Linden. Für viele Menschen in Bochum-Linden war der verstorbene “Micha“ ein Begriff. Viele spenden für eine würdige Beerdigung. Ein Besuch vor Ort.
Mit einer solchen Reaktion hatten sicher die wenigsten Menschen, die sich jetzt für eine würdige Bestattung des verstorbenen Michael W. einsetzen, gerechnet: Seitdem über die Spendenaktion in den Sozialen Netzwerken und auch in dieser Zeitung berichtet worden ist, hält die Hilfsbereitschaft an. Rocco Furiano arbeitet im Lindner Büdchen, einer von drei Stellen, wo in Linden die Spendendosen aufgestellt wurden. „Ich glaube, dass genug Geld zusammenkommen wird“, ist er sich nun sicher.
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Gerade eben kam die Lindenerin Sabine Stromidel am Kiosk vorbei: „Für mich ist es wichtig, einen kleinen Beitrag zu leisten, der Micha, der war wirklich einzigartig.“ Und so ist es auch an den anderen Stellen, ein paar Meter weiter hinunter die Hattinger Straße im Café „Zwei Säulen“ bedient Salima Ameciane. Direkt neben der Kasse steht die kleine Spendendose mit dem Schwarz-Weiß-Foto. „Die Leute spenden, aber sie reden auch, haben durchaus unterschiedliche Meinungen. Einige meinen, ob er vielleicht zu Lebzeiten mehr Hilfe hätte bekommen müssen“, berichtet sie.
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Ein Einzelgänger, der stets freundlich war
Bei Blumen Risse kannte man ihn ebenfalls, deshalb hat sich Filialleiterin Barbara Geide auch nicht lange bitten lassen und ebenfalls eine Spendendose aufgestellt. Im Geschäft kauft Milan Cepancic ein, der Lindener hat ebenfalls gespendet und macht eine klare Ansage: „Das ist dafür, dass sein Name in Stein gemeißelt wird.“
Bei den Menschen, mit denen wir an diesem Vormittag über Micha sprechen, überwiegt die Meinung, dass er zwar ein Einzelgänger mit vielfältigen Problemen gewesen sei, der sich aber stets freundlich und nicht aggressiv gegenüber anderen verhalten habe.
Noch bis Donnerstag läuft die Spendensammlung
Tom, der seinen kompletten Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist einer der Organisatoren der Spendenaktion. „Er wird eine würdige Beerdigung bekommen“, ist er sich nach den ersten Tagen sicher. Noch bis nächste Woche Donnerstag sollen die Spendendosen an den drei bekannten Stellen stehen bleiben, dann werden sie eingesammelt. „Wir wollen dann natürlich auch mitteilen, wie viel Geld zusammengekommen ist“, so Tom. Sollte etwas übrigbleiben, sei geplant, den Rest an eine lokale Hilfsorganisation zu spenden. Das werde aber erst am Ende entschieden.
Unterdessen sind hinter den Bänken vor der Lindener Liebfrauenkirche weitere Kerzen hinzu gekommen. Oft habe er auf den Bänken gesessen, wie auch gut hundert Meter weiter die Hattinger Straße entlang vor der Evangelischen Kirche. Sogar Blumen, ein Kuschelteddy und ein Herz mit der Aufschrift „Wir vermissen Dich“ liegen an diesem Platz.
Am Kiosk schiebt Rocco Furiano wieder das Schiebefenster auf. „Der Micha kam fast jeden Tag bei uns vorbei, hat nach einer Zigarette gefragt. Er war stets freundlich und dankbar. Klar, der war schon ein besonderer Typ. Aber ich mochte ihn sehr“, sagt Rocco und stellt die Spendendose wieder zurück in das kleine Kabäuschen der Trinkhalle.