Bochum. In Bochum können 33.898 Frauen und Männer dauerhaft ihre Rechnungen nicht bezahlen. Sie sind verschuldet. Ein Atlas zeigt, wo die Menschen leben.
Erneut ist die Zahl der verschuldeten Personen in Bochum gesunken – zum vierten Mal in Folge seit 2019. Aktuell gelten 33.898 Frauen und Männer in der Stadt als überschuldet. Die Schuldnerquote ist auf 10,97 Prozent gesunken.
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Verschuldung in Bochum sinkt seit Jahren
Das geht aus Daten der Wirtschaftsauskunftei und Gläubigerschutzorganisation Creditreform Ruhrgebiet hervor. 2019, als der bisherige negative Spitzenwert erreicht wurde, gab es noch 39.600 überschuldete Bochumerinnen und Bochumer. Die nach der Corona-Pandemie von Experten befürchtete Welle von Anträgen auf Privatinsolvenz ist damit weiterhin ausgeblieben.
Mit dieser positiven Entwicklung liegt die Stadt voll im Trend des von Creditreform veröffentlichten Schuldneratlas’. Nahezu alle Städte im Ruhrgebiet weisen bessere Zahlen als im vergangenen Jahr auf. Nur in Duisburg und in Essen ist ein Anstieg zu verzeichnen. Von Überschuldung ist dann die Rede, wenn Personen dauerhaft nicht in der Lage sind, ihre laufenden Rechnungen zu bezahlen. Als Ursache gelten häufig Arbeitslosigkeit, längere Krankheit, Scheidung und Trennung.
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Im Bundesvergleich liegt Bochum weit hinten
1108 Personen weniger als noch vor zwölf Monaten sind in Bochum überschuldet. Ein positiver Trend, der sich in 17 von 18 Postleitzahlbezirken niederschlägt (Karte). Nur im Bezirk mit der Postleitzahl 44801 (Querenburg, Stiepel, Wiemelhausen) gibt es einen leichten Anstieg der Schuldnerquote von 7,41 auf 7,42 Prozent. Indes: Im Bundesvergleich sackt Bochum weiter ab: Unter 400 Kreisen und kreisfreien Städte belegt es diesmal den 360. Platz – zwischen Neukirchen im Saarland und Gera in Thüringen.
Bochum belegt damit im Bundesvergleich weiterhin einen Platz ganz weit hinten in der Rangliste – allerdings noch vor anderen Revierstädten wie Dortmund (372), Essen (377) und Oberhausen (380). Das passt zu einer anderen statistischen Größe. Auch im Ranking des verfügbaren Einkommens, das Statistikdienstleisters IT.NRW ermittelt, landet Bochum weit hinten. Im derzeit aktuellsten Ranking wird die Stadt trotz eines Anstiegs um 505 Euro auf durchschnittlich 21.765 Euro lediglich auf Platz 355 von insgesamt 391 Städten und Gemeinden in NRW geführt. Der Wert ist laut IT.NRW ein Merkmal für die finanziellen Verhältnisse der Einwohner einer Stadt und ihrer lokalen Kaufkraft.
Stiepel schneidet im Reviervergleich am besten ab
Die niedrigste Schuldnerquote in der Stadt gibt es seit Jahren im Bezirk 44797 (Stiepel, Linden, Weitmar, Wiemelhausen). Diesmal liegt der Wert bei 3,55 Prozent. Das bedeutet, 398 Personen können dauerhaft nicht ihre laufenden Rechnungen bezahlen. Damit liegt Bochums Süden revierweit in diesem Jahr sogar an der Spitze. Kein anderer Postleitzahlbezirk im Ruhrgebiet hat eine geringere Schuldnerquote. Zu den Top20 gehört außerdem der Bezirk 44799 (Altenbochum, Querenburg, Weitmar, Wiemelhausen) mit 5,40 Prozent.
Im negativen Ranking ist lediglich ein Bochumer Postleitzahlbezirk vertreten: 44866 (Günnigfeld, Sevinghausen, Wattenscheid, Westenfeld) auf Platz 171 von 190 mit einer Schuldnerquote von 18,83 Prozent. Betroffen sind 5762 Personen. Hoch ist die Quote auch in 44809 (Grumme, Hamme, Hofstede, Mitte, Riemke mit 17,08 Prozent (3010 Personen), in 44787 (Mitte, 16,98 Prozent, 1288 Personen) und in 44793 (Hamme, Hordel, Mitte, Weitmar, Wiemelhausen) mit 16,48 Prozent (2782). An der (negativen) Spitze liegen drei Duisburger Bezirke – allen voran 47053 (u.a. Altstadt) mit 26,23 Prozent.
Experten warnen, positiver Trend könnte bald zu Ende sein
Trotz der positiven Entwicklung in den vergangenen Jahren: Nach Einschätzung der Experten von Creditreform könnte sich der Trend schnell umkehren: „Die drastisch gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiepreiskosten haben die finanziellen Gestaltungsmöglichkeiten vieler Verbraucher eingeschränkt und zu nachhaltigen Zahlungsstörungen geführt. Viele Verbraucher hatten nach langen Krisenjahren und trotz unterschiedlicher staatlicher Unterstützungsmaßnahmen sowie lange geübter Ausgabenvorsicht und Konsumzurückhaltung nun Nachholbedarf in Sachen Konsum und Lebensplanung.“