Bochum. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der tückischsten Krebserkrankungen. Denn oft werden Symptome gar nicht oder viel zu spät erkannt. Die Details.
- Bauspeicheldrüsenkrebs ist eine der gefährlichsten Krebsarten.
- Symptome werden oft gar nicht oder viel zu spät erkannt.
- Bei Appetitlosigkeit, Magen- und Verdauungsbeschwerden (brauner Urin, gräulicher Stuhl), ungeklärtem starkem Gewichtsverlust, Gelbfärbung der Haut und Augen („Ikterus“), Rückenschmerzen und häufigem Wasserlassen sollten die Alarmglocken klingeln.
Bauchspeicheldrüsenkrebs bereitet Angst und Sorgen. Bis 2030 werde jeder zweite Krebstote an einem Pankreaskarzinom gestorben sein, lautet die düstere Prognose. Entsprechend groß ist das Interesse: Bei einer Info-Veranstaltung des Katholischen Klinikums Bochum im Rahmen des Weltpankreaskrebstages mit der WAZ als Medienpartner war das Hörsaalzentrum so voll, dass zusätzliche Stühle für die mehr als 280 Besucher herbeigeschafft werden mussten.
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Erkrankte kommen vielfach zu spät zum Arzt
Als „besonders heimtückisch“ beschreibt Prof. Waldemar Uhl den Bauchspeicheldrüsenkrebs, der in Deutschland jährlich mehr als 20.000 Menschen heimsucht. Als langjähriger Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am St.-Josef-Hospital zeigt sich Uhl tief beunruhigt. Jährlich sieht er rund 1000 Pankreas-Patientinnen und -Patienten. 150 haben Krebs. Die werden nicht nur immer jünger, sondern kommen vielfach erst im fortgeschrittenen Stadium. Nur jeder Fünfte ist noch für eine Operation geeignet. Häufig haben sich schon Metastasen gebildet, in der Leber oder im Bauchfell. Bittere Konsequenz: Nur zehn Prozent der Tumor-Erkrankten überleben die nächsten fünf Jahre. Das ist die niedrigste Quote aller Krebsformen.
Übergewicht, Diabetes und Rauchen zählen zu den Risikofaktoren
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist nicht in den gängigen Vorsorge- und Screening-Programmen enthalten. Die Beschwerden stellen sich meist spät ein. Lebenswichtig sei deshalb das Wissen um die Risiken und Warnsignale, appelliert Uhl.
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Besonders gefährdet sind Menschen mit Übergewicht, übermäßigem Alkoholgenuss (mehr als täglich 30 Gramm), einem neu entdeckten Diabetes mellitus sowie Raucher. Auch Krebserkrankungen in der Familie (Darm, Brust, Eierstock) sowie eine akute und chronische Bauchspeicheldrüsen-Entzündung werden als Risikofaktoren genannt.
Bei starkem Gewichtsverlust sollten „die Alarmglocken klingen“
„Die Alarmglocken müssen klingen“ (Uhl), wenn sich diese typischen Symptome für Pankreaskrebs bemerkbar machen: Appetitlosigkeit, Magen- und Verdauungsbeschwerden (brauner Urin, gräulicher Stuhl), ungeklärter starker Gewichtsverlust, Gelbfärbung der Haut und Augen („Ikterus“), Rückenschmerzen und häufiges Wasserlassen. Dann heißt es: So früh wie möglich zur Abklärung zum Haus- oder Facharzt!
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So niederschmetternd die Zahlen sind: Es gibt Hoffnung. Bei einer – höchst komplexen und anspruchsvollen – Operation kann der Tumor mitsamt der umgebenden Lymphknoten chirurgisch entfernt werden. Auch eine komplette Entnahme des nur gut 100 Gramm leichten Organs komme infrage, schilderten die Fachärzte beim Weltpankreaskrebstag. Preis der Total-OP: Der Patient ist fortan dauerhaft zuckerkrank.
Appell: Behandlung nur in einer zertifizierten Klinik
Eine individuell abgestimmte Chemotherapie ist gleichfalls Mittel der Wahl: bestenfalls schon vor einer Operation, um den Tumor zu verkleinern. Allerdings zeigt der „heimtückische“ Krebs oft auch nach einem Eingriff seine Aggressivität – und kehrt zurück. Von einer Heilung mögen die Mediziner daher nicht sprechen, sondern nur von einer Verlängerung der Lebenszeit mit einer angemessenen Lebensqualität.
Ist eine Behandlung notwendig, raten Waldemar Uhl und sein Team dringend: „Gehen Sie nicht einfach ins nächste Krankenhaus.“