Bochum. . Bochum-Dahlhausen ist als sozialer Brennpunkt bekannt; die nationalistische türkische Organisation “Graue Wölfe“ ist hier aktiv. Das Ifak-Stadtteilzentrum Dahlhausen bietet jugendlichen Zuwanderern einen alternativen Anlaufspunkt - und Förderung.

Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher in Dahlhausen mit den Fingern der rechten Hand den Wolfsgruß bildet (Erkennungszeichen der türkischen Nationalisten), wird Friederike Müller, Leiterin des Ifak-Stadtteilzentrums Dahlhausen, wachsam. „Häufig wissen die Kinder gar nicht, was das Zeichen bedeutet. Wir reden dann darüber“ sagt sie.

Seit rund 20 Jahren macht Friederike Müller Sozialarbeit in Dahlhausen. Und zwar aus Überzeugung. In den Straßenzügen dort an der Ruhr heißt das immer auch Arbeit mit Kindern aus türkischen oder türkischstämmigen Familien. Bei rund 30 Prozent liegt der Ausländeranteil in diesem Brennpunkt, ein Großteil stammt aus der Türkei .

Selbstständigkeit lernen

Die nationalistische türkische Organisation der Grauen Wölfe wanderte einst aus Hattingen zu. Einige Jahre unterhielten sie ein Ladenlokal an der Kassenberger Straße, bis sie vor wenigen Wochen die Gaststätte „Alt Dahlhausen“ pachteten. Drinnen soll es recht vornehm ausgestattet sein, wie Besucher berichteten. Die Jugendlichen dürfen dort etwa das Internet kostenlos nutzen oder Filme auf überdimensionalen Leinwänden schauen. Und einen anderen Service für junge Leute gebe es zudem. „Da bekommen die Jugendlichen Ausdrucke der Stellenanzeigen des Arbeitsamtes. Bei uns lernen Jugendliche, selbstständig mit dem Internet zu arbeiten“, macht Friederike Müller den Unterschied ganz deutlich.

An dieser Stelle hätte eigentlich eine Reaktion des Dahlhauser Ablegers der Grauen Wölfe stehen sollen, doch zu einer Stellungnahme zur aktuellen Berichterstattung war der Verein gegenüber der WAZ nicht bereit.

Jugendarbeit ist bestes Rezept

Dafür macht sich jedoch der türkischstämmige SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel Sorgen über die Umtriebe der Gruppierung: „Fanatischer Nationalismus und Rassismus gehen uns alle an.“ Er fordert, dass insbesondere jugendliche Zuwanderer als „ein willkommener Teil unserer Gesellschaft gesehen und gefördert werden“. Yüksel weiß, dass es mittlerweile häufiger zur Unterwanderung von Ausländerbeiräten oder selbst etablierten demokratischen Parteien in NRW durch mutmaßliche rechtsextreme Türken komme.

Lothar Kessler ist Abteilungsleiter im Jugendamt. Die Problematik sei der Stadt bekannt: „Das beste Rezept dagegen ist eine gute Jugendarbeit vor Ort.“ Mit dem seit 1998 dort etablierten Stadtteilzentrum gebe es genau diesen Anlaufpunkt. Hinzu komme ein sogenannter mobiler Treffpunkt.

Friederike Müller vom Trägerverein wünscht sich eine bessere Personalausstattung, um den gewachsenen Aufgaben des Treffpunktes gerecht zu werden. „Wir sind eines der Häuser in Bochum, das über die Jahre hinweg einen kontinuierlichen Zulauf erhält.“