Bochum. . Carl Lewerenz aus Bochum hat einen „kultur-neutralen Eine-Erde-Kalender“ entwickelt. Der soll nach dem Wunsch des Juristen ab 2017 den christlich geprägten Gregorianischen Kalender ablösen. Ob die Kirchen dabei mitspielen, ist allerdings fraglich.

Im ersten Moment klingt es wie eine Schnapsidee, doch bei näherer Betrachtung versteckt sich hinter dem Vorstoß von Carl Lewerenz nicht weniger als eine kleine Weltrevolution. Der Jurist im Unruhestand hat einen „kultur-neutralen Eine-Erde-Kalender“ entwickelt, der den christlich geprägten Gregorianischen Kalender mit Hilfe der Vereinten Nationen (UNO) ab 2017 ablösen könnte.

Nach Lewerenz’ Vorstellung sind im „Una-Tero-Kalendaro“ alle Quartale gleich lang und erstrecken sich über 91 Tage. Um dies zu ermöglichen, würde der 29. Februar dauerhaft Teil des Kalenders werden, während der 31. August komplett entfiele. Dem Unmut betroffener Geburtstagskinder sieht Lewerenz gelassen entgegen: „Sie sollen an einem anderen Tag feiern.“ Darüber hinaus schlägt der gebürtige Hamburger vor, am Jahresende statt Silvester einen „Altjahrstag als Sondertag ohne Zugehörigkeit zu einer Woche“ einzuführen, und jedes Jahr – ebenso wie jede Woche, wie es bis 1975 üblich war – mit einem Sonntag beginnen zu lassen. Dann hätte jedes Datum einen festen Wochentag.

40 Jahre ohne Schaltjahr

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Doch was passiert in Schaltjahren? Die würden 40 Jahre lang eingemottet um eine „Zurechtrückung“ des Kalenders zu ermöglichen. Denn folgte man dem Reformvorschlag, würde die Wintersonnenwende ab 2060 am ersten oder zweiten Januar stattfinden, und nicht wie bisher bereits am 22. Dezember. „Unser Kalender geht 10 Tage nach“, beklagt Lewerenz, seit Papst Gregor XIII. 1582 zehn Tage zwischen dem 4. und 15. Oktober ausfallen ließ.

So entstünden 47 identische Jahre mit 365 Tagen zwischen 2017 und 2063. Ab 2064 müssten die Schalttage jedoch wieder im Vierjahresrhythmus eingeführt werden. An welcher Stelle, bleibt bislang offen. Lewerenz spricht sich für einen weiteren „wochenfreien Mitteltag zwischen Alt- und Neujahrstag“ aus.

„Schwerwiegender Eingriff“ in den christlich geprägten Jahreslauf

Dass seine Kalenderreform, die 2017 in Kraft treten soll, weil dieses Jahr ohnehin mit einem Sonntag beginnt, nicht überall auf Gegenliebe stoßen wird, ist dem 65-Jährigen durchaus bewusst. Er spricht von einem „schwerwiegenden Eingriff“ in den christlich geprägten Jahreslauf und rechnet mit „massivem Widerstand“ der Kirchen. Dennoch handele es sich um eine „sanfte Reform mit Probezeit“, sagt Lewerenz, die sich innerhalb von nur 13 Jahren wieder korrigieren lasse.

Die fachliche Korrektheit seiner revolutionären Idee hat sich Lewerenz eigens von der Leiterin des Planetariums Bochum, Prof. Dr. Susanne Hüttemeister, bestätigen lassen. „Der Kalender funktioniert, in der Sache konnte ich keine offensichtlichen Fehler finden.“ Dennoch spricht sie sich gegen eine Kalenderreform aus: „Eine Umstellung finde ich nicht nötig. Wir leben ganz gut mit dem jetzigen Kalender und haben uns daran gewöhnt.“ Um dennoch Gehör zu finden, wirbt Lewerenz, der sich selbst als „Bochumer Patriot“ bezeichnet, vor Ort um Unterstützung. „Meinen Entwurf stelle ich gerne der Stadt zur internationalen Image-Werbung zur Verfügung.“

Eine Kalenderreform herbeiführen kann letztlich nur der Wirtschafts- und Sozialrat der UNO. Dort seien derzeit die Vertreter nicht-christlicher Traditionen in der Mehrheit, sagt Lewerenz, der sich durchaus Chancen für sein Vorhaben ausrechnet: „Ein bisschen Größenwahn gehört dazu.“ Was Papst Gregor wohl dazu gesagt hätte?