Bochum. .
Die von der Ruhr.2010 mitveranstaltete Konferenz „Tage der Sprachen im Ruhrgebiet“ finden an der Ruhr-Universität statt. Dabei steht die Mehrsprachigkeit im Fokus des wissenschaftlichen Interesses. Sie wendet sich aber auch an interessierte Laien.
Die „Metropole“ Ruhr ist entstanden durch rasante Zuwanderung. Die Menschen kamen hierher, um zu arbeiten. Doch sie brachten nicht nur ihre Arbeitskraft mit, sondern oft auch Kultur und Sprache. sie sprachen Polnisch und Russisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch, Türkisch, Arabisch und Niederländisch. Und viele andere Sprachen. Doch diese sieben stehen im Mittelpunkt eines sprachwissenschaftlichen Projekts, das sich heute und morgen zwischen 9 und 18 Uhr sowohl an Wissenschaftler als auch an den interessierten Laien wendet. Der Eintritt zur Tagung im Veranstaltungszentrum (Saal 2 a) ist frei, sie ist Projekt der Kulturhauptstadt 2010 und darin des Projekts Melez.
Sprachbiographien von 42 Menschen
Zum Projekt gehören vor allem 42 Interviews mit zweisprachigen Menschen. Entstanden sind 15- bis 35-minütige gefilmte Sprachbiografien, deren Clou es ist, dass sowohl die Interviewer als auch die Interviewten beide Sprachen beherrschten. So konnte frei gewechselt werden, herausgefunden werden, welche Sprache besser wann zur Anwendung kommt, welche besser zu welchen Thematiken passt.
Am Ende der Erfassung standen über 20 Stunden Material, die im Rahmen der Konferenz an Computerbildschirmen zu sehen sein werden. Am PC kann der Besucher im digitalisierten Material gezielt nach Sprachen und Themen suchen.
Multimedialer Support
Die Wissenschaftler, die den ersten Tag mit Vorträgen gestalten, habe sich passende Sequenzen ausgesucht, um ihre Erkenntnisse zu unterfüttern. So sollen die wissenschaftlichen Ergebnisse auch mit Hilfe des Multimedia-Supports möglichst breit zugänglich gemacht werden. Entworfen wurde das große Projekt von Prof.Dr. Franz Lebsanft (Früher RUB, jetzt Bonn) und dem Bochumer Prof. Gerald Bernhard vom Romanischen Seminar.
„Soll mein Kind meine Heimatsprache können?“, ist etwa eine der behandelten Fragen. Die wurde durchweg positiv beantwortet. Daran schließen sich aber Fragen an, in welchen familiären, religiösen oder beruflichen Umgebungen, welche Sprachen gesprochen werden. Und auch, abstrakt formuliert, ob es ästhetische Gründe für oder gegen den Einsatz einer Sprache gibt.Ein Vorurteil soll aber entkräftet werden: Mehrsprachigkeit ist nicht gleichzusetzen mit schlechtem Deutsch.
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Institutionen kommen zu Wort
Der zweite Konferenztag ist dann geprägt von Vorträgen aus Sicht von kirchlichen, kommunalen und gesellschaftlichen Institutionen, die im Alltag oft mit den Phänomenen der Mehrsprachigkeit zu tun haben. Dann sprechen Vertreter der jüdischen Gemeinden, der evangelischen Kirche, des Bistums Essen, der Kommunen Bochum, Essen und Dortmund und auch Professor der Orientalistik über die Mehrsprachigkeit in Moscheen. Ihre Erlebnisse wollen die Vertreter in Vorträgen, aber auch im freien Gespräch mit Zuhörern und Interessierten teilen.
Eine Ausstellung zu den sieben Sprachen und sogar ein Büfett runden dieses kulturwissenschaftliche Highlight für Wissenschaftler und Laien ab. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.