Bochum. .
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft will sich politisch für das Bochumer Opel-Werk einsetzen. „Ich glaube, dass man hier auf einem guten Weg ist, das wollen wir unterstützen“, erklärte sie bei ihrem Werksbesuch am Dienstagvormittag.
Das Bochumer Opel-Werk hat ohne eine zweite Modellreihe keine Zukunft, betonte Betriebsratschef Rainer Einenkel anlässlich eines Besuchs von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft am Dienstag im Bochumer Werk. Kraft, selbst langjährige Opel-Fahrerin, lobte nach einer Werksbesichtigung die „hervorragende Qualität“ der in Bochum gebauten Autos und bekräftigte: „Qualität kommt aus Bochum.“ Für den Opel-Standort wolle sie und die Landesregierung „aktiv mitarbeiten“, sicherte sie zu. Werksleiter Manfred Gellrich reagierte angetan: „Es freut mich, wenn Opel dahin kommt, wo es hingehört.“
170 Millionen Euro hatte Opel im Bochumer Werk für den Start des neuen Zavira investiert, der ab nächsten Jahr vom Band läuft. Gellrich sagte, 2011 sei die Produktion von 115.000 Autos im Bochumer Werk geplant. Einenkel geht jedoch davon aus, dass es mehr werden und verglich mit 2010: In diesem Jahr waren eigentlich nur 105 000 Autos geplant, doch bis Jahresende würden es 140.000 sein.
Einenkel: Zurzeit werde mehr produziert als geplant
Hoffnungen setzt man im Bochumer Opelwerk auf die Fortführung der Getriebeproduktion. Bis Ende des Jahres 2011 sind die Arbeitsplätze der 520 dort eingesetzten Mitarbeiter sicher. „In Bochum bauen wir das beste GM-Getriebe in Europa“, hob Betriebsratschef Einenkel hervor. Zurzeit werde mehr produziert als geplant. Ein Grund mehr, auf den Fortbestand der Getriebe-Produktion zu drängen, zumal sie auch gebraucht werde - für den Junior-Kleinwagen in Eisenach ebenso wie für den Corsa.
Dass 1800 der rund 6000 Beschäftigten bei Opel Bochum bis Ende 2011 ihre Arbeitsstelle räumen sollen, sieht Einenkel auch deshalb nicht an zwingend an. Doch sollte es nicht zu einer zweiten Modellreihe für Bochum kommen, „sehe ich große Probleme auf uns zu kommen. Wir brauchen das zweite Auto“. Er nannte den Astra Sports Tourer, äußerte auch Hoffnung hinsichtlich des Zuschlags für Elektroautos (Ampera, Elektro-Zafira).
Hannelore Kraft sicherte weitere Unterstützung zu: „Man darf unseren Einfluss nicht zu hoch ansetzen, aber auch nicht zu niedrig.“ Sie verwies auf gemeinsame Anstrengungen mit der Stadt Bochum und den Hochschulen: „Bei Opel in Bochum sah es schon mal düster aus vor der Schüppe. Ich glaube, dass man hier auf einem guten Weg ist, das wollen wir unterstützen.“
Bisher haben erst 320 Auflösungsverträge unterschrieben
Einenkel teilte mit, dass Opel Bochum die Frist für Auflösungsverträge um einen Monat bis zum 1. Januar 2011 verlegt habe. Ursprünglich war geplant, dass bis Jahresende 650 Mitarbeiter per Abfindung ausscheiden. Doch bisher haben erst 320 unterschrieben. Noch gilt das Angebot, nach Rüsselsheim wechseln zu können - dort sind 200 Stellen frei. Doch für einen solchen Wechsel haben sich bisher nur erst 60 Bochumer Opelaner entschieden.
Werksleiter Gellrich: „Das ist doch eine gute Chance, bei Opel zu bleiben, eine echte Alternative.“ Einenkel: „Die Zahl 650 war von vornherein unrealistisch.“ Notfalls könne man vor allem weiterhin mit Kurzarbeit Stellenabbau vermeiden. Auch die Absenkung der 35-Stundenwoche auf 30 Wochenstunden schloss der Betriebsratschef nicht aus. Positiv vermerkte er: „Man droht nicht mehr mit betriebsbedingten Kündigungen.“