Bochum. Wegen seines eigenen Fehlers wurde das Konto von Thomas Matuszewski aus Bochum gepfändet. Er hat schnell reagiert. Seine Bank nicht, beklagt er.

Kräftiger Handschlag, mächtige Oberarme. Der Mann kann zupacken. Mit seinem Handwerkerservice „Matu-macht’s“ hat sich Thomas Matuszewski in Bochum einen Namen gemacht. Sein Motto lautet: „Uns ist kein Auftrag zu klein.“ Nur an der Finanzbürokratie droht sein Kleinbetrieb zu scheitern.

Bochumer hat Sozialbeiträge zu spät bezahlt

Ortsbesuch bei dem 58-Jährigen zu Hause – beinahe auf der Stadtteilgrenze von Weitmar und Eppendorf. Thomas Matuszewski blättert in einem Stapel Papieren und kann immer noch nicht so recht begreifen, was ihm widerfahren ist. Die Deutsche Bank hatte ihm sein Konto gesperrt. 18 Tage lang konnte er keine Rechnungen begleichen, keine Löhne bezahlen, nicht einmal Essen einkaufen. „Wenn uns nicht ein Freund ausgeholfen hätte“, hebt er an – und schüttelt den Kopf.

Für den Beginn des Schlamassels ist er verantwortlich. „Ich kann es nicht schön reden, wir haben Sozialbeiträge zu spät abgeführt“, so der Bochumer. „Aber ich habe sie dann vor dem Pfändungstermin überwiesen.“ Und trotzdem irgendwie zu spät. Denn die Deutsche Bank hatte das Konto bereits gesperrt. „Für unfassbare 18 Tage“, so Matuszewski. Die Gläubigerin, die Krankenkasse IKK Classic, habe im Anschluss wegen der Mahngebühren noch einmal eine Pfändung geltend gemacht.

Aus einen Ein-Mann-Betrieb ist ein Kleinunternehmen geworden

„Deshalb flogen alle Abbuchungen meiner Lieferanten nur so weg.“ Kein Geld, kein Material. Dabei habe er Aufträge bis weit ins nächste Jahr, versichert der gelernte Feinmechaniker, der 30 Jahre lang als Versicherungsmakler gearbeitet und sich dann vor sechs Jahren selbstständig gemacht hat. Damals als Ein-Mann-Betrieb. Mittlerweile hat er vier Beschäftigte.

Wie lange noch, sei ungewiss. „Stand der Dinge ist, dass wir, wenn unsere Bank weiter so mit uns ‘zusammenspielt’, ich wohl meine Leute entlassen muss“, so der Bochumer. .,Alles Familienväter.“

Konto wurde erst nach 18 Tagen wieder entsperrt

Und das nur, weil – aus seiner Sicht – die Abwicklung der drohenden Pfändung miserabel gelaufen sei. Nicht in der Bochumer Filiale, versichert Matuszewski. Da habe man sich nach Kräften bemüht, ihm zu helfen. „Aber in der Zentrale...“

Es gebe bei der Deutschen Bank zwar einen „Schnellerledigungspfändungsservice“ – „das heißt wirklich so“, sagt der Bochumer. Aber der habe alles andere als schnell reagiert. „Obwohl ich spätestens nach drei Tagen alle notwendigen Unterlagen vorgelegt habe, damit mein Konto wieder entsperrt wird.“ Allen voran die Bescheinigung der IKK Classic, dass die ausstehenden Sozialbeiträge eingegangen sind.

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Plötzlich ist alles ganz schnell gegangen

„Hat alles nicht genutzt“, so der Bochumer. Jeden Tag sei er in die Bochumer Filiale am Husemannplatz gegangen. Ohne Erfolg. „Ich war immer ruhig. Aber an einem Freitag konnte ich nicht mehr. Ich habe in der Kassenhalle gestanden und geschrien, dass ich erst wieder weggehe, wenn man mir hilft. Ich war schlichtweg pleite.“ Dann sei alles schnell gegangen. Der Filialleiter habe sich gekümmert, eine Stunde später sei das Konto entsperrt gewesen. Und Thomas Matuszewski gleichermaßen froh wie erstaunt. „Plötzlich ging das?“

Die Deutsche Bank hat auf Anfrage dieser Redaktion einige Tage gebraucht, bis sie geantwortet hat. Es sei „bei diesen Themen“ zu einem Bearbeitungsrückstau gekommen. Das hätte nicht passieren dürfen. „Wir entschuldigen uns ausdrücklich für die lange Bearbeitungszeit und die Unannehmlichkeiten, die dem Kunden entstanden sind“, so ein Sprecher der Bank am Freitag. „Wenn es Schäden gibt, die die Bank zu vertreten hat, dann erstatten wir das natürlich.“ Das Ehepaar Matuszewski werde in den nächsten Tagen ein Schreiben dazu erhalten.

Handwerker betont, er wolle wachrütteln

Bei dem Matu macht’s ist derweil wieder alles in der Reihe. Thomas Matuszewski kann über sein Konto verfügen, kann Material einkaufen, seine Leute bezahlen und sich natürlich auch über Zahlungseingänge freuen. Zu seinen Kunden gehören auch sämtliche katholischen Kindertagesstätten in Bochum, wie er sagt. „Matu macht’s“ sei dort für Pflege- und Hausmeistertätigkeiten zuständig.

Aber was ist, wenn es erneut eng wird mit den Zahlungsterminen? „Das Ganze geht ja nicht nur mich etwas an. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass es anderen genauso geht. Ich will wachrütteln“, so der Bochumer. „Die Herrgötter in ihren 150 Meter hohen Palästen sollen bitten mal umdenken. Sonst gehen die kleinen und mittelständischen Betriebe reihenweise den Bach runter.“