Bochum-Wattenscheid. Aus für den „Dönninghaus Drive-in“: Warum der angesagte Wurst-Treff in wenigen Tagen dicht macht und welche Überraschung die Chefin parat hat.

Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei. Wer wüsste das besser als Ulrike und Peter Wetzel. Seit mehr als 20 Jahren verkaufen sie Wurst der Bochumer Kultfleischerei Dönninghaus. Vor vier Jahren eröffneten sie den „Dönninghaus Drive-in“ in Wattenscheid. Dort ist nun das Ende in Sicht. „Wir hören hier auf. Es wird uns einfach zu viel“, sagen die Wetzels.

Stammgäste schwärmen: „Lecker essen, dumme Sprüche“

Ute und Arnd Ziesche heben den Daumen. „Großartig“ schmeckt es den Stammgästen, als die WAZ in dieser Woche vorbeischaut. „Lecker Essen, dumme Sprüche“: das lieben die Eheleute, die regelmäßig ihre Mittagspause an der Kantstraße einlegen.

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Die Ziesches führen nicht weit entfernt einen Steinmetzbetrieb für Grabmale. Das passt in diesen Tagen. Denn nicht mehr lange, dann ist es mit dem „Dönninhaus Drive-In“ als Anlaufstation von täglich Dutzenden Freunden der Ruhrpott-Küche vorbei. Ob „für zum hier essen“ an den vier holzüberdachten Biertisch-Garnituren oder „für zum Mitnehmen“: Der Drive-In macht dicht. „Taurig“, sagt Arnd Ziesche. Aber wahr, bekräftigt Ulrike Wetzel, die alle nur Uli nennen.

Arnd und Ute Ziesche sind Stammkunden an der Kantstraße. „Lecker Essen, dumme Sprüche“: Die Eheleute werden ihren Mittagstreff vermissen.
Arnd und Ute Ziesche sind Stammkunden an der Kantstraße. „Lecker Essen, dumme Sprüche“: Die Eheleute werden ihren Mittagstreff vermissen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Drive-in wurde zu Beginn der Corona-Pandemie eröffnet

Die 62-Jährige, eine gelernte Krankenschwester, erzählt von ihrem Werdegang im Zeichen der Wurst, „immer von Dönninghaus als Großabnehmer, selbstverständlich mit der Oriignal-Sauce“. Vom ersten Imbisswagen im Ruhrpark. Vom Einstieg in den Anfangsjahren beim Zeltfestivals Ruhr. Von weiteren Verkaufsständen unter anderem bei Bochum Total, beim Maiabendfest, beim Musiksommer, bei der Extraschicht, auf dem Weihnachtsmarkt.

Die Wurst der Wetzels war alsbald in aller Munde. Corona zog der Veranstaltungsgastronomie 2020 den Stecker. Von jetzt auf gleich waren alle großen Feste und Festivals gestrichen. „Wir saßen zu Hause und dachten: Was machen wir jetzt?“, sagt Uli Wetzel. Ergebnis: ein dauerhafter Standplatz, an dem die Kunden pandemiegerecht mit dem Auto vorfahren können.

200 Kunden zum Start – Der Eintopf ist der Renner

Der „Dönninghaus Drive-in“ war geboren: im Gewerbegebiet an der Kantstraße 22 in Wattenscheid, gleich neben einer Autowaschanlage; schmucklos, aber ausgestattet mit kostenlosen Parkplätzen in hinreichender Zahl. Im Mai 2020 war Eröffnung. „Wir haben auf Facebook geworben. Am ersten Tag hatten wir 200 Kunden. Unglaublich!“, erinnert sich Peter Wetzel (63).

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Dank Klassikern wie Currywurst-Pommes-Majo, Frikadellen oder der „Wattenscheider Platte“ mit Currywurst, Röstwziebeln und Hot-Dog-Gürkchen gelang es, nicht nur die bleiernde Corona-Zeit zu überwinden, sondern den Drive-in weit über Wattenscheid hinaus zu etablieren. Viele Beschäftigte der Firmen in der Umgebung lassen es sich schmecken. „Die Leute kommen aber bis aus Essen und Gelsenkirchen“, sagt Uli Wetzel nicht ohne Stolz. Besonders beliebt: der wöchentlich wechselnde Eintopf (aktuell: Erbsensuppe). Der sei gerade bei jungen Männern der Renner. Denn: „Die Ehefrau kann‘s nicht, die Oma macht‘s nicht.“

Der „Dönninghaus Drive-In“ bietet auch überdachte Sitzplätze in einer Holzhütte. Aktuell wird ein Nachfolger gesucht.
Der „Dönninghaus Drive-In“ bietet auch überdachte Sitzplätze in einer Holzhütte. Aktuell wird ein Nachfolger gesucht. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Ehepaar konzentriert sich künftig auf Großveranstaltungen

Bald ist der Ofen aus. Am Freitag, 19. April, ist letzter Verkaufstag, wie üblich von 11 bis 16 Uhr („danach ist hier tote Hose“). Dann rollen die Wetzels mit ihrem Imbisswagen vondannen. So viele Jahre habe man hart gearbeitet, auch an den Wochenenden. Jetzt, wo sich das Veranstaltungsgeschäft wieder normalisiert habe, sei es an der Zeit, kürzer zu treten, sagen sie.

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Die Wetzels bleiben der Wurst treu. Fortan aber nur noch bei den großen Bochumer Events: vom Maiabendfest Ende April auf dem Boulevard bis zum Zeltfestival im Spätsommer am Kemnader See, wo 13 Beschäftigte erforderlich sind, um den Andrang zu bewältigen. So opulent das internationale Speiseangebot auf der Gastro-Meile auch sein mag – die längste Schlange bildet sich stets am Dönninghaus-Zelt.

Beim Zeltfestival herrscht im Dönninghaus-Zelt stets Hochbetrieb. Im August/September sind die Eheleute Wetzel mit ihrem Team erneut am Kemnader See am Start.
Beim Zeltfestival herrscht im Dönninghaus-Zelt stets Hochbetrieb. Im August/September sind die Eheleute Wetzel mit ihrem Team erneut am Kemnader See am Start. © WAZ Bochum | Wetzel

Chefin gesteht: „Currywurst mochte ich noch nie“

Gespräche über eine Nachfolge laufen, erklärt Moritz Glud (Glubo Immobilienkonzepte) und zeigt sich als Objektbetreuer zuversichtlich. Interessenten können sich noch per Mail an info@glubo.de melden. Derweil wartet Uli Wetzel zum Abschied aus Wattenscheid mit einer echten Überraschung auf: „Currywurst mochte ich noch nie.“