Bochum. Thomas Schwarz wartet seit Jahren auf eine neue Niere. Die Dialyse bestimmt den Alltag des Bochumers. Der 65-Jährige hat einen großen Wunsch.
Der Koffer ist gepackt, steht griffbereit im Schlafzimmer. „Jeden Moment kann es klingeln“, sagt Thomas Schwarz. Der 65-jährige Rentner aus Bochum-Langendreer wartet sehnlichst auf den erlösenden Anruf aus dem Knappschaftskrankenhaus – mit der Nachricht, dass man eine Spender-Niere für ihn hat.
Seit Jahren schon steht Thomas Schwarz auf „der“ Liste. Wann er an der Reihe ist? Völlig offen. Er sei jederzeit bereit. Wahrscheinlich komme der Anruf spätabends oder nachts, weiß Schwarz. „Ich kenne die Abläufe, habe 42 Jahre in der Neurochirurgie gearbeitet, zuletzt als OP-Leitung.“ Dass er selbst mal als Patient auf die Kolleginnen und Kollegen im Knappschaftskrankenhaus angewiesen sein würde, hatte sich in den vergangenen Jahren angedeutet.
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Spätestens, seit Schwarz zur Dialyse muss. „Das ging am 15. Dezember 2021 los“, weiß er noch genau. Seither fährt er dreimal in der Woche dorthin. Jeweils von 7 bis 11 Uhr liegt er dann auf einer Liege und ist an das Blutwäsche-Gerät angeschlossen. „97 Liter Blut werden da in den vier Stunden durchgejagt“, erklärt der „Fachmann“.
Schwer sei es ihm nicht gefallen, sich mit der Dialyse anzufreunden. „Mein Vater hat das auch mitgemacht. Der ist 94 geworden.“ Auch er könnte mit der Dialyse weiterleben. Aber die Lebenserwartung mit einer Spender-Niere ist höher. Und natürlich die Lebensqualität. Das ist einer von Schwarz’ größten Wünschen: wieder normal leben zu können. Verreisen, länger schlafen, ungebunden sein...
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Mit 22 Jahren schon wurden bei ihm Auffälligkeiten entdeckt. „Ich hatte zu viele rote Blutkörperchen und Eiweiß im Urin. Aber in dem Alter kann einen so etwas ja nicht schocken.“ Zumal die Werte über viele, viele Jahre auch konstant blieben. Schwarz war begeisterter Kampfsportler, hat mehrere schwarze Gürtel.
„Doch dann nahm die Leistungsfähigkeit immer weiter ab. Ich fühlte mich wie ein 100-Jähriger, zog mich mühsam am Geländer die Treppe bis zur Wohnung hoch und musste mich dort erstmal hinsetzen.“ Der Grund: Beide Nieren waren ausgefallen. „Deshalb hatte ich keine Energie mehr.“
Als die Ärzte ihm sagten, er solle sich wegen einer Dialyse Gedanken machen, war Schwarz erstmal konsterniert. „Wie, Dialyse? Ich?“ Aber es führte kein Weg daran vorbei. „Seither fühle ich mich besser, bin soweit fit und kann auch eigentlich alles machen.“ Aber in seinem Unterarm steckt ein Schlauch, den man durch die Haut deutlich sehen kann. Der Zugang für die Dialyse. Unangenehm sei das Stechen. „Die Nadel hat einen Durchmesser von 1,9 Millimeter. Das ist ordentlich. Aber auch daran gewöhnt man sich.“
Wann er eine Spender-Niere bekommen wird, weiß Thomas Schwarz nicht. Wohl aber, dass sie von einem älteren Menschen sein wird. „Das verkürzt in der Regel auch die Wartezeit. Wäre ich 40, müsste ich bestimmt doppelt so lange warten.“ Dass ihm das Organ eines fremden Menschen eingepflanzt wird, belaste ihn „seelisch nicht“. „Die Person hatte dann ja ihr Alter. Ich bin ihr und der Familie aber jetzt schon dankbar für die Möglichkeit, ein normales Leben führen zu können.“
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In diesem will Schwarz auf seinen geliebten Kampfsport verzichten. „Das Risiko, unglücklich zu fallen oder getroffen zu werden, ist mir zu groß. Da ist jemand bereit, mir seine Niere zu spenden, das setze ich nicht leichtfertig aufs Spiel.“