Bochum. Der Hilferuf einer krebskranken Bochumerin sorgte für großes Aufsehen, sie fand keinen Pflegedienst. Wie sich das Blatt nun doch gewendet hat.

„Ich bin unendlich dankbar und erleichtert“, sagt Carola Kraft. Nach einem WAZ-Bericht haben sich zwei Pflegedienste und ein Anbieter für Haushaltshilfen gemeldet, die in Aussicht stellen, die 65-Jährige betreuen zu können.

Der Fall von Carola Kraft hatte in den vergangenen Tagen für großes Aufsehen gesorgt. Die ehemalige Altenpflegerin ist an Krebs erkrankt und hat einen künstlichen Darmausgang. Ihre Suche nach einem Pflegedienst lasse sie verzweifeln, klagte Carola Kraft im WAZ-Gespräch. 15 Unternehmen habe sie angerufen. Überall habe sie Absagen erhalten. Grund: kein Personal.

Pflegedienst gesucht: Stoma-Versorgung ist gesichert

Zwar spricht Christoph Treiß, Geschäftsführer des Landesverbandes freie ambulante Krankenpflege (LfK), von einem Einzelfall. Die medizinische Versorgung der landesweit 220.000 Patienten in der ambulanten Pflege sei grundsätzlich gesichert. Doch ein langjähriger Pflegedienst-Unternehmer in Bochum, der anonym bleiben will, hält auf WAZ-Anfrage dagegen. Aufnahmestopps seien inzwischen die Regel. „Es fehlt überall an Personal. Die Betriebe werben sich die Leute gegenseitig ab und treiben die Löhne in die Höhe.“

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Carola Kraft hatte immerhin ein Erfolgserlebnis: Es gelang ihr, einen spezialisierten Pflegedienst für die Stoma-Versorgung daheim an der Glücksburger Straße zu finden. Bei der Behandlungspflege indes hatte sie die Hoffnung fast aufgegeben. Nun die gute Nachricht: Drei Anbieter haben sich nach dem WAZ-Bericht in der Redaktion gemeldet – allesamt Firmen, die Carola Kraft bei ihren 15 Anrufen nicht auf dem Zettel hatte. Sie haben noch Kapazitäten. Carola Kraft will in Kürze mit ihnen Kontakt aufnehmen.

Krankenkasse hat höheren Pflegegrad bewilligt

Ihren Dank an die WAZ verbindet sie mit der Hoffnung, dass auch weiteren Patientinnen und Patienten geholfen werden kann. Eigentlich sei es ja „ein Armutszeugnis“, dass es erst durch die Medien gelungen sei, einen Pflegedienst zu finden. „Ich wünsche mir sehnlichst, dass andere Pflegebedürftige nicht auch als Bittsteller auftreten müssen und so lange wie möglich zu Hause leben können.“ Das sei auch für das Gesundheitssystem von immensem Vorteil: „Ambulante Pflege kostet weniger als ein Drittel der regulären Heimunterbringung.“

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Auch bei den eigenen Finanzen kann Carola Kraft jetzt zuversichtlicher sein. Ihre Kasse hat ihr mitgeteilt, dass ihr Antrag auf eine Höherstufung in Pflegegrad 3 bewilligt wurde: nur wenige Stunden, bevor sie von der WAZ über die Angebote der Pflegedienste informiert wurde. „Das nennt man wohl Glückstag.“