Bochum. Nur mit Taschenlampen bewaffnet, können sich Freiwillige Ende März nächtlichen Zugang ins Museum verschaffen. Wie das geht? Hier sind alle Infos.
Nervenkitzel gefällig? Das Kunstmuseum Bochum wird zum Schauplatz eines geplanten Einbruchs. An drei Abenden und Nächten vom 22. bis 24. März können Freiwillige, die etwas Mut mitbringen, im Schutz der Dunkelheit nur mit Taschenlampen bewaffnet in die stockfinsteren Hallen des Museums eindringen. Die Alarmanlage ist deaktiviert, dafür laufen im Gebäude Sicherheitsleute umher, draußen patrouillieren Polizisten in Zivil. Wie genau das ablaufen soll? Hier sind alle Infos zur kuriosen Einbruchs-Aktion.
Wer kam auf die Idee?
Hinter dem Projekt stecken die Bochumer Künstler Hannah Hofmann und Sven Lindholm. Die mehrfach preisgekrönten Theater- und Filmemacher realisieren schon länger ungewöhnliche Aktionen, die gerne etwas provokant sind. Dabei sind sie fast immer auf die Mithilfe von Freiwilligen angewiesen. Unter dem Titel „Keep the cat in at night“ planen sie seit einem Jahr mit über 20 Teilnehmern bei regelmäßigen Treffen den Einbruch ins Museum. „Wir haben zum Beispiel tagelang im Schichtdienst das Haus observiert“, erzählt Hannah Hofmann. Die Aktion ist stets mit den Behörden abgesprochen. Von der ursprünglichen Idee, den Einbruch tatsächlich an einem unbekannten Tag stattfinden zu lassen, mussten sie inzwischen abrücken: „Niemand soll am Ende vorbestraft sein.“
Wie läuft der Einbruch ab?
Geplant ist die Aktion vom 22. bis 24. März jeweils zwischen 18.30 Uhr und 4 Uhr in der Früh. Die Teilnehmer werden einzeln von einem schwarzen Transporter am Hinterausgang des Hauptbahnhofs abgeholt und in der Nähe des Kunstmuseums abgesetzt. Dabei werden sie kurz in die Regeln eingewiesen. Wichtig: Der Einbruch ist nur allein und nicht in Teams mit mehreren Personen möglich. Außerdem dürfen die Einbrüche nicht mit dem Handy gefilmt werden.
„Den Teilnehmern stehen drei versteckt liegende Eingänge ins Museum zur Auswahl“, sagt Hannah Hofmann. „Für welchen sie sich entscheiden, liegt an ihnen.“ Nur mit einer Taschenlampe verschaffen sie sich dann Zugang ins Museum, das komplett dunkel ist, sogar die Notbeleuchtung ist ausgeschaltet.
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Jeder „Einbrecher“ hat dann genau 30 Minuten Zeit, um durchs Museum zu gehen. Er kann sich frei bewegen und die Ausstellungsräume im Schein der Taschenlampe auf allen Ebenen erkunden. Schwarz gekleidete Sicherheitskräfte, die überall im Haus verteilt unterwegs sind, werden den Eindringling schnell aufspüren: „Das sind Profis. Man hat keine Chance, ihnen zu entkommen“, sagt Sven Lindholm. „Sie sind direkt hinter einem, man spürt sie förmlich im Nacken.“ Die wichtigste Verabredung: Wenn der Einbrecher sich umdreht oder ein Blickkontakt zum Security-Team entsteht, ist die Aktion beendet.
Ist das spannend oder gruselig?
Vermutlich beides. „Es kann passieren, dass man sich im dunklen Museum unwohl fühlt“, sagt Hannah Hofmann. „Dann kann man die Aktion natürlich sofort abbrechen.“ Überwacht wird all dies von Videokameras. Im Haus der Kortum-Gesellschaft gegenüber dem Museum wird ein kleines Zentrum aufgebaut, wohin die Videobilder übertragen werden. „Hier bekommen die Teilnehmer im Anschluss eine Suppe und wenn sie wollen auch einen Schnaps“, sagt Lindholm lächelnd. Wer die Aktion lieber aus sicherer Entfernung verfolgen möchte, ist hier ebenfalls willkommen.
Wer kann mitmachen?
Prinzipiell jeder ab 18 Jahren, der etwas Mut mitbringt. Allerdings werden Hofmann und Lindholm seit Bekanntwerden der Aktion mit Anfragen überhäuft: „Wir bekommen Mails von Leuten aus Berlin und Hamburg, die extra deswegen nach Bochum kommen wollen“, sagt Hannah Hofmann. So gibt es derzeit keine freien Plätze mehr. „Es lohnt sich aber in jedem Fall, sich auf eine Warteliste setzen zu lassen, denn erfahrungsgemäß bleiben immer Plätze frei.“ Die Teilnahme ist kostenlos. E-Mail an: catatnight@hofmannundlindholm.de
Zur Person: Hofmann & Lindholm
Die Theater- und Filmemacher Hannah Hofmann (52) und Sven Lindholm (55) realisieren seit über 20 Jahren weit über Deutschland hinaus Projekte, die nicht selten für einige Aufmerksamkeit sorgen.
So ließen sie etwa 2015 eine dreiköpfige Familie In eine Stuttgarter Altbauwohnung einziehen. Was niemand ahnte: „Familie Weiß“ gab es gar nicht. Sämtliche Geräusche etwa beim Kochen, Duschen und Verlassen der Wohnung wurde von 400 eingeweihten Helfen simuliert: ein riesiges Täuschungsmanöver. „Und keiner der Nachbarn hat etwas bemerkt“, sagt Sven Lindholm, der im Studiengang „Szenische Forschung“ an der Ruhr-Uni lehrt.