Bochum. Im Frühjahr hat Eickhoff aus Bochum angekündigt, sein Werk in Sachsen zu schließen. Dort ist nun das letzte Getriebe vom Band gelaufen.
14 Jahre nach dem Beginn der Serienproduktion von Windkraftgetrieben im sächsischen Klipphausen hat die Bochumer Eickhoff-Gruppe dieses Kapitel in der langen, 159 Jahre währenden Firmengeschichte beendet. Am vergangenen Donnerstag ist das letzte von vielen Tausend in Sachsen hergestellten Eickhoff-Getrieben vom Band gelaufen. Das Werk ist geschlossen, an diesem Dienstag kommt die verbliebene Belegschaft zum letzten Mal zusammen. Und: Es gibt weitere einschneidende Maßnahmen – im In- und Ausland.
Eickhoff verkauft Getriebe-Werk in Sachsen
Im April hatte das Familienunternehmen das Aus für das Werk in Sachsen angekündigt. „Die Entscheidung, die Serienfertigung von Onshore-Windkraftgetrieben einzustellen, ist uns nicht leichtgefallen. Schließlich investiert Eickhoff seit knapp 30 Jahren massiv in die Windindustrie“, hatte Geschäftsführer Ulf Achenbach damals gesagt. Gescheitert war danach ein Versuch der 165-köpfigen Belegschaft der Eickhoff Wind Power GmbH, den Standort mit Hilfe einer Beratungsfirma und der IG Metall weiterzuführen. Die Suche nach einem Investor war am Ende erfolglos. Jetzt läuft der Verkaufsprozess für das insgesamt 60.000 Quadratmeter große Firmengelände samt Produktionshallen und Maschinen an der Eickhoffstraße im Gewerbegebiet Klipphausen.
In Zukunft werden am Stammsitz Bochum lediglich noch Prototypen und Kleinserien gebaut. Der Gesamtumsatz, 2021 lag er bei 328 Millionen Euro, dürfte damit spürbar sinken. Gute Geschäfte macht die Gruppe derzeit dem Vernehmen nach vor allem mit der Wartung und Reparatur von Getrieben sowie mit den Produkten für den Bergbau. Wie im April angekündigt, werde Eickhoff seine Kompetenzen künftig im Bereich Antriebstechnik konzentrieren und sich auf die Weiterentwicklung des Servicegeschäfts für Windgetriebe fokussieren, so Sprecherin Ute Harnischmacher.
Auch das Montagewerk in Indien ist geschlossen
Beendet ist auch das noch viel kürzere Engagement im indischen Chennai. Dort hatte Eickhoff erst im Mai 2022 ein eigens gebautes Montagewerk eröffnet. Dort sollten bis zu 900 Getriebe pro Jahr für den Weltmarkt montiert werden. Geplant war bereits eine Erweiterung, nach der jährlich 1500 Getriebe hätten gebaut werden können. Auch damit ist Schluss. „Durch die Fokussierung auf das Windservice-Geschäft haben wir auch die Produktion in Chennai eingestellt“, sagt die Sprecherin. „Aktuell sind wir rund um den Verkauf des Standorts mit Interessenten in fortgeschritten Gesprächen und können uns daher nicht weiter dazu äußern.“
Während in Klipphausen in diesen Tagen das Werk aufgeräumt und abgewickelt wird, bleibt die Frage nach den Auswirkungen der Schließung auf den Stammsitz Bochum noch unbeantwortet. Nur soviel ist sicher: Eickhoff hat die Geschäftsführung ausgetauscht und setzt wieder auf eine interne Lösung.
Eickhoff besetzt Chefsessel wieder mit einem Familienmitglied
An der Spitze des Unternehmens steht nunmehr Maximilian Rheinländer. Der Sohn des langjährigen Geschäftsführers Paul Rheinländer löst Ulf Achenbach ab. Er ist zuständig für die Bereiche Strategie und Markt sowie Unternehmensentwicklung und Transformation. „Der Übergang war langfristig geplant und geschah im beidseitigem Einvernehmen“, heißt es in einer Antwort des Unternehmens auf Anfrage dieser Redaktion.
Die operative Leitung übernimmt in der neu geschaffenen Position des „COO“ der Sanierungsexperte Ingo Stober, der sich um Produktion, Einkauf, Qualität und Logistik kümmert. Neuer Finanzchef ist Wilm Papke. Er ist außerdem für Personal, IT, Compliance und Recht zuständig. Die Unternehmenssprecherin: „Mit der Anpassung der Geschäftsführung fühlen wir uns gut aufgestellt für 2024 und wollen unsere Fokussierung weiter vorantreiben und unser Stammgeschäft ausbauen.“
2016 hatte Paul Rheinländer die Leitung des Familienunternehmens abgegeben und zwar 2019 für kurze Zeit noch einmal auf den Chefsessel zurückgekehrt. Sein Nachfolger Ralf Wittor schied 2019 aus dem Unternehmen aus. Von 2019 bis 2023 führte Ulf Achenbach die Geschicke am Eickhoffpark im Stadtteil Wiemelhausen.