Bochum. Ohne betriebsbedingte Kündigungen reduziert das Maschinenbau-Unternehmen Eickhoff sein Personal. 184 Beschäftigte müssen gehen.

  • 184 Mitarbeiter müssen beim Maschinenbau-Unternehmen Eickhoff ihren Hut nehmen
  • Betriebsrat, Beschäftigte und Geschäftsleitung haben darüber lange verhandelt
  • Immerhin gibt es anders als vor zwei Jahren keine betriebsbedingte Kündigungen

Der neuerliche Personalabbau beim Maschinenbau-Unternehmen Eickhoff ist auf den Weg gebracht. 111 Beschäftigte nutzen ein gemeinsam von Arbeitgeber und Betriebsrat ausgearbeitetes Freiwilligenprogramm. Sie verlassen das 157 Jahre alte Traditionsunternehmen mit einer Abfindung und wechseln für bis zu zwölf Monate in eine Transfergesellschaft.

Von weiteren 73 Mitarbeitern trennt sich Eickhoff ebenfalls. Sie besitzen Zeitverträge oder sind von Personaldienstleistern. „Außerdem gibt es auch noch eine natürliche Fluktuation“, sagt Geschäftsführer Dr. Paul Rheinländer. Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben. Eickhoff wird künftig in Bochum etwa 1000 Beschäftigte haben, die gesamte Gruppe mit weiteren Standorten in Gelsenkirchen und Klipphausen (Sachsen) insgesamt 1500 Mitarbeiter.

Kühlen Kopf bewahrt

Von einer „guten Lösung zu sprechen“, so Betriebsratsvorsitzender Volker Naurath, verbiete sich angesichts des Verlustes von 184 Arbeitsplätzen. Er wie auch Paul Rheinländer betonen jedoch, dass beide Seiten unter den gegeben Umständen zu einer guten Verständigung gekommen seien. „Beide Seiten haben einen kühlen Kopf bewahrt“, so Naurath. Vor zwei Jahren hatte die Trennung von 140 Mitarbeitern bei Eickhoff für große innerbetriebliche Unruhe und für Auseinandersetzungen vor dem Arbeitsgericht sowie zur Trennung von der erst kurz zuvor eingestellten Personalchefin geführt. Das, so heißt es, habe Eickhoff diesmal unbedingt vermeiden wollen.

Für Paul Rheinländer ist die Lösung der Personalfrage in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, das Unternehmen muss einen Umsatzeinbruch in der Bergbausparte hinnehmen, einer der letzten Amtshandlungen. Der 71-jährige promovierte Volkswirtschaftler zieht sich Ende des Jahres aus dem operativen Geschäft zurück. „Ich bleibe noch ein halbes Jahr Geschäftsführer ohne Geschäftsbereich“, sagte er gegenüber der WAZ.

280 Millionen Euro Umsatz

Rheinländers Nachfolger kommt aus dem eigenen Haus. Dr. Ralf Wittor übernimmt Anfang 2017 die Geschäftsführung, der 52-Jährige ist bereits Geschäftsführer der Tochterunternehmen Eickhoff Antriebstechnik und Eickhoff Wind Power. Sie repräsentieren die Zukunftsmärkte des Maschinenbauers, der sich vom Bergbaubauzulieferer zum Windkraft-Zulieferer entwickelt hat. Etwa drei Viertel der Umsätze von etwa 280 Millionen Euro jährlich entfallen bereits auf den Zukunftsmarkt. Wachstum in diesem Bereich erhofft sich Eickhoff vor allem als Serviceanbieter, d.h. für Wartungs- und Reparaturleistungen nicht nur der eigenen Getriebe, sondern von verschiedenen Herstellern. Der Umsatz im Servicebereich ist in den vergangenen Jahren von 5 auf 28 Millionen Euro gewachsen.

Standbeine Windkraft und Bergbau

„Auch die Bergbausparte wird wieder zulegen“, ist Paul Rheinländer überzeugt. Die Frage sei nur, wann dies geschehe. Erste Anzeichen für eine positive Entwicklung seien zu spüren – mehr indes auch nicht. Beide Sparten – Windkraft und Bergbau – werden bis auf weiteres die Standbeine von Eickhoff bleiben. Ausflüge in neue Geschäftsbereiche schließt der künftige Geschäftsführer Ralf Wittor aus. „Das Risiko, sich zu verzetteln, ist zu groß.“ Das Unternehmen setze weiter auf ein organisches Wachstum. Potenzielle Entwicklungen oder Partner „müssten passen“, so Wittor.

Vorerst steht der personelle Umbau im Stammwerk an. „So etwas ist nie einfach“, sagt der scheidende Geschäftsführer Paul Rheinländer. Da die 184 Mitarbeiter das Unternehmen nach und nach innerhalb der nächsten sechs Monate verlassen, viele indes gehen schon im Januar, werde es gleitende Übergänge in den einzelnen Abteilung geben.

Gleitender Übergang

„Das ist eine Herausforderung – auch für die Führungskräfte“, sagt Personalchefin Antje Althoff, die in den vergangenen Wochen viele Gespräche mit Betriebsrat und Beschäftigten geführt hat. Eines aber sei trotz der personellen Veränderungen gewiss, versichert Ralf Wittor: „Wir werden jeden Auftrag annehmen und erfüllen.“

Der künftige Geschäftsführer, seit 2001 im Unternehmen, wird Eickhoff als Teil einer Doppelspitze leiten. Für den ausgeschiedenen Finanz-Chef Rainer Lohmann hat Eickhoff Dr. Ulrike Neubauer ins Unternehmen gelotst. Sie kommt Anfang 2017 vom Kölner Getriebehersteller Getrag, einer Tochter des Autozulieferer-Konzerns Magna.