Bochum. Wo jahrzehntelang ein Optiker zu finden war, hat sich in Bochums Innenstadt ein neuer Lebensmittelladen angesiedelt. So kam die Familie dazu.

„Das ist der Mercedes unter den Datteln“, erklärt Fatima Omari lächelnd und deutet auf eine von vielen großen orientalischen Früchten. Die 32-Jährige arbeitet im gleichnamigen Feinkostladen „Omari Markt“, den ihre Familie im Februar nahe dem Bochumer Bermudadreieck(Südring 20) eröffnet hat. Im Gespräch mit der WAZ-Redaktion berichtet sie, was sie ihren Kundinnen und Kunden bieten und warum ihr Name für eine Provokation gehalten werden könnte.

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Nach 30 Jahren in Bochum macht sich Familie Omari selbstständig

In der Auslage des neuen „Omari Markt“ liegt auffällige Ware zur Dekoration – darunter glänzende Tassen und Kannen aus Edelstahl. „Das kommt direkt aus Dubai“, sagt Fatima und fragt: „Kennst du die hier?“ Die 32-Jährige holt einen kleinen verzierten Metall-Strohhalm aus dem Schaufenster, der zugleich ein Löffel ist. „Der ist für Mate-Tee“, sagt sie.

Darüber hängen zahlreiche Lampen, die den Beginn des Ramadans repräsentieren. Sie sollen symbolisieren, dass der Fastenmonat der Muslime kurz bevorsteht – mittlerweile ist dieser in vollem Gange. Auch der Duft von Weihrauch, der von einem Tabak namens „Bakhoor“ kommt, liegt in der Luft.

Die Auslage des orientalischen Marktes in Bochum ist gefüllt mit glänzenden Waren aus dem Nahen Osten.
Die Auslage des orientalischen Marktes in Bochum ist gefüllt mit glänzenden Waren aus dem Nahen Osten. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Mein Vater ist schon seit 30 Jahren hier“, erzählt Fatima. In den 90er-Jahren sei die kurdische Familie vor dem Irakkrieg und vor Saddam Hussein geflohen. Seitdem sie in Deutschland sind, hätten sich die Eltern Kamal (60) und Hanaa (51) immer schon selbstständig machen wollen – nur das richtige Konzept habe gefehlt. Der Lebensmittelladen für Feinkost sei eine recht neue Idee. Der Auslöser: Es gebe zwar viele orientalische Märkte, die hätten allerdings wenig Struktur. „Irgendwas fehlte immer“, hieß es aus dem Umfeld der Omaris.

Welche Lebensmittel gibt es im Bochumer Omari Markt?

Anders soll es nun in ihrem eigenen Markt sein: „Hier gibt es von A bis Z alles aus dem Nahen Osten.“ Thymian-Chips, Manti (Teigtaschen), Pistazien-Kekse, handgemachte Seife, Olivenöl aus der syrischen Stadt Afrin, Tee aus dem Iran, kurdisches Brot, aber auch frisches Obst und Gemüse, „alles Bio und halal“ – die Vielfalt scheint endlos.

„Omari Markt“ in der Bochumer Innenstadt: Vor dem Laden liegen frisches Obst und Gemüse aus, das Familienvater Kamal Omari täglich einkauft.
„Omari Markt“ in der Bochumer Innenstadt: Vor dem Laden liegen frisches Obst und Gemüse aus, das Familienvater Kamal Omari täglich einkauft. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Insgesamt kommen die Waren von zehn Lieferanten, von überall aus dem Orient. Dabei seien alle Lebensmittel zertifiziert und sorgfältig ausgewählt: Vater Kamal habe dafür Freunde aus der Heimat beauftragt, sich die Produzenten vor Ort anzuschauen und zu testen.

Besonders hoch im Kurs stehen die Datteln, mit denen im muslimischen Glauben das Fasten während Ramadan gebrochen wird. Gleichzeitig habe die Dattel einen sehr persönlichen Wert, denn eine Dattel als Geschenk sei die höchste Form der Respektbekundung, heißt es.

Die ganze Familie Omari hilft im Lebensmittelladen

Insgesamt sieben Monate hat Familie Omari ihren neuen Lebensmittelpunkt geplant, Boden und Wände des ehemaligen Brillengeschäftes „Hagemann“ verputzt und auf die Standards eines Marktes ausgerichtet. „Wir haben den Laden hier von nichts aufgebaut, das hat viele Nerven gekostet“, gesteht Fatima. Dennoch überwog die Vorfreude. Eine Fleischtheke und die „Nussecke“ hinter der Kasse, die derzeit ebenfalls aus Dubai beliefert wird, sollen in den kommenden Wochen alles abrunden.

Die Rollen in dem sechsköpfigen Familienunternehmen sind klar verteilt. Vater Kamal ist Geschäftsführer und für den Einkauf sowie Preise zuständig, Sohn Hassan (30) ist als stiller Teilhaber maßgeblich am Omari Markt beteiligt, unter der Woche allerdings bei der Bundeswehr. „Den kennt hier jeder“, sagt Schwester Fatima stolz.

Hassan Omari unterstützt seine Familie maßgeblich bei der Selbstständigkeit mit dem „Omari Markt“.
Hassan Omari unterstützt seine Familie maßgeblich bei der Selbstständigkeit mit dem „Omari Markt“. © Hassan Omari | Hassan Omari

Mutter Hanaa kümmert sich hauptsächlich um die Kasse. Zudem sei ihr besonders wichtig, dass „alles immer sauber ist“. Fatima, die eigentlich gelernte Altenpflegerin ist, ihre Schwestern Hunav (25), Apothekerin, sowie Nesthäkchen Heyeve (14) helfen im Tagesgeschäft tatkräftig mit.

Kontroverse um Familienname: „Viele haben uns davon abgeraten“

Dass ihr Familienname über dem Markt für Aufsehen sorgen wird, war Familie Omari klar. Seit Hunderten von Jahren gebe es den Namen in ihrer Heimat, dem Irak, und dieser gehöre damit zu den bekanntesten. „Viele haben uns davon abgeraten und gesagt, sie hätten sich das nicht getraut“, allerdings wollte die Familie der Tradition eine Bedeutung geben. Dennoch: Für die kurdische Familie sei dies ein mutiger und weltoffener Schritt. Fatima stellt klar: „Es ist keinesfalls als Provokation gedacht.“

„Wir haben den Wunsch, dass unsere Kinder irgendwann hier übernehmen.“ Für Fatimas Familie ist der Markt also erst der Anfang eines, bestenfalls, generationenübergreifenden Projektes. Auch hoffen sie, den Laden zu vergrößern, gegebenenfalls zur Kette zu werden. Doch das ist derzeit noch Zukunftsmusik.

Omari Lebensmittelmarkt in Bochum

Der „Omari Markt“ am Südring 20 in Bochum ist montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Zudem ist die Familie Omari mit ihren Waren auch beim Musikfestival „Bochum total“, das vom 4. bis zum 7. Juli stattfindet, vertreten. In dem Geschäft unweit der Fußgängerzone befand sich zuvor jahrelang der Optiker „Brillen Hagemann“.