Bereits Anfang des Jahres 2009 soll die Entscheidung fallen, ob die sozialtherapeutische Anstalt für Sexual- und Gewaltstraftäter an der Bochumer JVA „Krümmede” mit 80 Haftplätzen gebaut wird.

Von diesem Zeitplan gehe man aus, auch wenn die Prüfung zur Stunde noch nicht abgeschlossen sei. Das teilte das Justizministerium in Düsseldorf der WAZ auf Anfrage mit.

Dass die Entscheidung damit schon in wenigen Wochen erwartet wird, löste bei Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz Verwunderung aus. Denn vor vier bis fünf Wochen hatte sie zusammen mit OB Frank Baranowski, ihrem Amtskollegen aus Gelsenkirchen, einen Brief an die Justizministerin geschrieben und darum gebeten, wie eine Justizsprecherin bestätigte, frühzeitig in die Entscheidung eingebunden zu werden.

Appell, nicht in Bochum zu bauen

Im selben Schreiben hatten beide Stadtoberhäupter appelliert, die Anstalt nicht in Bochum zu bauen. Doch der Brief sei bis jetzt nicht beantwortet worden. „Funkstille” registrierte auch Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch.

Dazu erklärte das Justizministerium, die interne Meinungsbildung sei zur Zeit noch nicht abgeschlossen. Sobald dies der Fall sei, werde man die beiden OB informieren.

Wie berichtet, hatte sich nicht nur OB Ottilie Scholz im Sommer 2008 vehement gegen den Plan des Ministeriums gewandt, das Projekt direkt neben dem Bochumer Gefängnis zu errichten. Dafür, so der Plan, sollen nämlich 68 JVA-Dienstwohnungen abgerissen werden. Das hatte Proteste der rund 160 Bewohner ausgelöst, von denen ein Teil in der „Krümmede” beschäftigt ist.

Sie wurden von den Düsseldorfer Plänen am 15. Juli überrascht. Das hatte auch Politiker alarmiert. In einer Sondersitzung, einberufen vom Vorsitzenden Heinz Hossiep, debattierte der Stadtentwicklungsausschuss das Projekt und sprach sich dagegen aus. Damit würden Bemühungen zunichte gemacht, den Veranstaltungsbereich an der Castroper Straße aufzuwerten, quasi als „Tor zur Innenstadt”.

Anstalt in Gelsenkirchen zu marode

Das Justizministerium sagte, die Suche nach dem Standort sei erfolgt, weil die sozialtherapeutische Anstalt in Gelsenkirchen mit 57 Haftplätzen in schlechtem Zustand sei. Es sind Räume des früheren Gerichtsgefängnisses, Baujahr 1902. Man habe auch andere Standorte für den Neubau geprüft – in Essen, Dortmund, Hagen und Gelsenkirchen. Die Wahl war auf Bochum gefallen, weil dort eine direkte Anbindung zur JVA und deren Einrichtungen (Küche, Sportplatz, Werkstätten) bestehe.

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