Bochum. Groß ist die Vorfreude auf die Lichterfahrt der Trecker am dritten Advent in Bochum. Wie alles begann, welche Neuigkeiten es gibt.
Die Automaten mit Wurst, Eiern und Milch auf dem Hof Schulte-Schüren sind bekannt und beliebt. Zum Glück. Denn ohne die Selbstbedienungs-Hütte in Stiepel würde es die Trecker-Lichterfahrt durch Bochum womöglich nicht geben. Dabei ist die Vorfreude auf das Advents-Knattern riesengroß.
Am Sonntag, 17. Dezember, veranstaltet Guido Schulte-Schüren den vorweihnachtlichen Umzug zum dritten Mal. Wie alles begann? „Reiner Zufall“, sagt der Landwirt. Am ersten Advent 2020 hatten sich sechs seiner Bochumer Kollegen an einer Lichterfahrt in Langenberg beteiligt. Mit knurrenden Mägen steuerten sie auf der Heimfahrt am späten Abend den Hof Schulte-Schüren an und bedienten sich an den Automaten. „,Was wollt ihr denn alle hier?’, fragte ich die Jungs. Da erzählten sie mir von der Trecker-Tour und schwärmten, wie toll das war“, berichtet Guido Schulte-Schüren.
Trecker-Lichterfahrt in Bochum: Start 2020 wurde kurzfristig geplant
Noch an dem Abend sei die Idee geboren, kurzfristig auch Bochum mit einer Lichterfahrt zu beglücken. Termin: der dritte Advent. „Damals herrschte überall tiefste Corona-Düsternis. Mein Wunsch war es, ein kleines Stück Licht und Wärme in die Vorweihnachtszeit zu bringen“, sagt Schulte-Schüren.
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Gleich am Montagmorgen erkundigte er sich beim Ordnungsamt: „Ist so etwas möglich?“ Die Antwort ließ auf sich warten. „Erst fünf Tage vorher haben wir grünes Licht bekommen“, schildert der 51-Jährige.
Die WAZ und Radio Bochum kündigten die Premiere an. Was dann passierte, macht Schulte-Schüren bis heute einigermaßen fassungslos. Statt der angemeldeten 40 Trecker und Lastwagen („Da hatte ich bei 35 Landwirten in Bochum schon großzügig gerechnet“) reihten sich mehr als 100 Fahrzeuge in den Konvoi ein.
Gelungener Neustart vor einem Jahr mit 38 Fahrzeugen
Der war kurz nach dem Start schon wieder zu Ende. Weil die Zuschauermassen auf den Straßen, insbesondere in Stiepel, gegen die seinerzeit geltenden Corona-Auflagen verstießen, brach die Polizei den Umzug ab. Rechtlich okay, aber jammerschade, meint Schulte-Schüren. Die Menschen hätten damals nach gemeinsamer Weihnachtsfreude regelrecht gedürstet. Auf einem selbstgemalten Schild, das ein kleines Mädchen in die Höhe reckte, hieß es schlicht: „Danke!“
2021 ließ die Pandemie noch keine Neuauflage zu. An die wagte sich der Bauer erst wieder 2022. Mit ordentlicher Resonanz. 38 landwirtschaftliche Fahrzeuge machten sich auf den Weg. Im Stiepeler Ortskern, später auch in der Innenstadt war die Wegstrecke dicht gesäumt.
Für den dritten Advent hat die Stadt 80 Teilnehmer genehmigt
Bei der dritten Lichterfahrt am dritten Advent rechnet Schulte-Schüren mit deutlichem Zuwachs. 33 Zusagen liegen aktuell vor, nicht nur von Landwirten, sondern auch von Garten- und Landschaftsbauern. Die Stadt hat bis zu 80 Fahrzeuge genehmigt. „Ich hoffe, dass wir diese Zahl erreichen“, sagt Schulte-Schüren, der unter Tel. 0174/6726505 weitere Anmeldungen entgegennimmt.
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Start ist wieder auf dem Parkplatz an der Gräfin-Imma-Schule an der Kemnader Straße 218. Um 17.15 Uhr geht’s los. Die Route ist mit 20 Kilometern fast doppelt so lang wie im Vorjahr. Sie führt über die Kemnader Straße, Surkenstraße, Stiepeler Straße, Markstraße, Königsallee, Brenscheder Straße, Bruchstraße, Wiemelhauser Straße, Universitätsstraße, Oskar-Hoffmann-Straße, Hattinger Straße, Blankensteiner Straße, Heinrich-König-Straße und Königsallee. Nach gut zwei Stunden werden die Trecker & Co. in Stiepel zurück erwartet.
Landwirte wollen mit Tour auch auf ihre Probleme aufmerksam machen
Alle Fahrzeuge werden mit Lichterketten und Ornamenten beleuchtet und geschmückt sein, verspricht Schulte-Schüren. Weihnachtsmusik ertönt. Nur Personen auf Anhängern sind nicht gestattet: „Wir sind ja kein Karnevalsumzug.“
Bei aller Freude gelte es zudem, mit der Lichterfahrt eine wichtige Botschaft zu vermitteln. „Wir wollen zeigen, wie wirtschaftlich schlecht es den Landwirten bundesweit geht. Die Kosten steigen auf allen Ebenen massiv. Immer mehr bäuerliche Betriebe müssen aufgeben. Die Bundesregierung lässt uns im Stich.“
Organisation des Umzugs wird rein ehrenamtlich gestemmt
Der Appell richte sich auch an die Verbraucher: „Kauft Produkte direkt beim Bauern und unterstützt uns damit“, so Schulte-Schüren, der seinen Hof an der Kemnader Straße in vierter Generation mit seiner Frau Sabine (51), Sohn Kay (28) und Bruder Mike (49) führt. Seine Mutter Rita (70) kümmert sich um den Hofladen.
Bei der Lichterfahrt geht es nicht ums Geld. Bis auf den weihnachtlichen Schmuck ihrer Fahrzeuge entstehen den Teilnehmern keine Kosten. Auch Guido Schulte-Schüren stemmt die Organisation rein ehrenamtlich. „Sollte die Stadt auch künftig keine allzu großen Auflagen machen, soll es 2024 weitergehen“, kündigt er an.
Friseursalon verkauft Glühwein und Würstchen für „Lichtblicke“
Besonders freut er sich über das Engagement von Christina Jahnert-Kost, An der Kemnader Straße 302 führt sie den Friseursalon „Kostbar“. Mit ihrem Team wird sie am 17. Dezember bereits ab 15 Uhr draußen unter anderem Glühwein, Würstchen, Waffeln und Bier anbieten. Der Erlös ist – passend zur Lichterfahrt – für die Aktion Lichtblicke der NRW-Radios bestimmt.