Bochum. Der Karstadt-Konzern hat erneut einen Insolvenzantrag gestellt. Die Frage ist: Welche Standorte haben eine Zukunft? Ein Blick auf Bochum.

Es ist gerade einmal 14 Monate her. „Galeria-Krise: Steht das Bochumer Kaufhaus auf der Streichliste?“ titelt die WAZ Bochum Anfang November 2022. Nein. Es stand nicht auf der Streichliste, der Betrieb ist weitergegangen. Aber momentan ist bei Karstadt nach der Krise vor der Krise. Nach dem neuerlichen Insolvenzantrag des Essener Warenhauskonzerns stellt sich auch für die Filiale in Bochum wieder die Existenzfrage.

Insolvenzantrag: Karstadt-Geschäftsführung informiert Betriebsräte am Morgen

Und die lautet: Geht es für Karstadt im Ruhrpark Bochum weiter? An diesem Dienstag gibt es darauf keine abschließende Antwort. Das Unternehmen führt dem Vernehmen nach bereits Gespräche mit möglichen Kaufinteressenten. Und die Belegschaft muss warten.

„Am Morgen hat es eine Telefonkonferenz der Geschäftsleitung mit den Betriebsräten gegeben“, sagt Azad Tarhan, Gewerkschaftssekretär Handel bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Mittleres Ruhrgebiet. Dabei habe es zunächst nur allgemeine Informationen gegeben. Zu den einzelnenen Standorten sei nichts gesagt worden.

Das dritte Insolvenzverfahren binnen weniger Jahre

Die Arbeitnehmervertretung in Bochum hält sich erst einmal bedeckt. Nur so viel weiß Azad Tarhan: „Die Betriebsratsmitglieder sind relativ gefasst bis genervt. Das ist ja mittlerweile schon die dritte Insolvenz.“

Und auch diesmal hat der Standort Bochum mit seinen etwa 100 Beschäftigten gute Karten, heißt es. „Ich persönlich sehe es zwar im Moment so, dass es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass die Bochumer Filiale geschlossen wird“, so der Gewerkschaftssekretär. „Aber das hängt nach unserer Erfahrung auch nicht immer nur von wirtschaftlichen Kennziffern ab.“ So habe in der Vergangenheit etwa Primark in Gelsenkirchen schließen müssen, obwohl der Standort erfolgreich gewesen sei. „Es gab eine Neuausrichtung des Eigentümers – und Schluss.“

Am Ende werde die Zukunft von Karstadt Bochum vom neuen Eigentümer abhängen. Wenn es denn einen gibt.

Karstadt ist seit 1969 im Ruhrpark Bochum

Über die Bedeutung von Karstadt gibt es keine zwei Meinungen. Ankermiete, Anlaufstelle, Frequenzbringer. „Ja, natürlich ist Karstadt eine Institution im Ruhrpark“, sagt Michael Neumann, der stellvertretende Center-Leiter. „Die Kunden kennen und schätzen es.“

Und vor allem für die Älteren ist das Kaufhaus mehr als ein Geschäft, in dem vom Kugelschreiber über den Radiowecker bis zum Feinrippunterhemd vieles – wenn auch nicht mehr wie früher beinahe alles – zu finden ist. Karstadt ist das Kaufhaus des Ruhrgebiets. Die Filiale im Ruhrpark ist eines der ältesten Gebäude des 1964 eröffneten Shoppingcenters. Als 1969 ein Erweiterungsbau fertig wurde, ist Karstadt dort eingezogen. Und seitdem ist das Warenhaus ein fester Bestandteil des Ruhrparks. 55 Jahre.

Im Sommer 2023 musste das Restaurant für immer schließen

2020 hatte es beim Konzern Galeria Karstadt Kaufhof – erst 2019 waren Karstadt und Kaufhof verschmolzen – die erste Krise gegeben . 40 der damals noch 171 Filialen wurden geschlossen. Nicht in Bochum. Auch 2023 ging der Kelch am Standort Ruhrpark vorbei. 52 Filialen sollten dicht gemacht werden, nur vier Häuser im Ruhrgebiet weiterhin Bestand haben – darunter Bochum.

Einen Wermutstropfen hat es allerdings schon zu diesem Zeitpunkt gegeben. Das von einem Karstadt-Tochterunternehmen betriebene, beliebte Restaurant sollte schließen. Am 30. Juni 2023 gingen für immer die Lichter aus.

Ein Schicksal, das das Kaufhaus nicht ereilen soll. Ruhrpark-Vizechef Michael Neumann gibt sich jedenfalls optimistisch: Schon zweimal sei es gelungen, das endgültige Aus abzuwenden. „Warum sollen sie es nicht zum dritten Mal schaffen?“