Bochum. .
Mit seiner Schreinerei „Holz und Form“ hat sich Wolfgang Nonnenmacher ein neues Standbein geschaffen. In seiner Werkstatt restauriert der 57-jährige Tischlermeister historische Objekte.
Wenn Journalisten über Restauratoren die Floskel verwenden, deren Arbeit ließe das alte Stück „in neuem Glanz erstrahlen“, zuckt Wolfgang Nonnenmacher zusammen. „Wenn’s glänzt, wäre der Job misslungen. Die Patina muss erhalten, das Objekt in seinem Charakter konserviert sein.“
Der Tischlermeister (57) hat vor acht Jahren einen neuen Weg in seinem Handwerk gesucht und sich zur Weiterbildung an der Akademie Schloss Raesfeld entschieden. Nach zwei Jahren war er Restaurator, bekam 2005 für sein Unternehmen, das er gemeinsam mit dem Tischlermeister und Wirtschaftsmediator Michael Kaiser (50) leitet, die Zertifizierung als Fachbetrieb für Denkmalpflege.
Die Schreinerei „Holz und Form“ in Weitmar betreiben beide seit 1987. „Die Branche steckt in einer Umbruchphase hin zur modernen computergesteuerten Fertigungstechnik“, sagt Nonnenmacher. Eine Maschine ersetzt Fräse, Hobel und Säge und kann von einem Mitarbeiter bedient werden. Das aber hieße, sich von einem Teil der Belegschaft (fünf Gesellen, zwei Azubis) zu trennen, um im Strom weiter mitzuschwimmen, sowie immense Neuinvestitionen. „Das wollten wir nicht, zudem suchten wir nach einer Spezialisierung innerhalb der Tischlerei, und fanden sie in der Restaurierung.“
Seither haben Nonnenmacher und seine Belegschaft viele Möbel von Barock bis Art Deco restauriert und historische Treppenhäuser bearbeitet. Aktuell konservieren im Auftrag des Landes zwei Portale aus dem Kloster Essen-Werden (jetzt Folkwanghochschule) aus der Spätbarockzeit.
Die zweiflügeligen großen Eingänge mit aufwändigen Schnitzarbeiten wie Putten, Löwenköpfen und Ranken sind 220 Jahre alt. In der Werkstatt in Weitmar wurden zunächst fünf Farbschichten abgetragen. Lena Langer, die Restauratorin werden will und zurzeit dort ihr Praktikum absolviert, macht seit drei Wochen nichts anderes, als die Farbe vom Holz zu lösen. dazu verwendet sie filigranes Werkzeug, wie es auch einem Zahnarzt nicht fremd ist.
Schäden, Risse, Brüche, Faulstellen und Abnutzungen
Unter den Schichten offenbart sich der Zahn der Zeit, der Schäden, Risse, Brüche, Faulstellen und Abnutzungen hineingefressen hat. Einem der Löwenköpfe fehlt Profil, die Nase ist nahezu abgenutzt. „Das wird vorsichtig nachgeschnitzt, um die Konturen wiederherzustellen“. Andere Stellen müssen ausgebessert werden. Dazu wird, wie beim Original, Eiche verwendet. Streng genommen, sagt Nonnenmacher, sollte auch historisches Holz, etwa aus alten Kirchendielen, verwendet werden, doch das steht nicht zur Verfügung. „Ziel ist die größtmögliche Substanzerhaltung. Die historischen Spuren müssen erhalten bleiben.“ Das gilt auch für die Scharniere (die alten Schrauben werden wiederverwendet), die Konservierung des Schmiedegitters, das der Verglasung über den Portalen vorgesetzt wird und die Instandsetzung der Rahmen.
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Ein zweites Standbein von „Holz und Form“ ist Sicherheitstechnik, Einbruchschutz an Fenstern und Türen. „Auch dazu gehört mehr Fachwissen, als in einem normalen Tischlereibetrieb gefragt ist“. In den Portalen des Werdener Klosters vereinen sich beide Spezialisierungen des Betriebs. Nach der Restaurierung wird Technik für Zugangskontrollen und unsichtbare Türschließer eingebaut.
Drei Leute arbeiten an diesem Projekt. Nonnenmacher legt drei Monate zugrunde, bis die Portale wieder ins Gebäude eingebaut werden können. Und auch das ist für ihn Denkmalschutz: Sein Betrieb restaurierte Stücke in einer alten Villa in Langendreer, ehemals im Besitz der Brauerei Müser, heute genutzt von der Rudolf-Steiner-Schule. „Dort hing ehemals ein riesiger Leuchter mitten im Raum. Nun wusste ich von einem alten Stück, 180 kg schwer, das im Keller der Fachhochschule Georg Agricola vor sich hinschlummerte und irgendwann auf dem Müll gelandet wäre. So bekam die Schule kostenlos ein passendes, historisches Accessoire.“