Dorsten/Kreis.

Auf regen Besucherverkehr stellen sich die Finanzämter in Marl (zuständig auch für Dorsten) und Recklinghausen ein. Der Grund: Erstmals werden die Änderungen auf den Lohnsteuerkarten - Kinderfreibeträge oder Heirat, um zwei Beispiele zu nennen - nicht mehr von Stadtverwaltungen, sondern in den Finanzämtern selbst eingetragen.

Die kurzen Wege für den Bürger entfallen zunächst einmal. Im nächsten Jahr sollen Änderungen über die Meldeämter direkt ans Finanzamt auf elektronischen Wege weitergeleitet werden.

Neu bei den beiden Finanzämtern ist auch die inhaltliche Ausrichtung der Arbeit, wie die beiden Leiter Heike Hürland (Marl) und Manfred Frericks (Recklinghausen) erläuterten. „Die Steuerprüfung ist in den Fokus gerückt.“ Dafür wird es mehr Personal geben. Zunächst wurde durch interne Veränderungen die Zahl im Prüfdienst von 62 auf knapp 70 Mitarbeiter erhöht.

Auf der anderen Seite könnte sich die Bearbeitung der Steuererklärungen im Innendienst verlängern. Sie dauere zur Zeit zwischen vier Wochen und sechs Monate. In Stoßzeiten – dies sind die Abgabemonate April und Mai -- könnte es auch länger dauern. Zunächst werden die Erklärungen durch ein Computerprogramm geprüft. Gibt es Abweichungen, nehmen die Mitarbeiter -- 692, davon 425 Frauen, sind es zurzeit -- die Sache in der Hand. Gut ein Drittel der Erklärungen bearbeitet der „Kollege Computer“ im Alleingang.

Das Steueraufkommen im Vest ist im vergangenen Jahr um 23 Millionen Euro auf rund 1,615 Milliarden Euro gesunken. Den Löwenanteil machen die Lohnsteuer (670 Millionen) und die Umsatzsteuer (647 Millionen) aus. Die Kfz-Steuer schlägt mit 58,5 Millionen Euro zu Buche und die Einkommensteuer mit rund 130 Millionen. Die Umsatzsteuer ist dabei um 0,8 % gestiegen. Für Heike Hürland ein Indikator für wirtschaftlich Erholung. Und das, obwohl die Zahl der Insolvenzen deutlich um 22 Prozent von 322 auf 393 gestiegen ist. 220 000 Steuerzahler gibt es im Vest. Jeweils 80 000 Lohn- bzw. Einkommensteuerzahler im Bereich Marl und Recklinghausen. Prüfungsschwerpunkte des letzten Jahres waren der Schrotthandel und die Versicherungsbranche. 350 000 Euro mussten die 53 Betriebe im Schrotthandel mehr zahlen. 820 000 Euro waren es in der Versicherungsbrache.

2011 werde man sich anderen Branchen widmen. Welche, das wollten die beiden Vorsteher der Finanzämter noch nicht verraten.