Der Wintereinbruch bedeutet für die Arbeiter auf der A40-Baustelle am neuen Bochumer Westkreuz eine neue Herausforderung. Nicht das einzige Problem, das die Bauüberwacher zu lösen haben. Ein Blick hinter die Kulissen der Mega-Baustelle.
Sinken die Temperaturen, steigt der Blutdruck von Jan Wegener. Dabei macht der Bauleiter für die Brücken am künftigen Autobahn-Westkreuz gar keinen aufgeregten Eindruck. Das hat vielmehr etwas mit Beton zu tun, mit sehr viel Beton. Die Vorstellung einer Schlange von 160 ganz normalen Betonmischern, die 1400 Kubikmeter Beton eigentlich am Dienstag für eine neue Brücke anliefern sollten, erklärt das Problem. Denn daraus wird erst einmal nichts: Temperaturen von einigen Graden unter Null sind einfach zu niedrig.
Jan Wegener von der Spezialfirma Schäfer-Bauten musste kurzfristig umdisponieren und gerät ein wenig unter Druck. Denn es gilt, einen eng gesteckten Terminplan einzuhalten. Die beiden Diplom-Ingenieure Karsten Klein und Georg Timmerkamp im Baucontainer gleich nebenan ficht das wenig an, auch wenn an diesem Tag – womöglich wegen der Witterung – das eine oder andere Mal der Strom wegbleibt.
Logistische Herausforderung
Sie sind in der besseren Position. Als Bauüberwacher des Bauherrn Straßen.NRW, der sozusagen als ausführendes Organ des Landes für den Ausbau der A40 und den Anschluss des Donezkringes, der späteren A 441, kontrolliert, orientieren sie sich penibel am über 1000 Seiten dicken Bauvertrag. Doch Klein beruhigt: „Aber natürlich reden wir hier auf der Baustelle miteinander.“ Was aber nichts daran ändert, dass das Risiko für Verzögerungen beim Auftragnehmer liegt.
Und der, in Person von Jan Wegener, muss sich parallel bereits mit dem nächsten Projekt an diesem neuen Spaghetti-Knoten befassen. Vermutlich am übernächsten Wochenende - Autofahrer sollten sich den Termin vormerken - dräut wieder eine Vollsperrung in beiden Fahrtrichtungen. Pendler kennen das schon. Zwischen Freitagabend und früh am Montagmorgen muss ein Kreis mit möglichst großem Radius um Bochum beschrieben werden, denn dann knubbelt es sich.
Ausbau Westkreuz
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Was für Autofahrer ein Gräuel, für Brückenbauer aber eine logistische Herausforderung ist, stellt sich in Zahlen recht übersichtlich dar: Es gilt in dieser Zeit, 16 gleichgroße und gleichschwere Stahlbetonelemente von Gelsenkirchen nach Stahlhausen zu transportieren und sie in bestimmten Abständen abzuladen.
Problem nur: Jedes Element bringt 100 Tonnen auf die Waage und ist 40 Meter lang. Jan Wegener hat schon alles organisiert. Zwei 400-Tonnen-Autokrane stehen bereit. Und die Spezialtieflader, die die Brückenelemente, wegen der besonderen Maße, mit Polizeibegleitung transportieren, sind ebenfalls gechartert: Wegener: „Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.“
Brücke wird ersatzlos gestrichen
Georg Timmerkamp will nicht versäumen, eine Änderung bei dieser Megabaustelle zu vermelden. Ursprünglich sollte die Eisenbahnbrücke nur wenige hundert Meter neben der jetzt abgerissen Fußgängerbrücke in schöner Bogenbauweise neu erstehen. Doch die Wirklichkeit überholte die Planungen: Die Brücke wird ersatzlos gestrichen. Bis vor einigen Monaten fuhr noch einmal pro Tag ein Güterzug, doch dies gehört jetzt der Vergangenheit an.
Was für Straßen.NRW wichtig und die Baufirmen hervorragend ist: Der Zeitplan steht und daran ändern (bislang jedenfalls) die Wintereinflüsse gar nichts. Mitte des Jahres 2012 sollen die ersten Autos über die neuen Brücken des Westkreuzes brausen.
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