Bochum. Im Jahr 1983 wurde das Kunstmuseum Bochum erweitert. Der „Neubau“ mag in die Jahre gekommen sein, doch die Schau zum 40. Geburtstag ist spitze.

Diese Ausstellung sollte man sich nicht entgehen lassen! Mit einer fantastischen Sammelschau, die künstlerisch enorm breitgefächert ist, erinnert das Kunstmuseum Bochum an das 40-jährige Bestehen des sogenannten „Neubaus“. Das kastenförmige Gebäude am Eingang des Stadtparks wurde im Oktober 1983 eröffnet.

Den runden Geburtstag nimmt die noch junge Museumsleitung jetzt zum Anlass, hier eines der aufwendigsten Projekte zu zeigen, die das Haus seit einer Weile gesehen hat. 14 zeitgenössische Künstler sind daran beteiligt, die auf allen drei Etagen, im Foyer und im Seitentrakt neue Arbeiten eigens fürs Museum entwickelt haben. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen: Viele Werke sind direkt vor Ort entstanden, hinter den Kulissen werkelt das rund 30-köpfige Team seit Wochen an der Realisierung.

Große Ausstellung zum runden Geburtstag im Kunstmuseum Bochum

Die größte Neuerung erwartet die Besucher direkt am Eingang: „Kunstmuseum“ steht ab jetzt in großen, leuchtenden Buchstaben am Gebäude. Der Schriftzug wurde von vielen Bochumern schon lange gefordert, weil das Museum von außen als solches bislang gar nicht zu erkennen war. Jetzt ist er da – und er soll dauerhaft bleiben. Installiert wurde er von dem Hamburger „Institut für Licht“ aus recycelten Glasfaserkabeln.

Auf allen Etagen des Kunstmuseums gibt es etwas zu entdecken. Die Besucher können auch selber kreativ tätig werden.
Auf allen Etagen des Kunstmuseums gibt es etwas zu entdecken. Die Besucher können auch selber kreativ tätig werden. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Für einen Rundgang sollte man etwas Zeit einplanen, weil er einmal durchs komplette Haus bis sogar hinunter ins schon lange geschlossene Café im Keller führt. Dort ist das Arbeitszimmer des ehemaligen Museumsdirektors Peter Spielmann (1932-2020) mitsamt zahlloser Akten, Unterlagen, Fotos und diversem Archivmaterial aus seinem Nachlass nachgebaut. Sogar Spielmanns geliebte VHS-Kassetten finden sich hier. Auf der Wand dahinter ist der großformatige Wandteppich von Endre Nemes zurück, der früher lange dort hing, als das Café noch geöffnet war.

Weit mehr als nur ein nostalgischer Rückblick

Doch die Ausstellung ist weit mehr als nur eine nostalgische Rückschau. Viele Künstler greifen in ihren Arbeiten auf den Wunsch Spielmanns zurück, der aus dem Haus eine „große, freundliche Werkstatt“ machen wollte. So findet sich im Erdgeschoss eine Installation der Künstlerin Maximiliane Baumgartner, die jeden Besucher zum kreativen Mitmachen einlädt. Mit Papier, Stiften, Schere und Kleber sollen eigene Ideen zur Gestaltung der bislang wenig genutzten „Spielwiese“ direkt vor dem Haus eingebracht werden: „Jeder kann hier seinen Ideen freien Lauf lassen“, sagt die stellvertretende Direktorin Julia Lerch Zajączkowska. „Die vielen Vorschläge türmen sich hoffentlich am Ende in mehreren Regalen auf.“

Im hinteren Teil ist ein kleines Kino aufgebaut, in dem der zehnminütige Film „Shadow Does“ von Laure Prouvost läuft, der Fragen zur Nachhaltigkeit und zum Konsum stellt, erzählt durch die Augen eines Kindes. Direkt daneben wächst ab jetzt eine Säule aus Pilzen langsam an die Decke, die tatsächlich essbar sind.

Im schon lange geschlossenen Café im Untergeschoss des Kunstmuseums wurde das Arbeitszimmer des ehemaligen Direktors Peter Spielmann nachgebaut, mit zahlreichen Unterlagen aus seinem Nachlass.
Im schon lange geschlossenen Café im Untergeschoss des Kunstmuseums wurde das Arbeitszimmer des ehemaligen Direktors Peter Spielmann nachgebaut, mit zahlreichen Unterlagen aus seinem Nachlass. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Aufblasbarer Ballon erreicht fünf Meter Höhe

Die beiden größten Hingucker finden sich im ersten Obergeschoss: „Hygeia‘s Cave“ von Irene Fernández Arcas ist ein riesiger Tempel aus blau-weißen Textilien, in den man hineingehen und es sich auf Kissen gemütlich machen kann. Hier findet sich auch ein aufblasbarer Ballon von Stano Filko aus dem Jahr 1970: Alle vier Minuten bläst er sich auf, erreicht die stattliche Größe von fünf Metern und sackt dann langsam wieder in sich zusammen.

Party zur Eröffnung

Die Ausstellung „Our house is a very very very fine house“ (zu Deutsch: Unser Haus ist ein sehr sehr sehr schönes Haus) wird am Freitag, 17. November, um 19.15 Uhr im Kunstmuseum, Kortumstraße 147, eröffnet. Zur Begrüßung sprechen NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) und Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Ab 21 Uhr steigt eine Party mit DJ Amuleto Manuela.

Zu sehen bis 28. April 2024. Führungen finden jeweils mittwochs um 17 Uhr und sonntags um 15 Uhr statt. Infos: 0234 910 4230 und kunstmuseumbochum.de

Die Ausstellung ist in ihrer Komplexität und Vielfältigkeit beim bloßen Durchgehen nur schwer zu erfassen. Daher bekommen die Besucher am Eingang einige Infomaterialien an die Hand, die einen besseren Durchblick versprechen. Wie immer empfiehlt es sich außerdem natürlich, eine der Führungen zu besuchen.