Bochum. Bochums berühmtester Sohn kehrt ins Ruhrstadion zurück. Leser und User warten mit ihren eigenen „4630“-Geschichten auf: mal amüsant, mal traurig.
„Eine Schande!“, schimpften die Eheleute Heimann. Im Campingurlaub 1984 hatten sie sich nur kurz die Beine vertreten. Bei ihrer Rückkehr sahen sie die Bescherung: Diebe hatten die Scheibe ihres Wohnwagens zertrümmert. Erste Kontrolle. Nichts fehlte. Bis auf eine CD, die sich die Bochumer kurz zuvor gekauft hatten: „4630 Bochum“ von Herbert Grönemeyer. „,Eine Schande!‘, wiederholte mein Vater auch später immer wieder. Dabei war wahrscheinlich allein der Zigarettenanzünder mehr Geld wert als das Album“, schreibt sein Sohn Tobias.
Grönemeyer im Stadion: Das sind die Geschichten der WAZ-Leser und -User
Die Vorfreude auf die Grönemeyer-Festspiele steigt: An vier Abenden (12., 13., 15. und 17. Juni) füllt Herbert Grönemeyer das Vonovia Ruhrstadion. Insgesamt mehr als 100.000 Fans werden dabei sein. Gefeiert wird der 40. Geburtstag des 1984 erschienenen Albums „4630 Bochum“.
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Welche Erinnerungen, Erlebnisse und Gedanken verbinden Sie mit Grönemeyer, seiner Kult-LP und der „Bochum“-Hymne? Der Aufruf der WAZ stieß auf rege Resonanz. Mal amüsant wie der „exklusive“ CD-Diebstahl auf dem Campingplatz, mal tief berührend sind die Geschichten, die uns unsere Leser und User erzählen. Hier ist eine Auswahl.
„Hebbert“ kickte mit seinem Vater auf dem Aschenplatz in Querenburg
Zurück in die 70er Jahre geht‘s mit Peter Guder. Mit Freunden kickte er samstags auf dem Platz vom TuS Querenburg („damals rote Asche“) am Uni-Center. Um 15 Uhr traf man sich zum Pöhlen. „Herbert Grönemeyer hat regelmäßig mitgespielt. Mit seinem Vater kam er auch bei Wind und Wetter zum gemeinsamen Fußballspielen“, berichtet Peter Guder. Zu seinem ersten Konzert in der Ruhrlandhalle habe ihn „Hebbert“ eingeladen. „Leider musste ich absagen, da unser Sohn zur gleichen Zeit Fußballtraining hatte.“ Beim VfL Bochum, bei dem Grönemeyer später Geschichte schreiben sollte.
Bankmitarbeiterin berichtet von Konto-Eröffnung mit Hindernissen
Anfang der 80er Jahre machte Marion Bieleit Bekanntschaft mit Grönemeyer. Beruflich. Sie arbeitete bei einem Bochumer Kreditinstitut. „Grönemeyer, guten Tag“, stellte sich eines Tages ein Kunde vor. Er kam mit seiner damaligen Freundin Anna Henkel, für die ein Konto eingerichtet werden sollte“, schildert Marion Bieleit. Ihr Problem: „Im Personalausweis stand der Hinweis ,Künstlername‘ und ich wusste nicht, wie dieses Konto zu eröffnen war.“
Das klappte wenig später mithilfe eines Kollegen. „Ich habe Herbert Grönemeyer als höflichen und zurückhaltenden jungen Mann erlebt, dem das Aufheben um seine Person manchmal sichtlich peinlich war“, so die WAZ-Leserin. „Leider habe ich es verpasst, mir ein Autogramm geben zu lassen. Zu dem Zeitpunkt hat auch niemand mit einem derartigen Erfolg gerechnet.“
Mit Liebeskummer in der Disco: Bei „Bochum“ liefen die Tränen
Der stellte sich 1984 ein. In dem Jahr, in dem Heidi Bösel gerade ihr Abi in der Tasche hatte und sich mit Liebeskummer plagte. „Mein Bochumer Freund hatte mit mir Schluss gemacht. Mit Flugzeugen im Bauch flüchtete ich an die Uni Münster, um ihm aus dem Weg zu gehen.“ Eines Abends, allein in der Disco, lief „Bochum“. „Ich war überwältigt, mir liefen die Tränen. Die Leute fragten, was los sei. ,Waaas? Du bist aus Bochum? Toll!‘“ Heidi fand schnell Anschluss. Doch nach zwei Semestern überwog das Heimweh. „Ich bin zurück nach 4630. Auch dank Herbert.“
Ärztin hoffte zum Abschied: „Irgendetwas von dem Song wird doch stimmen!“
Gemischte Gefühle hatte Anja Braunwarth. 1985 erhielt die Frankfurterin einen Medizin-Studienplatz an der Ruhr-Uni. „Ich hatte keine Ahnung vom Ruhrgebiet und war nicht gerade glücklich über den anstehenden Umzug“, schreibt sie. „Aber ich fand Grönemeyers Platte ,4630 Bochum‘ toll. Ich bin fast jeden Abend in meine Stammkneipe gegangen und habe den Barkeeper gebeten, das Lied ,Bochum‘ zu spielen. Zu meinen Freunden sagte ich immer wieder: Irgendetwas von dem Song wird doch hoffentlich stimmen!“
So war es dann auch: „Ich habe meine sechs Jahre dort sehr genossen.“ Die Liebe hält auch mehr als 20 Jahre nach der Rückkehr nach Hessen an: „Bis heute habe ich die WAZ mit dem Lokalteil Bochum abonniert. Und wenn ich auf Besuch komme, gibt es ein Ritual: Ich lege Grönemeyers CD ein und fahre mit den Klängen seiner Bochum-Hymne (und mit Tränen in den Augen) in die Stadt ein“, schreibt die Ärztin und Journalistin.
