Bochum..
Das Ladenlokal von „Modellbaucenter Bochum“ in Kornharpen ist klein wie eine Garage und beherbergt doch erstaunlich viele Flitzer. Marcus Schulz (41), Jörg Hintzmann (38) und Tim Pohlmann (38) schreiben damit ihre Geschichte auf dem Weg vom Hobby zum Geschäftserfolg.
Alles begann durch die Leidenschaft von Jörg Hintzmann für flotte Automodelle, mit der er seine Freunde ansteckte. Auf der Suche nach anspruchsvollerem Tuning kam er in Kontakt mit amerikanischen Herstellern. „Die lieferten Produkte und Fabrikate, die bis heute in Deutschland nicht erhältlich sind.“ Damit, so versichert Hintzmann, unterscheide sich ihr Versand/Laden von Mitbewerbern und Fachgeschäften.
„Offensichtlich sind wir zur richtigen Zeit in die Nische für Fans von RC-Automodellen gesprungen, denn ehemals handelnde Unternehmen haben die Produkte komplett aus ihrem Programm gestrichen oder gar ganz aufgegeben“, sagt Schulz.
Dem Angebot folgte ziemlich rasch ein Nachfrage-Boom. Wurden Modelle und Zubehör seit 1997 allein online verkauft, machte das Trio vor zwei Jahren dann den kleinen Laden am Grünen Weg auf.
Heute beliefern sie überdies 2500 feste Kunden übers Netz. „Die Fans rennen uns das Geschäft ein; wir haben sogar Stammkunden aus Belgien und Holland.“ Was diese zu schätzen wissen: Sie müssen sich nicht mit dem Zoll auseinandersetzen, ebensowenig wie mit Versand und Umsatzsteuer. Überdies wollen sie die Waren anfassen, fachsimpeln, Rat einholen. Also steht in nächster Zeit eine Geschäftsvergrößerung an.
Der Modellautofan sei vielschichtig, „es kommen genauso hochdotierte Uni-Professoren wie Hartz-IV-Empfänger“. Kleine Modelle sind erschwinglich und für Einsteiger geeignet, die großen mit bis zu 15 kg Gewicht kosten mehrere tausend Euro. „Der Liebhaber schätzt vor allem das Nachrüsten, nicht allein das Fahren“, sagt Schulz, „bis ein Modell einen völlig individuellen Charakter hat“. So gibt es sogar für die Winterzeit Skier, die statt der Vordereifen installiert werden können.
Die flotten Flitzer erreichen bis zu 110 km/h und können – wie im Film „Dirty Harry V“ – über Hürden hüpfen, als seien es Kunstspringer. Die Fans verabreden sich zumeist in Foren; Frauen seien auch darunter, aber nur wenige. „Im Ruhrgebiet gibt es mehrere Plätze, wo sich die Modellbauer treffen“, so Hintzmann. In Bochum ist dafür seit Jahren der Real-Parkplatz in Wattenscheid bekannt. Übrigens geht – nicht allein wegen der Lärmbelästigung für Anwohner – der Trend hin zum Elektroauto, versichert Marcus Schulz.
War das Modellbaucenter für Schulz, Hintzmann und Pohlmann bislang das zweite Standbein – jeder von ihnen hat einen Hauptberuf – kam jüngst mit der HPS Marketing- und Handelsagentur (steht für Hintzmann, Pohlmann und Schulz) nun ein drittes hinzu. „Dort können wir unser jeweiliges Know-how bestens einsetzen“, erklärt Marcus Schulz. Zwei Bochumer Neugründern haben sie bereits geholfen, Unternehmen aus der Taufe zu heben; einem Fahrradladen und einem Spielzeuganbieter.
Marcus Schulz arbeitet selbstständig für eine Versicherung, Hintzmann hat eine IT-Firma, und Pohlmann eine Werbeagentur. So ergänzt jeder von ihnen das nötige Wissen, um Gründern auf die Beine zu helfen.
Noch in diesem Jahr ist das Ziel, dass Vollzeit-Kräfte den Laden übernehmen und die drei Inhaber in den Hintergrund treten, um von einem gemeinsamen Büro aus ihre Agentur flott zu machen. Aus eigener Erfahrung lernend, wollen die Freunde anderen Stolpersteine ersparen.