Bochum. Der Amokalarm in Bochum hat bei Schülern und Eltern für Angst gesorgt. Kinder seien hinausgetragen worden. So erlebten Betroffene die Situation.

„Ich dachte kurz, dass es wirklich ein Amoklauf sein könnte. Als die Polizei kam, habe ich Angst bekommen“, schildert eine Achtklässlerin der Gesamtschule Bochum-Mitte. Mit anderen Schülerinnen und Schülern verbringt das Mädchen gerade die Pause auf dem Schulhof, als sie auf einmal einen Knall hört. Es ist 9.20 Uhr, nur Minuten später ist das Gebäude an der Feldsieper Straße 94 von unzähligen Einsatzkräften der Polizei umstellt.

Amokalarm. Ein Sondereinsatzkommando begibt sich auf den Weg zu dem Gebäude in Hamme, in dem neben der Sekundarstufe eins der Gesamtschule auch die Feldsieper Grundschule untergebracht ist. In Sicherheitskleidung gehen sie hinein.

  • Die Polizei hat zwei Bochumer Schulen geräumt. Es gab einen Amokalarm. Schwer bewaffnete Einsatzkräfte erschienen. Am Mittag gab es Entwarnung. Was bisher bekannt ist.

Schüler nach Amokfehlalarm: „Es hat geknallt“

Zwei Schüler aus einer zehnten Klasse erzählen im Nachhinein: „Es hat zum Pausenende geklingelt und wir wollten gerade zurück in die Schule gehen, da hat es geknallt.“ Die Lehrkräfte hätten umgehend reagiert, die Kinder und Jugendlichen zuerst auf die andere Straßenseite gebracht und dann zügig weiter weg vom Gebäude, auf den Parkplatz einer Kita. „Es war ganz schnell sehr viel Polizei da“, berichtet der eine Zehntklässler. Der andere ergänzt: „Am Anfang hatten wir schon Angst.“

Im Schulgebäude an der Feldsieper Straße 94 hat es am Montag einen Amokalarm gegeben. Nach etwa zwei Stunden konnte die Polizei Entwarnung geben.
Im Schulgebäude an der Feldsieper Straße 94 hat es am Montag einen Amokalarm gegeben. Nach etwa zwei Stunden konnte die Polizei Entwarnung geben. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Schüler Orlando erzählt: „Ich habe am Ende der Pause einen Knall gehört.“ Der 14-Jährige kommt gerade vom Sportunterricht, als sich der Vorfall ereignet. Auch Orlandos Mutter, Maritta Krajza, ist vor Ort, wartet gemeinsam mit dem Sohn darauf, dass die Polizei die Personalien von allen aufgenommen hat. „Das war ein ganz schöner Schock. Wenn man von einem Amokalarm hört, geht einem als Mutter erst einmal alles durch den Kopf.“ Sie ist erleichtert, dass es sich um einen Fehlalarm handelte.

Zwei Stunden nach Amokalarm gibt es Entwarnung

Gegen kurz nach 11 Uhr gibt es dann Entwarnung. Nach derzeitigem Ermittlungsstand bestehe keine akute Gefahr, teilt die Polizei mit. Zuvor durchsuchte sie alle Räume.

Weiträumig sperrt die Polizei am Montagvormittag die Straßen rund um die Schule ab. Davor stehen die Gesamtschüler, warten, dass die Polizei ihre Personalien aufnimmt. Auch die Leiterin der Gesamtschule Bochum-Mitte ist vor Ort, möchte sich zu Medienfragen aber nicht äußern.

An den rot-weißen Bändern versammeln sich neben Schaulustigen auch besorgte Eltern. Vielen steht der Schreck noch ins Gesicht geschrieben. Mohamad El Lahib, Vater einer Drittklässlerin, erzählt: „Mein älterer Sohn hat mich angerufen, der hat den Einsatz und die ganze Polizei gesehen.“ Unmittelbar habe er sich auf den Weg zur Schule begeben. „Da macht man sich große Sorgen, ganz klar“, sagt er.

Väter mehrerer Schülerinnen und Schüler warten darauf, dass sie ihre Kinder abholen können - darunter Mohamad El Lahib (links). 
Väter mehrerer Schülerinnen und Schüler warten darauf, dass sie ihre Kinder abholen können - darunter Mohamad El Lahib (links).  © WAZ | Carolin Rau

„Viele Kinder haben beweint“

In einer Whatsapp-Gruppe der Eltern habe Ina Herrmann von der Situation erfahren, ihre Tochter geht in die erste Klasse: „Die Kinder sind noch dort drin“, sagt sie und zeigt auf das Gebäude der Firma Flemming Dental, das sich rund 300 Meter von der Schule entfernt befindet. Diese habe unmittelbar angeboten, die Grundschüler dort unterzubringen.

In der Nähe des Gebäudes steht auch David Speder, der Kinder in der ersten und dritten Klasse hat. Er hat beobachtet, wie die Klassen der Grundschule nach und nach aus dem Gebäude geführt wurden. „Viele hatten Glück und konnten direkt raus.“ Drei Klassen jedoch hätten länger im Gebäude ausharren müssen, da sie sich im oberen Teil befunden hätten. „Die Flure sind gesichert worden, alles war abgesperrt“, erzählt der Pflegschaftsvorsitzende einer ersten Klasse.

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Begleitet von der Polizei hätten die Kinder dann nach einiger Zeit hinausgehen können. „Manche Kinder wurden getragen, sie konnten nicht mehr laufen“, schildert Speder. Wohl vor Schock. Auch eine Achtklässlerin erzählt: „Viele Kinder haben geweint.“

Verletzt wurden niemand

Gegen 12.30 Uhr dann können die Kinder in ihren Klassen zurück in die Schule gehen und dort von ihren Eltern abgeholt werden. Nachdem die Polizei die Personalien der Gesamtschüler aufgenommen hat, dürfen auch diese von ihren Eltern abgeholt werden. Das Wichtigste: Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand, der Schock dürfte aber wohl noch andauern.