Bochum.

Die Gelben Säcke türmen sich in den Straßen - und die Kritik am Umweltservice Bochum (USB) wird lauter: Der USB übernahm zum Jahreswechsel die Entsorgung. Der alte Entsorger Remondis ließ vieles liegen. Der neue will's nun bis nächste Woche richten.

Das Lob zuerst: „Die neuen Gelben Säcke des USB sind prima. Stabil, reißfest, nicht so dünn wie die alten Remondis-Tüten“, würdigt WAZ-Leserin Renate Stehmann. Dumm nur, dass sich sowohl neue als auch alte Säcke seit Wochen auf Gehwegen türmen. Auch viele Tonnen quellen über. Beim gelben Müll sieht Bochum rot. Der USB verspricht - mal wieder - baldige Besserung.

"Hier ist Klein-Napoli"

„Hier ist Klein-Napoli.“ Erhard Eickelmann wähnt sich in den italienischen Müllnotstandsgebieten, wenn er die Zeppelinstraße betrachtet. „Dreck überall. Das Herbstlaub liegt noch immer am Fahrbahnrand. Die Gelben Säcke wurden hier seit Wochen nicht abgeholt“, schildert der Anwohner. „Der USB gerät bei der Wertstoffentsorgung ins Schlingern. Als Ausrede dient das schlechte Wetter, obwohl die betroffenen Straßen gut befahrbar sind“, macht Torsten Haunert eine Hinhaltetaktik beim USB aus.

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Nach der harschen Kritik am Winterdienst ist der Umweltservice Bochum auch bei der Wertstoffentsorgung Prügelknabe. „Zu unrecht“, entgegnet Sprecher Jörn Denhard. Just zum Jahreswechsel, als die Wertstoffsammlung von Remondis auf den USB überging und die Tonnen ausgetauscht wurden, schlug der Winter besonders heftig zu. Remondis ließ bis 31. Dezember tausende Tonnen und Säcke unentsorgt. Der USB muss sich des „Rest-Mülls“ 2010 zusätzlich annehmen.

Das Versprechen, keinen Remondis-Nachzügler im Stich zu lassen, gelte nach wie vor. Außerplanmäßige Einsätze seien allerdings nicht möglich. Folge: überfüllte Gelbe Tonnen, die Sackberge wachsen auf Rekordhöhe. Wo die Remondis-Trupps Mitte Dezember nicht mehr angerückt waren, sitzen die Anwohner seit vier Wochen auf ihrem Verpackungsmüll.

Zusätzliches Personal ist im Einsatz

Der USB muss mancherorts kapitulieren. „Das Müllaufkommen ist seit Jahresbeginn so groß, dass wir auf unseren regulären Touren nicht alle Tonnen leeren und alle Säcke mitnehmen können. Die Fahrzeuge sind in Kürze voll“, schildert Jörn Denhard. Zwar werde der stehengelassene Abfall tags drauf entsorgt. „Das führte aber wiederum zu Verzögerungen in den anderen Bezirken.“ Aktuell hinkt u.a. das Ehrenfeld hinterher. Hier sind die USB-Kolonnen statt am Freitag erst am Samstag unterwegs. Bis Ende der Woche sollen u.a. auch die Innenstadt und Dahlhausen vom Gelben Müll befreit sein. Der USB setzt zwei zusätzliche Fahrzeuge ein und stockt sein Personal am Samstag auf.

Das Wetter müsse weiter mitspielen. „Bleiben wir auch in den nächsten Tagen von Eis und Schnee verschont, sind wir zuversichtlich, Anfang der Woche in der Reihe zu sein. Dann kann erstmals in diesem Jahr der reguläre Abfuhrkalender greifen“, sagt Jörn Denhard.