Todkranke Frau konnte Konzert am Krankenhaus-Fenster hören
„Trauriger Anlass und unvergesslich schöne Erinnerung“: So blickt Fritz Grumm auf den Sommer 1994 zurück. „Es stellte sich heraus, dass meine Frau sehr krank war. Sie kam auf die onkologische Station des Augusta-Krankenhauses.“ Zufällig lag ihr Zimmer in Hörweite des Ruhrstadions, in dem an dem Wochenende Herbert Grönemeyer gastierte. „Wir genossen das Konzert mit einem Gläschen Wein auf der Fensterbank.“ Seine Frau starb drei Tage später. Fritz Grumm ist „noch immer ,Herbert-Fan‘“.
Bewegender Moment ein halbes Jahr nach dem Schlaganfall
Ein Schicksalsschlag traf auch das Ehepaar Pralle. 2015 erlitt Nathalie einen Schlaganfall und ist seither auf den Rollstuhl angewiesen. Ein halbes Jahr später kam Grönemeyer ins Ruhrstadion. „Ich hatte uns Tickets besorgt, um nach der schweren Zeit der Reha mal wieder etwas Schönes zu erleben“, berichtet Lueder Pralle. „Als wir vom Parkplatz auf dem Weg zu unserem Platz waren, kam Herbert vorbei. Wir scherzten und quatschten kurz und es entstand ein Foto. Es war diese Begegnung und das Konzert, was uns ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist.“
Große Liebe: 4630-Bochum-Body fand verspätet seine Trägerin
Für- und Vorsorge zugleich zeichnen den Göttergatten von Sabine Krah aus. Sie erzählt: „Im Mai 1988 kam mein heutiger Mann nach Bochum, um seine Tante zu besuchen. In einem Geschäft entdeckte er einen Body mit dem Aufdruck ,4630 Bochum‘ und kaufte ihn. Von diesem Tag an war für ihn sicher, dass, wenn er einmal die Liebe seines Lebens findet, sie diesen Body tragen würde.“ Fürwahr: Im Mai 1990 traf er seine große Liebe, eine Bochumerin, auf Sylt. „Der 4630-Bochum-Body hatte endlich seine Trägerin gefunden. Seitdem bin ich die glückliche Besitzerin dieses seltenen Stücks, welches uns schon auf zahlreiche Konzerte von Herbert Grönemeyer begleitet hat“, schreibt Sabine Krah.
Für enttäuschten Camper kam neue CD nie infrage
Ach ja: Was ist aus dem enttäuschten Camper geworden, dem die Grönemeyer-CD (und nur die!) aus dem Wohnwagen geklaut wurde? „Mein Vater war so enttäuscht, dass er sich das Album nie nachgekauft hat. Es hätte ihn sonst immer an diesen Raub erinnert, meinte er“, erzählt Sohn Tobias.
2016 starb sein Vater. „Bei der Beerdigung spielten wir noch einmal ihm zu Ehren ,Bochum‘, bevor er für immer zur Ruhe gelegt wurde. Glückauf, Papa!“ Glückauf, Bochum!
Unter allen Einsendungen wurden acht Karten für das Stadion-Konzert am 15. Juni verlost. Die Gewinner werden in den nächsten Tagen informiert. Allen Grönemeyer-Fans herzlichen Dank fürs Mitmachen!