Bochum. 2022 hat Bochum Alarm geschlagen. Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge war auf Rekordniveau. Jetzt ist es noch dramatischer.

Vor einem Jahr hat die Stadt Bochum Alarm geschlagen. 230 unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) hatte sie zu diesem Zeitpunkt aufgenommen und war damit am Ende ihrer Kapazitäten. Selbst Turnhallen mussten vorübergehend als Notunterkünfte mit Kindern und Jugendlichen belegt werden. Doch das ist nichts im Vergleich zur aktuellen Situation.

430 unbegleitete minderjährige Ausländer in Bochum – so viele wie nie

So viele unbegleitete minderjährige Ausländer wie noch nie werden zur Zeit in Bochum betreut. Es sind 430. Dabei hatte sich die Situation Anfang des Jahres wieder entspannt. Nach einem Appell des Landes an die Städte in NRW gelang die Verteilung der UMA von Bochum in andere Kommunen deutlich besser und schneller. Nur noch 61 waren im Januar in der Stadt untergebracht.

Bochum ist nicht nur Standort der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA), in der alle Asylbewerber sich melden müssen, ehe sie auf andere Städte verteilt werden. In der Stadt werden zunächst auch alle unbegleiteten minderjährigen Ausländer aufgenommen, registriert und betreut, bis sie in andere Kommunen wechseln.

Allein 180 Kinder und Jugendliche in der früheren Helios-Klinik

Und diese Aufgabe ist momentan besonders herausfordernd, „weil die Anzahl der Geflüchteten – vor allem sind es junge Männer – wahnsinnig gestiegen ist“, so Sozialdezernentin Britta Anger im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Folge: Allein 180 junge Ausländer sind momentan in der früheren Helios-Klinik in Linden untergebracht, die von der Ifak betreut werden. Dort hatten monatelang Flüchtlinge aus der Ukraine gewohnt, die nun aber anderenorts untergebracht sind.

Da der Mietvertrag in Linden aber nur noch bis zum Ende des Jahres läuft, der Investor ICG aus Frankfurt will danach mit dem Umbau für das geplante Projekt Kinder- und Jugendpsychiatrie beginnen, sucht die Stadt einmal mehr nach geeigneten Unterkünften.

Bochum sucht erneut alternative Unterbringungsmöglichkeiten

Dabei hatte sie mittlerweile bereits eine große Unterkunft für UMA gefunden und eingerichtet, nämlich am Sumperkamp in Querenburg, einem früheren Studentenwohnheim des Akademischen Förderungswerks (Akafö). 180 Kinder und Jugendliche sind auch dort untergebracht. Weitere wohnen noch in einer Einrichtung an der Kemnader Straße, einige wenige Plätze werden außerdem in der Jugendherberge bereit gestellt.

Verteilung auf die anderen Städte läuft mittlerweile gut

Drei bis vier Wochen dauere es, bis die jungen Ausländer registriert und medizinisch untersucht sind und ihr Status geklärt ist. Dabei werde auch geklärt, ob sie Verwandte in Deutschland haben. Danach gelinge recht schnell die Weitervermittlung über das Landesjugendamt an die Städte. Viele Kommunen nehmen ein bis zwei UMA auf, wenige Städte auch eine zweistellige Zahl.

„Die Zuweisung läuft mittlerweile gut“, sagt die Sozialdezernentin. Daran liege es nicht, dass die UMA-Zahl wieder so noch oben geschnellt ist. „Etwa 20 Personen können wir jeden Tag aufnehmen und weitervermitteln“, so Anger. Das Problem ist, jeden Tag kommen genauso viele wieder in Bochum an.