Bochum. In Bochum-Stiepel trat Gas aus einer Leitung aus. Ein Vorfall, der an die Explosion in Linden erinnert. Wie die Anwohner die Situation erlebten.

Ein Gasleck versetzte Bochum-Stiepel am Donnerstagabend (1. Juni) für kurze Zeit in Aufruhr. Rund drei Stunden lang mussten die Anwohner der Steilstraße ihre Häuser verlassen. Das ließ die Erinnerungen an das Unglück in Bochum-Linden im Januar aufleben, bei dem ein Haus nach der Beschädigung einer Gasleitung explodierte und eine Frau starb. In Stiepel konnten die Anwohner – ohne, dass jemand verletzt wurde – am Abend noch in ihre Häuser zurückkehren.

Ursache für das austretende Gas waren am Donnerstagabend Bauarbeiten an einer Glasfaserleitung, wie Bernd Lehwald, Pressesprecher der Glasfaser Ruhr auf WAZ-Anfrage bestätigte. Eine freigelegte Gas-Hausanschlussleitung sei dabei leicht beschädigt worden.

Bochum: Anwohner froh über die gute Zusammenarbeit mit der Polizei und Feuerwehr

Direkt nach dem Unfall habe sich der Bautrupp an die Feuerwehr gewandt, die die Anwohner evakuierte und die Steilstraße großräumig absperrte. Dabei handelte es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, erklärt Lehwald. Auch die Polizei sowie die Stadtwerke Bochum waren vor Ort.

Das orangene Rohr, rechts im Bild, soll laut einem Anwohner beschädigt worden sein. Es wurde umgeleitet und an einer anderen Stelle an die Gasleitung angeschlossen.
Das orangene Rohr, rechts im Bild, soll laut einem Anwohner beschädigt worden sein. Es wurde umgeleitet und an einer anderen Stelle an die Gasleitung angeschlossen. © Inga Bartsch | Inga Bartsch

Kurz nach 18 Uhr seien die Anwohner aus ihren Häusern geklingelt worden. „Wir hatten gar keine Zeit, ein Portemonnaie oder andere Sachen einzupacken. Wir sollten direkt raus“, erinnert sich Kopka, einer der Anwohner. Er sei froh, dass die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und der Polizei so gut abgelaufen sei und im schlimmsten Fall ein Unglück wie in Linden verhindert werden konnte.

Die Situation in Stiepel sei eine andere, betont ein weiterer Anwohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Hier wurde sehr schnell gehandelt.“ Das bestätigt auch Jascha Dröge, Pressesprecher der Stadtwerke Bochum: „Der Arbeiter hat sich vorbildlich verhalten.“ Die Stadtwerke selbst waren mit ihrem Störungsdienst 15 Minuten nach der Meldung des Unfalls selbst vor Ort.

Ungutes Gefühl bleibt bei den Anwohnern in Bochum-Stiepel nicht zurück

Gegen 21 Uhr sei der Einsatz beendet gewesen und die Anwohner konnten zurück in ihre Häuser. Unsicher würden sie sich nach dem Vorfall nicht fühlen. „Da vertraue ich den Leuten“, sagt ein Anwohner. Auch am Freitagmorgen nach dem Unfall seien noch einmal Bauarbeiter vor Ort gewesen, um die Unfallstelle zu begutachten.

„Die eigentliche Gefahr war laut Auskunft der Fachleute, dass sich in den Häusern irgendwo Gas ansammelt“, berichtet ein Anwohner. Dieser Verdacht habe sich nicht bestätigt. Unmittelbar nach dem Unfall sei das Gas abgestellt worden. Die evakuierten Anwohner mussten ihre Schlüssel abgeben und die Feuerwehr sei durch die Häuser gegangen und habe entsprechende Messungen durchgeführt.

Die Bauarbeiten an der Steilstraße laufen seit Anfang der Woche und sollen spätestens in der übernächsten Woche abgeschlossen sein, so Lehwald. Da durch den Unfall keine Folgeschäden entstanden sind, werde schon jetzt wie geplant an der Baustelle weitergearbeitet.

Fast täglich passieren Unfälle bei Tiefbauarbeiten

Damit Gasleitungen während Tiefbauarbeiten nicht beschädigt werden, bekommen die Unternehmen einen Plan, auf dem die entsprechenden Leitungen eingezeichnet sind. Vor jeder Tiefbaumaßnahme müsse eine sogenannte Fremdleitungsauskunft vorliegen. „Die Gasleitung war aus genau diesem Grund auch im Vorfeld schon komplett freigelegt worden“, sagt Bernd Lehwald, Pressesprecher der Glasfaser Ruhr.

Dennoch können die Unfälle bei Tiefbauarbeiten, die fast täglich passieren würden, nicht immer verhindert werden. „Das Wichtige dabei ist, im Schadenfall schnell, sensibel und umsichtig zu reagieren“, sagt Lehwald. Das sei in Bochum-Stiepel passiert, sodass niemand zu Schaden gekommen ist.