesem Jahr gibt.
Am Dienstag gab es ein erstes Zusammentreffen auf dem Weg einer möglichen Allianzgründung für den freien Sonntag. „Wir appellieren an die Politik, sich auf den Sinn des Ladenöffnungsgesetzes zu besinnen“, so DGB-Chef Hermund. Denn es müsse ein öffentliches, kein wirtschaftliches Interesse vorherrschen. „Muss denn ein Frühlingsfest gepaart sein mit offenen Geschäften?“ Berthold Rose, Betriebsseelsorger im Bistum Essen: „Uns fehlt eine Phase des Innehaltens, ob nun im Gottesdienst oder für uns selbst.“
Die IHK weist für Bochum gut 18 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Bereich Handel und Kfz-Gewerbe aus.