Bochum. Monate müssen Antragsteller in Bochum auf ihrem Wohngeldbescheid warten – selbst wenn alle Unterlagen korrekt eingereicht wurden. Woran das liegt.

5500 Bochumerinnen und Bochumer haben im vergangenen Jahr Wohngeld bezogen. Darunter auch Familie Bardischewski aus Wiemelhausen. Bis Ende Mai 2023 wurde der Antrag bewilligt. Im März hat Detlef Bardischewski daher einen Folgeantrag gestellt. Er wartet immer noch auf den Bescheid. Seit sechs Monaten.

Ehepaar wartet seit sechs Monaten auf Entscheid ihres Wohngeldantrags

Lange hat der Frührentner gar nichts vom Amt gehört. Auf seine Nachfrage hieß es dann, der Wohngeldantrag sei eingegangen, sei komplett und müsse noch bearbeitet werden. Dann hieß es, er müsse nur noch geprüft werden. „Der Bescheid sollte mir dann bis Mitte September zugeschickt werden und wahrscheinlich auch das mir zustehende Wohngeld rückwirkend gezahlt werden“, sagt der 65-Jährige. „Geschehen ist das natürlich nicht.“

220 Euro Wohngeld monatlich haben die Bardischewskis bis Mai erhalten. „Das heißt bis jetzt sind etwa 1000 Euro aufgelaufen“, so der Frührentner. Geld, auf das er und seine Frau angewiesen sind. „Wir haben zwar kleine Rücklagen“, sagt er. Aber die seien irgendwann aufgebraucht.

Auch interessant

7500 Neuanträge sind bis September bei der Stadt eingegangen

„Ich glaube auch nicht, dass wir die einzigen in dieser Situation sind“, so der Bochumer. Tatsächlich warten vermutlich noch Hunderte bis Tausende Antragsteller auf einen Bescheid und auf die Auszahlung des Wohngelds.

Zumal die Zahl der Anträge deutlich zugenommen hat. Seit Anfang 2023 greift die Wohngeld-Plus-Reform, durch die deutlich mehr Menschen wohngeldberechtigt sind. Allein bis Mitte September sind 7500 Neuanträge bei der Stadt eingegangen. Mit 22 neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat die Verwaltung versucht, diese Antragsflut zu bewältigen. Allerdings mussten in den ersten Wochen und Monaten zahlreiche Kräfte erst einmal eingearbeitet werden.

Vollständiger Antrag kann binnen drei Monaten bearbeitet werden

Von 11.000 Neuanträge im Laufe des gesamten Jahres ist die Stadt zwischenzeitlich ausgegangen. Jetzt erwartet sie für 2023 lediglich etwa 9000 neue Anträge auf Wohngeld.

Durchschnittlich 185 Euro monatlich

Das Wohngeld wird als Zuschuss zur Miete oder zur Belastung bei selbst genutztem Wohneigentum geleistet. Zum Jahresende 2022 erhielten nach Angaben des Statistischen Landesamts in NRW 154.745 reine Wohngeldhaushalte (94,2 Prozent) das Wohngeld in Form eines Mietzuschusses, 9.450 Haushalte (5,8 Prozent) bekamen einen Lastenzuschuss.

Der durchschnittliche monatliche Wohngeldanspruch der reinen Wohngeldhaushalte lag bei 206 Euro, der durchschnittlich gezahlte Lastenzuschuss bei 260 Euro. In Bochum, so die Landesstatistiker, lag die monatliche Wohngeldzahlung bei durchschnittlich 185 Euro.

Die Höhe des Wohngeldanspruchs hängt von der Höhe des Einkommens, der zuschussfähigen Miete oder Belastung und der Zahl der Haushaltsmitglieder ab.

Wie lange Antragsteller auf ihren Bescheid und auf eine mögliche Auszahlung warten müssen, sei pauschal nicht zu beantworten, so die Stadt. „Nach Antragseingang erfolgt binnen sieben Tagen eine Eingangsbestätigung. Im Rahmen der Eingangsbestätigung werden die Unterlagen angefordert, die noch fehlen. Werden diese schnell und vollständig eingereicht, kann innerhalb von drei Monaten entschieden werden. Oftmals aber dauert dieser Prozess sehr lange und erfordert Nachfragen und Erinnerungen“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger. Auf ihrer Homepage informiert die Stadt darüber, dass derzeit mit einer Bearbeitungszeit von fünf Monaten zu rechnen ist.

Vorgabe des Ministeriums: vier bis sechs Wochen Bearbeitungszeit

Bei Detlef Bardischewski sorgt das einigermaßen für Erstaunen. Denn: Sein Antrag war vollständig, ist vor sechs Monaten eingegangen, aber immer noch nicht beschieden.

Das Familienministerium hat das Ziel ausgegeben, Wohngeldanträge sollten binnen vier bis sechs Wochen bearbeitet werden. „Das berechnet sich erst ab dem Moment, an dem alle benötigten Unterlagen vorliegen“, so der Stadtsprecher. „Dieses Ziel wird infolge der Vielzahl der Anträge und der Situation, dass sehr viele neue Kräfte erst in das Wohngeldrecht eingearbeitet werden müssen, gegenwärtig noch nicht wieder erreicht. Es wird aber darauf hingearbeitet.“

Die Bardischewskis warten derweil weiter auf ihren überfälligen Bescheid. 84 Prozent der Anträge, so die Stadt, werden positiv entschieden, 16 Prozent werden abgelehnt.