Über eine Städtepartnerschaft denkt die Verwaltung nicht nach. Verbindung soll wachsen und nicht verordnet werden.

Bochum hat Sheffield (GB), Donezk (UKR), Oviedo (E) und Nordhausen. Velbert hat Corby (GB), Châtellerault (F) und bald vielleicht sogar die griechische Region Igoumenitsa. Es gibt zahlreiche Kommunen, die sich eine Stadt im Ausland als Partnerstadt gewählt haben. Nur Hattingen nicht.

Für Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger liegen die Gründe dafür auf der Hand: „Einerseits ist Hattingen sehr sparsam und eine Städtepartnerschaft ist stets mit Kosten verbunden”, erläutert er. „Zusätzlich wollen wir keine Partnerschaft von oben verordnen. So etwas muss wachsen.” Sollte es eine entsprechende Initiative aus der Bürgerschaft geben, könne er sich schon vorstellen, dass die Stadt ihre Unterstützung anbiete. „Wenn jemand über gute Kontakte verfügt, vielleicht eine Art Austausch schon angelaufen ist und es die Stadt nichts kostet, dann wäre das eine Überlegung wert.”

Dass Geld bei Städtepartnerschaften durchaus eine Rolle spielt, kann die Pressesprecherin der Stadt Bochum, Tanja Wißing, nur bestätigen: „Wir haben bislang Austauschprogramme von Schulen oder Vereinen bezuschusst.” Diese Beteiligung sei aber freiwillig. „Da wir eine Haushaltssperre haben, sind solche Leistungen jedoch vorerst nicht mehr möglich.” Ähnliches berichtet Karsten Bangert, bei der Stadt Velbert zuständig für den Bereich Städtepartnerschaft. „In diesem Jahr haben die Schulen von uns noch einen Zuschuss für Austauschprogramme erhalten. Allerdings wissen wir nicht, ob wir uns das aufgrund der angespannten finanziellen Situation auch im nächsten Jahr noch erlauben können.”

Inge Haack vom „Deutsch-Polnischen Freundschaftskreis Hattingen, Sprockhövel, Krakau” ist da schon einen Schritt weiter. „Wir pflegen seit 1994 unsere Kontakte nach Krakau. Dafür sind wir im Dezember sogar ausgezeichnet worden”, berichtet sie. Finanzielle Unterstützung bekommt der Verein vom Lions Club und von der Sparkasse Sprockhövel. „So etwas wäre ein Beispiel, wo wir als Stadt unsere Hilfe anbieten könnten”, sagt Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger, betont aber ausdrücklich: „Geld können wir nicht zur Verfügung stellen.”

Die Briten waren die Ersten

Erstmals sind 1920 das britische Keighley und Poix-du-Nord im französischen Département Nord eine Städtepartnerschaft eingegangen. Allerdings in der Form, dass die englische Stadt die französische „adoptierte”. Die erste Partnerschaft mit Beteiligung einer deutschen Stadt erfolgte 1925 zwischen Kiel und Sonderburg, die nächste wurde 1930 zwischen Wiesbaden und Klagenfurt geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ab 1947 verstärkt Städtepartnerschaften gegründet, um Völkerverständigung an der Basis zu praktizieren. Ein Beispiel ist etwa die Partnerschaft Bonns mit dem britischen Oxford.