Bochum. Verstopfte Toiletten und Einbruchsversuche: Immer wieder kommt es am Hausacker zu Vandalismus. Wie die Stadt solche Vorfälle verhindern will.

Die Freude war groß, als die Freizeitanlage am Hausacker in Bochum-Riemke im Sommer 2021 eröffnet wurde. Mit dem neuen „Urban Green“ wollte die Stadt im Bochumer Norden „einen völlig neuartigen Raum für Sport, Bewegung und Freizeit“ errichten. Zwei Millionen Euro kostete der Bau. Doch schnell wurde die 15.000 Quadratmeter große Fläche missbraucht.

„Es war klar, dass so etwas passiert“

Am Freitagnachmittag ist es trotz gutem Wetter überraschend leer auf der neu gebauten Freizeitanlage. Ein paar Jungs spielen auf dem überdachten multifunktionalen Court Basketball und Fußball, auf dem Spielplatz ist Salvatore Pappalardo (50) mit seiner Frau, einer Bekannten und den Kindern: „Sonst ist hier viel mehr los“, sagt er.

Pappalardo ist fast jeden Tag auf dem Gelände, auf dem es zuletzt zu extremen Vandalismus-Vorfällen kam. „Das ist ja fast noch harmlos. Es war klar, dass so etwas passiert. Das ist so eine moderne Anlage und keiner kümmert sich so wirklich darum“, sagt der gebürtige Duisburger etwas zynisch.

Doch ganz so harmlos waren die Randalierer nicht. Auf der Anlage kam es schon unmittelbar nach Eröffnung zu kleineren Vorfällen: Aufkleber und Graffitis wurden verteilt. Darüber hinaus wurden die Schlösser der Holzhäuser verklebt, teilt die Stadt mit. Zuletzt kam es dort auch zu einem Einbruchsversuch.

Links zu erkennen: Die Holzhäuser, deren Schlösser verklebt wurden. Zuletzt kam es auch zu Einbruchsversuchen.
Links zu erkennen: Die Holzhäuser, deren Schlösser verklebt wurden. Zuletzt kam es auch zu Einbruchsversuchen. © WAZ | Vitus Weber

Als dann das alte Funktionsgebäude saniert und zum neu integrierten Begegnungszentrum (IBZ-Gebäude) inklusive Toilettenanlage umgebaut wurde, mietete die Stadt einen WC-Container in einer benachbarten Kleingartenanlage an. Auch dort gab es Vandalismus-Fälle: herausgerissene WC-Trennwände, abgetretene Waschbecken und Urinale, heruntergeschlagene Deckenlampen und verstopfte Toiletten. Pappalardo wohnt selbst in der Nachbarschaft und kennt auch den angesprochenen grünen WC-Container: „Gefühlt ist der schon seit Jahren zu. Aber da gab es ja auch Fälle von Vandalismus.“

Im Mai jetzt fanden die Vandalismusschäden ihren bisherigen Höhepunkt. Zu Beginn der Osterferien wurden die Funktionsräume inklusive der Toiletten im sanierten IBZ-Gebäude in Betrieb genommen. Die Toiletten wurden wenig später mit benutzten Windeln verstopft. Daraufhin wurde die Spülarmatur betätigt und festgeklemmt, sodass die Toiletten mehrere Stunden überliefen. Das stehende Wasser beschädigte Teile des Bodens und der Türen in dem gerade erst fertiggestellten Gebäude. Die Kosten der Schäden werden im Moment durch Fachfirmen ermittelt.

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Die Stadt brachte den Vorfall zur Anzeige, wie die Polizei bestätigte. Die Ermittlungen sind inzwischen abgeschlossen, es konnte kein Tatverdächtiger ermittelt werden, sagt die Polizei. „Es ist natürlich unglaublich schade. Das Gelände und die Toiletten waren so teuer und wirklich schön. So etwas würde man ja in Bochum gar nicht erwarten“, sagt Pappalardo.

Er selbst habe die extremen Vandalismus-Fälle zwar nie mitbekommen, aber schon öfter gesehen, dass Personen nicht ordentlich mit der Spielplatzanlage umgehen: „Manchmal kommen abends Jugendliche und reißen hier an den Schaukeln herum. Wenn ich hingehe und sie ermahne, lassen sie es auch.“ Doch der 50-Jährige ist sich sicher: „Es sind definitiv nicht die Jungs und Mädchen, die hier Fußball oder Basketball spielen. Die freuen sich, dass es die Anlage gibt.“

Mit Ordnungsbehören und Sozialarbeit soll Vandalismus eingedämmt werden

Doch wie kann Vandalismus zukünftig eingedämmt werden? Geht das überhaupt? Pappalardo glaubt nicht wirklich daran: „Manche Jugendliche haben eine Zerstörungswut und sie werden immer einen Weg finden. Vielleicht helfen Kameras. Vielleicht muss man einen Security-Dienst engagieren.“ Die Mutter neben ihm unterbricht ihn: „Aber wer soll das bezahlen?“ So oder so müsse man gerade abends und nachts ein Auge auf die Anlage haben.

Auf dem Boccia-Feld am anderen Ende des Geländes spielen währenddessen vier Senioren. „Es ist eine Schande“, sagt eine ältere Dame. „Wirklich traurig.“ Auch sie sind häufiger auf der Anlage, wissen von den Vandalismus-Vorfällen. „Die Leute kommen von weit her, wenn man auf die Kennzeichen schaut. Die Anlage ist sehr beliebt.“ Aber auch sie sind skeptisch, ob die Zerstörungswut eingeschränkt werden kann. „Kameras sind bestimmt ein Problem wegen des Datenschutzes“, sagt einer der Herren.

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Die Stadt möchte nun ähnlichen Vorfällen vorbeugen. Von Kameras oder einem Sicherheitsdienst ist dabei erstmal nicht die Rede. Die Spülarmaturen sollen gegen sensorgesteuerte Armaturen ausgetauscht werden, um Manipulationen zu verhindern. Die Ausführung der Arbeiten werde allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Für die Zukunft wurden mit den Falken, den Betreibern der Anlage, sowie Akteuren und Sportvereinen vor Ort Szenarien durchgesprochen, wie Vandalismus eingedämmt werden kann. Maßnahmen lauten „verstärkte Präsenz, soziale Kontrolle, Einbindung der Ordnungsbehörden, Jugendsozialarbeit, die Sensibilisierung der Nutzenden vor Ort sowie gezielte Ansprachen potentieller Verursachergruppen“.

Auch Trampoline unbenutzbar

Auch die Trampoline sind aktuell umzäunt und nicht nutzbar. Das liegt allerdings an der Abnutzung und geht nicht auf Vandalismus zurück. Die Stadt teilt hierzu mit, dass bei der Lieferung der Ersatzteile seit Monaten Engpässe bestehen.

CDU fordert Sicherheitskonzept

Die CDU Bochum fordert ein Sicherheitskonzept für die Freizeitanlage. „Wir dürfen vor solcher Zerstörungswut nicht kapitulieren und müssen entsprechend gegensteuern“, sagt Benedikt Gräfingholt, CDU-Bezirksvertreter in Bochum-Mitte. Für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung Mitte werde die CDU den entsprechenden Antrag stellen, dass die Verwaltung ein Sicherheitskonzept erarbeiten möge. „Dabei sollte auch über Videoüberwachung nachgedacht werden“, so Gräfingholt.