Bochum. . Das Ausfüllen von Steuerformularen wird komplizierter. Das beklagte am Donnerstag der Leiter des Finanzamtes-Süd Bochum. Wegen der Unverständlichkeit der neuen „Anlage Vorsorgeaufwand“ haben die Ämter extra eine Gebrauchsanleitung erstellt.

Das Ausfüllen von Steuerformularen ist komplizierter geworden. So sieht es der Leiter des Bochumer Finanzamts-Süd, Heinz-Joachim Mallach. Er meint die „Anlage Vorsorgeaufwand“, die seit 2010 vom Gesetzgeber um viele Eintragsmöglichkeiten ergänzt worden ist. Er schlägt die Anlage „für die goldene Zitrone des Jahres“ vor.

Mallach übte diese deutliche Kritik am Donnerstag bei der Vorstellung der Bilanzzahlen 2010 der beiden Bochumer Finanzämter Süd und Mitte. Wegen der Unverständlichkeit des Formulars haben die Ämter extra eine Gebrauchsanleitung erstellt. Sie kann in ihren Bürgerbüros abgeholt oder von ihren Internetseiten ausgedruckt werden. Der Link „Übersichten zur Anlage Vorsorgeaufwand“ steht unten auf der Startseite des Finanzamtes.

„Wird es kompliziert, müssen wir raten: Gehen Sie zum Steuerberater“

Mallach fügt aber trotzdem hinzu: „Wird es kompliziert, müssen wir raten: Gehen Sie zum Steuerberater.“ Von der Steuererklärung auf dem Bierdeckel ist man also noch meilenweit entfernt.

Auch wegen anderer gesetzlicher und organisatorischer Umstellungen stehen die 460 Mitarbeiter der beiden Bochumer Finanzämter unter einer „Zusatzbelastung“, wie die Leiter der Ämter sagen. Der Bürger solle in diesem Jahr unbedingt etwas Geduld bei der Rückerstattung 2010 mitbringen. Mallach: „Ende März bis Ende Juni müssen wir davon ausgehen, dass uns das Haus eingerannt wird.“ Der weitaus größte Teil der Rückzahlungsanträge sei aber „nach drei Monaten erledigt“. Vorher solle man bitte auch nicht nachfragen. Die beiden Bürgerbüros, in denen die Steuerzahler unter anderem Hilfe beim Ausfüllen der Formulare bekommen, seien zeitweise, „bis zur Besinnungslosigkeit voll“.

Im Jahr 2010 haben die Bochumer Finanzämter 1,61 Milliarden Euro an Steuern eingenommen. Das ist eine leichte Abnahme im Vergleich zum Jahr davor (1,64 Mrd Euro). Das entspricht aber dem Trend im Ruhrgebiet. Die größte Einnahmequelle im vorigen Jahr war die Lohnsteuer: 616 Millionen Euro.

„Der konjunkturelle Aufschwung hat auch Bochum erreicht“

Entgegen dem Ruhrgebietstrend wurden in Bochum aber erheblich mehr Einkommenssteuern eingenommen: 107 Millionen im Jahr 2010 . Das ist ein Anstieg um 46 Prozent im Vergleich zu 2009. Holger Brinkmann, Leiter des Finanzamts-Mitte: „Der konjunkturelle Aufschwung hat auch Bochum erreicht.“

Der größte Ausreißer im Vorjahresvergleich ist die Grunderwerbssteuer in Bochum. Im Jahr 2010 kassierten die Finanzämter 25 Mio Euro - 74 Prozent mehr als im Jahr davor. Hauptgrund sei „der Verkauf einer größeren Sache“. Der Name wurde gestern wegen des Steuergeheimnisses nicht genannt.