Bochum. .

Weil an der Bochumer JVA 75 neue Haftplätze für verurteilte Sextäter gebraucht werden, sollen die Dienstwohnungen der Krümmede abgerissen werden. Dabei ist über den geplanten Neubau noch gar nicht entschieden.

Die meisten der 68 Dienstwohnungen an der Bochumer Justizvollzugsanstalt „Krümmede“ sind bereits geräumt, um dem Neubau einer sozialtherapeutischen Strafanstalt für Sexual- und Gewaltstraftäter Platz zu machen. Dabei ist eine „endgültige Entscheidung“ über den Neubau noch gar nicht getroffen, teilte das NRW-Justizministerium auf Anfrage der Redaktion mit.

„Die Planungen von der Verlegung der Anstalt (von Gelsenkirchen nach Bochum) befinden sich weiter in Prüfung“, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums mit Hinweis auf den Nachtragshaushalt. Der Zeitfahrplan besagt, dass die Wohnungen bis Ende 2010 geräumt werden müssen, damit Anfang des Jahres 2011 mit dem Abriss der Gebäude begonnen werden kann. Ursprünglich sollte schon Ende 2009 geräumt sein.

Die Ansiedlung der Anstalt mit 75 Haftplätzen für verurteilte Sextäter an diesem Standort hatte im Sommer 2008 in Bochum Empörung und Proteste ausgelöst. So äußerten sich die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Carina Gödecke und Thomas Eiskirch „entsetzt über die Entscheidung des Justizministeriums, nach der es nun doch zum Abriss der 68 Dienstwohnungen für Bochumer JVA-Angestellte kommen soll“.

JVA-Mitarbeiter protestierten wochenlang gegen Abriss ihrer Wohnungen

Auch der 2008 in der Sommerpause zur Sondersitzung einberufene Stadtentwicklungsausschuss hatte den Bau der neuen Anstalt neben der Krümmede mehrheitlich abgelehnt. Vor den Gefängnistoren protestierten JVA-Mitarbeiter wochenlang gegen den drohenden Abriss ihrer Wohnungen. Führende Vertreter der Bochumer Parteien wie OB Ottilie Scholz (SPD) und Lothar Gräfingholt (CDU) besuchten die Betroffenen vor Ort, versprachen Hilfe. Doch Verhandlungen von Scholz und Gräfingholt im NRW-Justizministerium konnten den Abriss der Dienstwohnungen nicht mehr stoppen. Auch der Versuch, die Häuser mit Hilfe des Denkmalschutzes zu erhalten, schlug fehl.

Das Ministerium bestand auf diesem Standort, um dort einen Ersatz für die sozialtherapeutische Anstalt Gelsenkirchen zu schaffen. Diese Einrichtung mit 57 Haftplätzen soll geschlossen werden, weil sie in marodem Zustand sei. Sie war einst im früheren Gefängnis, Baujahr 1902, eingerichtet worden.

„Ich bitte Sie inständig, helfen Sie uns“, hatte JVA-Beamter Rolf Lensing an die Ministerialen appelliert, um den Abriss der Dienstwohnungen zu verhindern. Ohne Erfolg. Dafür wurde den Betroffenen anschließend der Auszug schmackhaft gemacht - etwa in modernisierte Wohnungen der halbstädtischen Wohnungsbaugesellschaft VBW an der Parallelstraße im „Hammer Carree“.

Dass das Justizministerium so strikt an diesem Standort für die Anstalt festhielt, hatte auch wirtschaftliche Gründe: Einrichtungen von der JVA Krümmede wie Küche, Werkstätten und Sportplatz könnten von den Häftlingen der sozialtherapeutischen Anstalt mitgenutzt werden. Auch galt die Lage zwischen Gefängnis und der neuen Polizeikaserne als nicht eben übel.