Bochum.

„Das Fremde und das Eigene“ ist das Thema der Ausstellung, die aktuell im Bochumer Stadtarchiv zu sehen ist. Türkische Migranten erzählen hier stellvertretend von ihrer Einwanderung und dem Leben als Gastarbeiter in Deutschland.

„Das Fremde und das Eigene“ ist das Thema der Ausstellung, die seit April im Stadtarchiv zu sehen ist. Ein Teil widmet sich den um 1970 eingewanderten „Gastarbeitern“, der sogenannten „Erstgeneration“. Stellvertretend für Bochums Einwanderer werden hier sechs türkische Menschen vorgestellt, drei Männer und drei Frauen. „Auch das ist Teil unserer Stadtgeschichte“, sagt Leiterin Ingrid Wölk.

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Von DerWesten

Was im Ausstellungsteil „Fremde - Gäste - Gastarbeiter“ zu sehen ist, ist schnell erzählt: An der Wand hängen sechs Steckbriefe der vorgestellten Migranten und in Schaukästen davor kann man Relikte aus der Zeit ihrer Einwanderung bestaunen.

Erzählte Geschichte

Was vielleicht unspektakulär klingen mag, ist jedoch mit so starken Gefühlen behängt, dass man kaum ungerührt an den „Ausstellungsstücken“ vorbeigehen kann. Die Objekte, die für die Phase des Übergangs stehen, haben eine Geschichte, meist sogar eine sehr bewegende. So eine schwarze Handtasche, die eine der Frauen bei ihrer Hochzeit in der Türkei trug. Oder eine Arbeitsschürze mit Werkzeug, damit man in Deutschland direkt mit der Arbeit beginnen konnte.

Um es nicht bei dem kleinen Teil in der Ausstellung zu belassen, organisierte das Stadtarchiv die Thementage „Aus der Fremde“. Am Mittwoch erzählten drei der sechs vorgestellten Migranten ihre bewegende Geschichte der Auswanderung um 1970 noch einmal genau.

Zum Beispiel, warum sie überhaupt nach Deutschland kamen. Ali Karamizrak und Mustafa Pehlivan sind sich einig: „Um zu arbeiten!“ Pehlivan erzählt von seiner turbulenten Reise ins fremde Deutschland, wo er das erste Mal Erfahrungen mit der Sprachbarriere machen musste. Darüber habe sich keiner von ihnen vorher Gedanken gemacht. „Es waren andere Zeiten“, erklären sie. Sprachkurse für Migranten gab es damals noch nicht. Man sollte schließlich nur für kurze Zeit zum Arbeiten in Deutschland sein und dann zurückkehren. Dazu kam es jedoch aufgrund mehrerer Umstände nie.

„Ich wollte frei sein!“

Rezzan Durmaz hatte einen ganz anderen Blick auf die Einwanderung: „Ich wollte meine Freiheit haben“, sagt sie entschieden. Sie war jung, gerade 18 Jahre alt, wollte frei sein und dem Regiment ihrer „autoritären Schwägerin“ entgehen. Als Durmaz in Deutschland war, wurde aber alles schwerer, als sie dachte. Bei der Arbeit wurde sie oft beleidigt. „Ich bin oft nach Hause gekommen und habe geweint“, sagt sie traurig. Heute weiß sie aber damit umzugehen: „Wenn mich heute jemand beschimpft, bekommt er eine passende Antwort!“

Alle drei sind sich jetzt einig: Deutschland ist ihre zweite Heimat. Durmaz bestärkt: „Was habe ich in der Türkei?“ Bei einem viermonatigen Aufenthalt in ihrem ‘Heimatland’ habe sie nach kürzester Zeit Heimweh nach Deutschland bekommen.