Bochum. Die Schauspielstudenten der Folkwang-Uni zeigen den Operetten-Klassiker im Schauspielhaus Bochum. Da wird gesungen, gescherzt – und gelästert.
Junge Männer in langen Fräcken, die Damen in traumhaften Grace-Kelly-Roben: Es wirkt schon etwas aus der Zeit gefallen, was die Schauspielstudenten in ihrer Premiere von „Die Fledermaus“ in den Kammerspielen Bochum bieten. Doch so altmodisch, wie sie zunächst scheint, ist die kurzweilige Aufführung gar nicht. Denn hinter der scheinbaren Komödien-Routine steckt hintergründiger Witz.
Premiere im Schauspielhaus Bochum mit elf jungen Darstellern
Elf Schauspiel-Studierende aus dem dritten Jahrgang des Folkwang-Theaterzentrums sind es, die in ihrer wild bewegten „Fledermaus“ – nach der Operette von Johann Strauß – ab sofort gehörig das Schauspielhaus aufmischen. Dabei ist es immer schön zu sehen, mit wie viel Herz und Enthusiasmus die jungen Leute bei der Sache sind, wie viel Energie sie versprühen. Schön auch, dass ihnen dafür erneut die Kammerspiele zur Verfügung stehen, die zur umjubelten Premiere nahezu ausverkauft sind.
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Auf dem Programm steht eines der flatterhaftesten Werke der Operettengeschichte. Gespielt wird allerdings nicht das Original (1874), sondern die 2019 entstandene Dialogfassung von Daniel Gieselmann, der die schöne Geschichte behutsam in unsere Zeit überführt hat. Die Handlung bleibt nahezu identisch, und doch weht ein frischer Wind durch die Zeilen. Herzlich gesungen wird zwischendurch immer noch.
Optisch ist diese „Fledermaus“ ein Hingucker: Der wallend rote Vorhang und die riesige, perlenbesetzte Schleife im hinteren Teil der Bühne (Ausstattung: Georg & Paul) haben jene verschwenderische Opulenz, die zur Aufführung eines solchen Klassikers wohl dazugehört.
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Zügig und ohne große Mätzchen lässt Regisseurin Katharina Birch zunächst die Geschichte leuchten. Da wäre Gabriel von Eisenstein (William Hauf), der wegen Amtsbeleidigung für acht Tage ins Gefängnis muss, sehr zur Freude seiner Frau Rosalinde (Anna Tabea Stockbrügger), die die freie Zeit gern mit ihrem Liebhaber Alfred (Camillo Guthmann) in den Federn verbringt.
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Zwischen Protz, Pomp und nachdenklichen Tönen
Zu den beschwingten Klängen des Fledermaus-Walzers, gepaart mit elektronischer Musik, beginnt die rauschende Party bei Prinz Orlofsky (Sarah Flechtker) – bis sich plötzlich gewollte Irritationen einstellen. Tom Gerhartz tritt aus der Figur des Gefängniswärters Frosch heraus und entschuldigt sich fast für die „olle Kamelle“, die sie zu spielen haben. Salome Zehnder erzählt später etwas von ihrem großen Traum, Schauspielerin zu werden: „In diesem Land zählt die Kunst noch etwas“, meint sie.
So pendelt diese „Fledermaus“ beherzt und mutig zwischen Protz, Pomp und nachdenklichen Tönen. Viel Beifall.
Dauer: ca. eine Stunde und 20 Minuten ohne Pause. Wieder am 22. März, 7./17./24. April. Karten: 0234 3333 5555.