Bochum. Mittwoch schließen nachmittags viele Apotheken in Bochum. Grund ist eine Diskussion mit Gesundheitsminister Lauterbach (SPD). Es gibt Notdienste.

Auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf wird Karl Lauterbach am Mittwoch (27.) ein Grußwort sprechen. Der per Video zugeschaltete Bundesgesundheitsminister soll dabei auch ins Gespräch mit den Apothekern kommen. Die Apothekerschaft will den SPD-Politiker mit Kernfragen zur Zukunft des Berufsstandes konfrontieren. Die meisten Apotheken in Bochum bleiben daher am Nachmittag von 13 bis 16 Uhr geschlossen. Manche öffnen anschließend wieder. Es wird auf jeden Fall aber einen Notdienst geben.

Apotheken in Bochum streiken am Mittwoch

„Tag der Antworten“ nennen die Apotheken den Auftakt des dreitägigen Apothekertages in Düsseldorf. Der dreistündige Streik soll drei Monate nach dem großen Protesttag im Juni erneut Kritik an der Gesundheitspolitik der Bundesregierung öffentlich machen. Fachkräftemangel, Lieferengpässe und stagnierende Honorare belasten die Apothekerschaft. „Bundesweit sterben jeden Tag zwei Apotheken“, sagt Inka Krude, Sprecherin ihres Berufsstandes in Bochum.

Die Kammer in Münster bestätigt das. In den vergangenen zehn Jahren hat Bochum 25 Apotheken verloren. Jede Vierte habe geschlossen, heißt es. Aktuell gibt es noch 78 in der Stadt. „Das ist eine bittere Entwicklung für die Vor-Ort-Versorgung“, sagt Sebastian Sokolowski, Sprecher des Verbandes. „Das ist politisch vielleicht nicht gewollt, aber politisch verursacht.“

Honorare sind seit 2013 nicht angepasst worden

Seit 2013 seien die Apotheker-Honorare nicht mehr angepasst worden. „Wer weiß, dass 90 Prozent des Umsatzes einer Apotheke mit verschreibungspflichtigen Arzneien erzielt werden, kann sich die Not vorstellen“, so Sokolowski.

Inka Krude wehrt sich zudem gegen Vorwürfe Lauterbachs, die Apothekerschaft versuche, angesichts der Lieferengpässe Ängste bei Eltern zu schüren und damit Honorarforderungen durchzudrücken. „Wenn es von heute auf morgen keine Lieferengpässe mehr gäbe, hätten wir keinen Cent mehr in der Tasche.“ Mangel sei nicht nur bei Arzneien für Kinder Alltag, sondern auch Insulin und Psychopharmaka seien mitunter nicht zu bekommen.

Apotheker fordern den Abbau von Bürokratie

Die promovierte Bochumer Apothekerin wirft dem Minister vor, vom Thema abzulenken. Im Koalitionsvertrag der Ampel sei die Stärkung der wohnortnahen Apotheke als Ziel formuliert. „Dieses Thema sitzt Karl Lauterbach seit jetzt fast zwei Jahren aus.“

Krude fordert mehr und schnellere Prüfverfahren an den Universitäten, Bürokratieabbau bei der Integration ausländischer Fachkräfte, mehr Honorar pro Medikamentenpackung und lukrativere Verträge der Krankenkassen mit den Herstellern. Insbesondere die Rabatte für die Krankenkassen seien eine Belastung. „Alle Rabattverträge müssten sofort außer Kraft gesetzt werden“, fordert die Apothekerin.

Apothekennotdienst in Bochum von Mittwoch bis Donnerstag, 27 und 28. September, haben von 9 bis 9 Uhr:

Apotheke im Uni-Center Querenburger Höhe 123, 0234 70 44 75

Apotheke am Markt, Hauptstraße 188, Langendreer, 0234 28 02 65

Kompass-Apotheke am EvK in Herne, Wiescherstaße 20, 02323 146 35 42