Bochum. Überraschung für die Familien- und Krankenpflege: Sie belegt Platz fünf im Ranking „Deutschlands Bester Arbeitgeber“. Was macht die Firma anders?
„Auch wir waren überrascht“, gesteht Angela Wagner. Die Geschäftsführerin der Familien- und Krankenpflege freut sich mit ihrem Team über eine bemerkenswerte Auszeichnung. Das Magazin „Stern“ hat die 650 besten Arbeitgeber in Deutschland gekürt. Die Bochumer sind dabei – und belegen in der Kategorie „Gesundheit und Soziales“ den fünften Platz.
- Drei Bochumer Unternehmen zählen zu den 650 besten Arbeitgebern in Deutschland. Welche das sind und wie die Studie dazu entstanden ist.
Welches sind die arbeitnehmerfreundlichsten Unternehmen im Land? Der „Stern“ und das Meinungsforschungsinstitut Statista haben die beliebtesten Firmen und Einrichtungen ermittelt: 650 Brötchengeber, bei denen die befragten Beschäftigten mit breiter Mehrheit sagen: Meine Firma kann ich weiterempfehlen.
„Deutschlands beste Arbeitgeber“: Familien- und Krankenpflege auf Platz 5
Deutsches Krebsforschungszentrum, Johanniter, Charité Berlin, Uni-Klinik Leipzig: Bekannte Größen belegen in der Gesundheits-Sparte die Plätze 1 bis 4, bevor mit der Familien- und Krankenpflege Bochum ein vergleichsweise kleiner Name folgt – und Branchenriesen wie die Caritas, Diakonie, DRK, Malteser und etliche Universitätskliniken hinter sich lässt.
Wie ist das möglich? Angela Wagner verweist im WAZ-Gespräch auf den Grundsatz „Für die Menschen, die uns brauchen“. Dafür, weiß die Chefin, sei bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine größtmögliche Zufriedenheit die Basis. Die scheint bei der Familien- und Krankenpflege besonders ausgeprägt zu sein. Immerhin hatten es die Bochumer schon 2023 unter die Top 650 im „Stern“ geschafft: damals in der Gesundheits-Kategorie auf Platz 37.
Auch die Altenbochumer drücken Sorgen – aber Fluktuation ist gering
Dabei ist auch am Firmensitz am Paddenbett in Altenbochum nicht alles eitel Sonnenschein. Wie die gesamte Branche ächzt auch der 1966 gegründete Sozialträger unter Personalmangel, Kostendruck und hohem Krankenstand. Extraschichten sind für viele der insgesamt 637 Beschäftigten (80 Prozent weiblich) Alltag. Übel nehmen sie das ihrem Arbeitgeber offenbar nicht. „Die Fluktuation hält sich bei uns in Grenzen“, sagt Prokurist Feras Daniel Hammad.
Herzliche Willkommenskultur, regelmäßige Weiterbildungsangebote, flexible Arbeitszeiten, faire Bezahlung bis hin zu gemeinsamen Festen, Afterwork-Treffen und einem Dienstrad: Angela Wagner macht manche Gründe für das gute Abschneiden des Sozial- und Gesundheitsdienstleisters aus. Für entscheidend hält sie drei Faktoren: die vertrauens- und respektvolle Zusammenarbeit mit dem Leitungsteam, das Bewusstsein, „gesehen“ und mit seinen Anliegen und Problemen ernstgenommen zu werden sowie die Möglichkeit, sich innerhalb des Unternehmens zu entwickeln und neue Aufgaben anzugehen.
34 Jahre im Betrieb: Urgestein lobt die Unternehmenskultur
Dazu besteht reichlich Gelegenheit. Die klassische Alten- und Krankenpflege bildet nur einen Teil des Portfolios ab. Hinzu kommen an neun Standorten unter anderem die außerklinische Intensiv- und Beatmungspflege für Kinder und Erwachsene, der Fachdienst Autismus mit eigenem Therapie-Zentrum, betreutes Wohnen für Senioren und Demenzerkrankte, die Tagespflege sowie Freiwilligendienste für die Integration in Schulen. Wissenschaftliche Kooperationen bestehen mit der Hochschule für Gesundheit, der Evangelischen Hochschule und der Uni Witten-Herdecke.
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Andreas Stein hat einige dieser Stationen durchlaufen. Mit 34 Dienstjahren gehört er zu den Urgesteinen der Familien- und Krankenpflege, wo er 1990 seinen Zivildienst leistete. Aktuell arbeitet er zwei Tage pro Woche als Koordinator für die elf Auszubildenden (ab April sind es 14). Drei Tage ist er als Pfleger unterwegs. Die „Stern“-Bewertung komme für ihn nicht überraschend, sagt der 56-Jährige und lobt die arbeitnehmerfreundliche Unternehmenskultur.
Die ersten Bewerber verweisen auf das gute „Stern“-Ranking
Auf den jüngsten Lorbeeren mit Platz 269 in der Gesamtwertung der 650 Top-Arbeitgeber wolle man sich keinesfalls ausruhen, betont Angela Wagner. Gemeinsames Ziel sei es, den hohen Ansprüchen weiter gerecht zu werden. „Das kriegen wir hin!“, sagt die Geschäftsführerin und freut sich bei der Suche nach neuem Personal über die ersten Auswirkungen des Rankings: In den Bewerbungsgesprächen der vergangenen Tage haben mehrere Job-Anwärter auf die Veröffentlichung im „Stern“ verwiesen.