Bochum-Dahlhausen. An der Ruhrmühle heißt es Anpacken und Reparieren nach der Flut. Bei den Wasserfreunden hat die Alarmkette noch ganz schlimme Schäden verhindert.

Die Idylle ist noch nicht ganz zurückgekehrt, denn das Hochwasser an der Ruhr nach den enormen Regenfällen hat auch den Campingplatz der Wasserfreunde e.V. nicht verschont. Vielleicht hatten sie noch ein bisschen Glück im Unglück, vielleicht Rückhalt beim Schutzpatron der Reisenden, dem Heiligen Christopherus. Jedenfalls hat ihnen enorm geholfen, dass sie Erfahrung damit haben, wenn die Ruhr über die Ufer steigt. Vor allem aber, dass sie mobil sind.

Aber so schlimm wie diesmal haben sie den Fluss noch nicht erlebt. Jörg Vaupel, der Vorsitzende des Clubs, erzählt: „Das Wehr war nicht mehr zu sehen, nicht die Flussbadeanstalt, von der Vogelinsel nur noch ein paar Bäume.“ Da waren die Campinganhänger und Reisemobile schon weg, zum Glück. Der Pegel in Hattingen stand diesmal auf 7,2 Meter, „über dem roten Bereich“, kommentiert Vaupel, damit schon nicht mehr genau messbar.

Dreimal im Jahr erwarten sie in Bochum das Hochwasser

Jörg Vaupel, der Vorsitzende des Campingvereins, hat die Alarmkette in Gang gesetzt, als das Wasser stieg.
Jörg Vaupel, der Vorsitzende des Campingvereins, hat die Alarmkette in Gang gesetzt, als das Wasser stieg. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Den Campingfreunden hilft eine Besonderheit des Platzes unten in Dahlhausen. Das Wasser kommt praktisch von hinten, wenn es erst einmal die Uferkante übersteigt. „Aber sowas, das war das erste Mal in 50 Jahren“, meint auch Harry Bormann, und der muss es wissen. Der 81-Jährige war Vorgänger von Jörg Vaupel und einer der ersten Camper hier unten, als der Platz 1970 an den Verein ging.

Ab einem Pegelstand von knapp über 4 Metern läuft die Alarmkette der Wasserfreunde an, und die lief dann ab morgens kurz nach 5 Uhr reibungslos. Bis zum Nachmittag konnten sie alle Fahrzeuge von den 25 festen Stellflächen abziehen. Bormann erinnert sich: „Dreimal im Jahr, das kannten wir ja schon. Einmal hatten wir sogar innerhalb von vier Wochen zweimal Hochwasser, dafür in den letzten paar Jahren so gut wie gar nicht.“

Treibgut donnerte gegen die Hecke

Als die Ruhr dann langsam alles hier bedeckte, kamen die ersten Brocken an Treibgut. Die sind dann gegen die inzwischen schon unterspülte Hecke, die hier 30 Jahre schon die Camper von der Straße abschirmte, geklatscht und haben sie umgerissen. „Keine Chance“, hat Vaupel sich schlau gemacht, „die wächst auch nicht mehr an.“

Marlis und Harri Bormann sind Camper der ersten Stunde auf dem Gelände an der Ruhrmühle. „So ein Hochwasser hat’s hier in 50 Jahren nicht gegeben“ meinen sie.
Marlis und Harri Bormann sind Camper der ersten Stunde auf dem Gelände an der Ruhrmühle. „So ein Hochwasser hat’s hier in 50 Jahren nicht gegeben“ meinen sie. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Zahlreiche Platten zwischen den Parzellen sind unterspült worden und haben sich gehoben. Die meisten Schäden haben sie vorn im Gebäude mit den Sanitärräumen entdecken müssen. „Das Haus selbst ist als Bootshaus gebaut“, erzählt er, „die Pfähle im Grund halten das aus.“

Info und Kontakt

Der Platz der Wasserfreunde Ruhrmühle e.V. liegt an der Ruhrmühle 2. Der Campingplatz bietet neben seinen 25 Dauercampingplätzen fünf Übernachtungs- oder Kurzurlaubsplätze mit Ver- und Entsorgung, Stromanschluss, Sanitäranlagen mit Duschen. Die Anreise kann von 13 bis 18.30 Uhr erfolgen, die Abreise nur bis 11 Uhr. Andere An- oder Abreisezeite können nach vorheriger Absprache erfolgen.

Alle Tätigkeiten erfolgen hier ehrenamtlich, daher kann es vorkommen, dass nicht umgehend auf Reservierungsmails oder Anrufe geantwortet wird. https://www.wasserfreunde-ruhrmuehle.de/

Der benachbarte Angelsportverein hat einen Gutachter bestellt. „Der hat festgestellt, dass sich die Bodenplatte des Gebäudes bewegt hat, aber das hat nichts gemacht.“ Auch die Türen in den Waschräumen der Wasserfreunde haben standgehalten, aber was sonst an Holz drin war, ist aufgequollen und muss ersetzt werden. Genau wie Waschmaschine und Kühlschrank, und vor allem ein großer Teil der elektrischen Unterverteilung.

Keine Versicherung im Hochwassergebiet

„Zum Glück haben wir einen Elektromeister im Verein, der hat dann vier Tage nach der eigentlichen Arbeit noch mal acht Stunden hier auf dem Platz für die Verkabelung drangehängt“, berichtet Vaupel, „und draußen haben natürlich alle angepackt, wo sie konnten.“ Aber zwischen „10.000 bis 16.000 Euro“ schätzt er die Flutschäden schon ein.

„Und weil das hier ja als Hochwassergebiet bekannt ist, gibt’s keine Elementarversicherung. Zumindest keine, die man bezahlen könnte“, winkt er ab.

Dafür haben die städtischen Ämter schnell und reibungslos reagiert und geholfen. „Wir konnten die Wagen sogar erst einmal an der Ferdinand-Krüger-Straße abstellen.“

Die stattliche Hecke wird durch einen Stahlmattenzaun ersetzt, „und dann können wir langsam alles wieder ein bisschen schön machen“, gehen Bormann und Vaupel die nächsten Wochen an.