Bochum. Weil ihr jetziges Domizil umgebaut wird, brauchen drei Bochumer Vereine für zwei Jahre ein Ausweichquartier. Viele Möglichkeiten gibt es nicht.

Eine große Party noch, dann ist vorerst Schluss. Nach dem Bochumer Maiabendfest Ende April werden im Amtshaus Harpen erstmal für längere Zeit die Türen geschlossen. Das sanierungsbedürftige Gebäude wird von der Stadt für viel Geld modernisiert. Für drei Vereine aus dem Ort bringt das große Probleme mit sich. Sie nutzen das Amtshaus bislang für Versammlungen und Proben und benötigen dafür nun einen alternativen Ort.

Die Bürgerschützen brauchen einen Ersatz für den Schießkeller

Mindestens 18 Monate, wahrscheinlich sogar länger, wird das Amtshaus am Harpener Hellweg nicht zu nutzen sein. Nach dem Maifest, im Sommer, will die Stadt mit der Baumaßnahme beginnen. Bis dahin sollen auch Ausweichquartiere für die drei Vereine gefunden sein. Das sind der Bürger-Schützen-Verein (BSV) Harpen (inklusive Fanfarenzug), der Musikzug Harpen mit seiner Big Band „Hot Pott Sound Orchester“ und der Shanty-Chor Bochum. „Wir bleiben am Ball, um den Vereinen zu helfen“, hatte Kämmerin Eva-Maria Hubbert im August 2023 in der Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Nord versprochen.

In diesem Jahr können Bochumer in Harpen noch das Maiabendfest feiern (wie auf dem Foto von 2023). Für die kommenden zwei Jahren brauchen sie eine Alternative.
In diesem Jahr können Bochumer in Harpen noch das Maiabendfest feiern (wie auf dem Foto von 2023). Für die kommenden zwei Jahren brauchen sie eine Alternative. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Bisher hat sich in dieser Richtung jedoch nicht viel getan. Bei einem Informationstreffen kurz vor Weihnachten, von dem die Stadt berichtet, sei es nur um Wünsche der Schützen gegangen, die noch in die Planung zur Modernisierung des Amtshauses mit aufgenommen werden könnten, berichtet der BSV-Vorsitzende Hans-Heinrich Albert. Wo er sich mit seinen Schützenkameradinnen und -kameraden ab Mai treffen wird, sei weiterhin offen. Und ein Schießkeller wie im Amtshaus finde sich auch nicht so schnell.

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Für kleinere Versammlungen könne man wahrscheinlich das ehemalige Badehaus hinter dem Amtshaus nutzen; dort, wo der Musikzug beheimatet ist. Doch für mehr als zehn bis 15 Leute sei dort kein Platz, sagt dessen Vorsitzender Jörg Benna. Deshalb werde ja auch im Amtshaus geprobt, wo zudem einige der Instrumente lagern. Die Räume nutzt ebenso der Shanty-Chor Bochum.

Gaststätten können den Bochumer Vereinen nicht helfen

Allein auf die Stadt wollen sich die drei Vereine nicht verlassen. Aber wo will man unterkommen? „In Harpen etwas zu finden, ist kaum möglich“, sagt Hans-Heinrich Albert. In einigen Gaststätten hätte man schon angefragt. Ohne Erfolg. „Das wird eine schwere Zeit“, schwant Albert Böses.

Beim Maiabendfest in Bochum-Harpen herrscht jedes Jahr Volksfeststimmung.
Beim Maiabendfest in Bochum-Harpen herrscht jedes Jahr Volksfeststimmung. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Gerade auch im Hinblick auf das Maiabendfest, das ja nicht nur groß in der Innenstadt, sondern auch im und am Amtshaus gefeiert wird. „Wo können wir in den Jahren 2025 und 2026 hin? Was können wir machen?“, fragt Albert. Von einer Feier im großen Festzelt hat man sich ja schon verabschiedet, „das ist finanziell nicht mehr zu stemmen“. Der BSV-Chef fürchtet nun sogar insgesamt um die Traditions-Veranstaltung.

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Große Probleme, die Big Band irgendwo anders unterzubekommen, sieht derweil auch Jörg Benna. Erste Gespräche seien schon geführt worden. Eine Möglichkeit wäre demnach die Willy-Brandt-Gesamtschule in Werne. „Dort müssten wir pro Probenabend 40 Euro zahlen oder eine Kooperation mit der Schule eingehen. Dann wäre die Nutzung der Räume kostenlos“, so Benna. Doch es gibt aus Sicht der Musiker zwei Knackpunkte: „Wir proben jede Woche, das ganze Jahr über. Aufgrund der Ferien fielen dann aber schon mal drei Monate weg.“ Und dann bliebe da noch die aufwändige Logistik mit den Instrumenten.

Innerhalb der nächsten Wochen will der Musikzug etwas gefunden haben. Noch länger wolle man nicht herumhampeln, sagt Benna, der sich auch über Hilfe freut. Gegen Unterstützung hätte auch der Shanty-Chor Bochum nichts einzuwenden. Dessen Vorsitzender René Kerksick beklagt sich, dass noch niemand von der Stadt mit dem Verein gesprochen habe. Deshalb suche man auch bereits auf eigene Faust, sei aber noch nicht fündig geworden. In Kirchen auszuweichen, komme nicht infrage. „Die werden im Winter ja nicht geheizt.“

Große Lösung zu teuer

4,5 Millionen Euro soll die Sanierung des Amtshauses Harpen kosten. Nach vielen Windungen und Wendungen kamen man bei der Stadt Bochum irgendwann zu dem Ergebnis, dass das Haus komplett modernisiert werden sollte. Eine Kernsanierung gilt dabei als die günstigste Lösung.

Ursprünglich war angedacht, das Gebäude abzureißen und am selben Standort neu zu bauen, inklusive Tiefgarage. Über zusätzlichen Wohnungsbau für Senioren sollte das Ganze refinanziert werden. Doch der Stadt waren die Kosten zu hoch.

Mit dem Komplettumbau soll aus dem Amtshaus das neue „Bürgerzentrum Harpen“ werden, eine „Gute Stube“ für den Stadtteil. Dazu soll der Saal für Veranstaltungen mit bis zu 200 Personen erhalten bleiben. Die ehemalige Kita mit separatem Eingang soll künftig für die abwechselnde Nutzung durch kleinere Gruppen (ca. 20-30 Personen) zur Verfügung stehen.