Bochum.
Die neue Kulturministerin Ute Schäfer hatte in der Jahrhunderthalle ihren ersten offiziellen Auftritt. Vorgestellt wurde der Auftakt der nächsten Triennale-Spielzeit. Los geht es mit „Leila und Matschnun“, einer Kreation aus Musik- und Sprechtheater.
Triennale-Intendant Willy Decker lächelte zufrieden und meinte: „Das sind ermutigende Worte“. Es sei erfreulich, dass „eine Kraft hinter uns steht, im wahrsten Sinne des Wortes.“ Gemeint war natürlich Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die sich für den Triennale-Auftakt am 20. August angesagt hat. Dienstag wurde sie von Ute Schäfer vertreten, die damit ihren „ersten offiziellen, öffentlichen Termin als Kulturministerin“ wahrnahm. Auch sie wird in den Zuschauerreihen sitzen, wenn mit der Kreation „Leila und Madschnun“ die zweite Spielzeit des Intendanten Decker in der Jahrhunderthalle eröffnet wird.
Bevor Willy Decker, gerade aus der Probenarbeit kommend, über einige Erfahrungen mit dem altpersischen Epos sprach (eine Variante der „Romeo und Julia“-Stoffes), nutzte Ute Schäfer die Gelegenheit zu einem ersten Statement. Von 2002 bis heute sei die Ruhr-Triennale „zu einem der bedeutendsten europäischen Festivals für Tanz, Schauspiel, Literatur und Musik geworden“. Ein untrügliches Zeichen für die überregionale und internationale Bedeutung des Ruhr-Festivals mit beinahe 50 000 Zuschauern im vergangenen Jahr sei außerdem „die zunehmende Zahl der Gastspiele und der Einladungen zu Gastspielen“. Die Kulturministerin lobte die „rasante Entwicklung“, die die Ruhr-Triennale seit ihren Anfängen genommen habe.
Gut für den Tourismus
Das Ruhr-Festival habe über die kulturpolitische Dimension hinaus noch eine weitere wichtige Bedeutung für die Region: „Sie trägt auch zum Wirtschaftswachstum bei.“ Stichwort: Tourismus. Die Branche habe für Mai 2010 gemeldet, dass die Besucherzahlen im Ruhrgebiet erneut angestiegen sind. „Rund 12,4 Prozent mehr Menschen als 2009 haben das Ruhrgebiet im Mai besucht“, so die Ministerin: „Ich gehe davon aus, dass allein durch die Besucher der Ruhr-Triennale weitere Zuwächse zu erwarten sind.“
Anschließend erläuterte Willy Decker seine Regiearbeit an „Leila und Madschnun“, die der persische Dichter Nizami 1188 niedergeschrieben hat und die von Albert Ostermaier für die deutsche Sprache eingerichtet worden ist. Für Willy Decker bedeutet die Arbeit an dem persischen Epos „das Risiko, in ein unbekanntes Land vorzudringen“, verbunden mit der Gefahr, auch einmal in die Irre zu gehen oder aus einer Einbahnstraße wieder herausfinden zu müssen.
Völlig verschiedene Planeten
„Leila und Madschnun“ sei weder reines Musik- noch reines Sprechtheater: „Die Genres begegnen sich, sie fließen ineinander“, erzählte der Intendant. Für Willy Decker bildet es einen „hochinteressanten Vorgang“, wie sich beide Bereiche begegnen, denn: „Eigentlich sind Musiktheater und Schauspiel zwei völlig verschiedene Planeten. „Madschnun“ bezeichne einen vor Liebe beinahe Verrückten, einen Menschen, der sich radikal verhalte und von einer vollendeten inneren Schönheit bestimmt werde.
Vor der Premiere am 20. August wird Regisseur Decker am 15. August in einer Matinee - zusammen mit dem Komponisten Samir Odeh-Tamimi, dem Lyriker und Dramatiker Albert Ostermaier, Dirigent Peter Rundel und Chefdramaturgin Eva-Maria Voigtländer - die Kreation „Leila und Madschnun erläutern.
Am 21. August ist Literatur angesagt in der Jahrhunderthalle: Sherko Fatah liest aus seinem bisher unveröffentlichten Roman „Die Geschichte des Boten“, der im Herbst zur Frankfurter Buchmesse erscheinen wird. Weiter geht’s am 22. August mit Liebesdichtung des „Westöstlichen Divan“. Maren Eggert und Samuel Weiss lesen Texte u.a. von Hafis, Omar Chajjam und Goethe.