Bochum. Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt ohne „Last Christmas“ & Co? Steigende Gema-Gebühren sorgen für Frust. Doch in Bochum zeigt man sich vorbereitet.

Auf dem Boulevard beschwören Franky goes to Hollywood „The Power of Love“. Auf der Huestraße wird mal wieder „Last Christmas“ angestimmt. Am Kuhhirten säuselt Dean Martin: „Let it snow“: In den Glühweinhütten auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt erklingen die altbekannten Klassiker. Der bundesweit entflammte Streit um Gema-Gebühren wird in der Innenstadt gelassen aufgenommen.

Streit um Gema-Gebühren: Viele Städte werden zur Kasse gebeten

Eine „Stille Nacht“ war befürchtet worden, nachdem kurz vor dem Start der Weihnachtsmärkte bekannt wurde, dass für die musikalische Berieselung in diesem Jahr mitunter deutlich mehr Geld an die Gema abgeführt werden muss. Die „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“ vertritt die Urheberrechte von 64.000 Mitgliedern. Wer deren Musik öffentlich abspielt oder aufführt, muss das anmelden – und dafür bezahlen.

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Mehrere Dutzend Städte werden in diesen Wochen als Veranstalter der Festmärkte zusätzlich zur Kasse gebeten. Begründung der Gema: Zahlreiche angemeldete Veranstaltungsflächen weichen von den tatsächlichen (von der Gema nachgemessenen) Daten erheblich ab. Entsprechend erhöht sich die Lizenzsumme, zum Teil um das Vielfache.

An der Musikauswahl hat sich bisher nichts geändert

Das sei in Bochum nicht zu befürchten, erklärt Oliver Osthoff, langjähriger Organisationsleiter der Bochum Marketing GmbH. Die Rechnung der Gema falle für 2023 nur geringfügig höher aus als 2022 (damals waren es rund 15.000 Euro). Zugrunde liege dabei der Dr.-Ruer-Platz mit der Weihnachtsbühne. „Wir haben stets die korrekten Zahlen angegeben, sodass es nun zu keiner massiven Höherstufung wie andernorts kommt“, so Osthoff auf WAZ-Anfrage.

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Eine Umlage gibt es nicht: Laut Osthoff rechnen die Schausteller über eigene Jahresverträge mit der Gema ab. Eine WAZ-Befragung ergab: Lizenz-Zuschläge sind in den Glühweinhütten zwar ein Thema. Von einer 19-fachen Erhöhung in einzelnen Städten ist sorgenvoll die Rede. Doch siehe oben: An der Musikauswahl hat sich bisher nichts geändert. Das bestätigt auch Oliver Osthoff.

Das Bühnenprogramm auf dem Dr.-Ruer-Platz erfreut sich bei den Weihnachtsmarkt-Besuchern großer Beliebtheit. Am kommenden Wochenende wird es fortgeführt.
Das Bühnenprogramm auf dem Dr.-Ruer-Platz erfreut sich bei den Weihnachtsmarkt-Besuchern großer Beliebtheit. Am kommenden Wochenende wird es fortgeführt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Schausteller warnen: Stille Märkte kämen einer Kapitulation gleich

Ein Hüttenbetreiber, der ungenannt bleiben will, hat gleichwohl vorgesorgt. Per Google hat er eine Liste mit Musiktiteln zusammengestellt, die kostenlos gespielt werden dürfen. Als „gemeinfreies Gut“ gelten dabei Werke, deren Urheber mehr als 70 Jahre tot sind. Weihnachtslieder wie „Stille Nacht“, „Oh Tannenbaum“ und „Lasst uns froh und munter sein“ fallen darunter.

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Bei einer Kontrolle könne unverzüglich auf die Für-lau-Liste zurückgegriffen werden, sagt der Schausteller, hofft aber, dass er seine Gäste weiterhin auch mit Rock- und Popsongs beglücken kann. Dem schließt sich der Deutsche Schaustellerbund an. Präsident Albert Ritter warnt in einem Brandbrief an den NRW-Städtetag vor dem Verzicht auf Musik („stille Märkte“) oder der Abschaffung von Bühnenprogrammen. Das würde die Weihnachtsmärkte „schädigen und käme einer Kapitulation gleich“.

Bühnenprogramm auf dem Dr.-Ruer-Platz wird fortgeführt

Das Musikprogramm auf der Sparkassenbühne auf dem Dr.-Ruer-Platz wird derweil fortgeführt. Höhepunkte am kommenden Wochenende sind der Auftritt von Susanna Keye mit ihrer Band am Freitag,1. Dezember (20 Uhr), das Duo „2You“ am Samstag, 2. Dezember (20 Uhr), und „Sound of Music“ mit weihnachtlicher Chormusik am Sonntag, 3. Dezember, um 16 Uhr.

Infos auf bochumer-weihnacht.de