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Die Bochumer Grünen geben dem Kreativviertel rund um den alten Katholikenbahnhof keine Chance mehr. Auch das geplante Kleinkunst-Theater von Frank Goosen sei vom Tisch. Der Eigentümer sucht wohl andere Nutzungskonzepte.

Die Bochumer Grünen geben dem Kreativviertel rund um den alten Katholikenbahnhof keine Chance mehr. „Wenn sich überhaupt Kreative dort ansiedeln würden, dann nur solche, die sich bereits erfolgreich am Markt etablieren konnten“, sagt Fraktionschef Wolfgang Cordes. Die Kaltmieten, sollte das Viertel erschlossen werden, würden dort bei zehn, elf Euro pro Quadratmeter liegen; „Mieten, die Existenzgründer gar nicht bezahlen könnten“.

Die Stadt will für das ca. 4,5 Hektar große Areal einen Bebauungsplan aufstellen. Der Bereich City-Tor-Süd soll der Kunst- und Kreativwirtschaft vorbehalten sein als Teil des Viktoria-Quartiers. Die brachliegenden Flächen gehören überwiegend der Stadt; in den Händen privater Investoren der südliche Streifen entlang der DB-Linie Bochum-Essen sowie der nördliche Teil entlang der Glückauf-Bahn.

Goosen wäre ein Ankermieter gewesen

Grundlage für die Erschließung und für die Zusage der Ankerprojekte ist der Kanalbau zur Viktoriastraße hin. Geld fehlt, die Stadt behalf sich mit einem Provisorium. „2012 soll der große Sammler gebaut werden, dann ist die Erschließung gesichert. Das ist im Haushalt als rentierlich eingestellt“, erklärt dazu Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch auf Nachfrage.

Das geplante Kleinkunst-Theater von Frank Goosen aber sei vom Tisch: „Leo Bauer, der mit der Stadt haderte, ist Eigentümer der Rotunde, Goosen wollte mieten. Nun sucht Bauer wohl andere Nutzungskonzepte.“ Das bedauert Dieter Fleskes, SPD-Fraktionschef: „Goosen hat einen Namen, wäre ein Ankermieter gewesen. Doch steht privates Engagement derzeit für uns nicht ganz vorn. Wichtiger sind die laufenden Gespräche mit der Landesregierung über den Gesamtkomplex Viktoriaquartier mit Konzerthaus und Marienkirche.“

Für die Grünen ist das Kreativviertel ein (zu) hoch gehängtes 2010-Projekt. „Auch das geplante Konzerthaus könnte nie Teil des Kreativviertels sein, subventionierte Hochkultur wäre wie ein Fremdkörper.“ Für ihn böte sich die Fläche eher für normale Büroimmobilien an. Es gebe genügend Interessenten, denen Innenstadtnähe wichtig sei.

Leerstandkataster für Kreative

Kreative suchten eher preiswerte Immobilien wie an der Rottstraße. Besser als neu zu bauen wäre für die Grünen, ein Leerstandkataster für Kreative zu erstellen. „Griesenbruch wäre geeigneter. Dort gibt es Garagen, Hinterhöfe, Erdgeschosswohnungen, in denen sich Jungunternehmer niederlassen könnten.“

Überdies bestehe Handlungsdruck; ab 2014 müssten die ersten Kreativen Lothringen verlassen – die Förderungen sind zeitlich begrenzt. Dort, so Cordes, könnte man das alte Verwaltungsgebäude nutzbar machen. Das sieht Fleskes ähnlich: „Wir müssen Abstand nehmen von der Idee, die Kreativen wollten alle in die Stadt. Die meisten ziehen es vor, in Gerthe zu bleiben.“