Bochum. Vor 40 Jahren eröffnete der Neubau des Kunstmuseums Bochum. Zur Feier putzt sich das ganze Haus heraus und lädt zur Geburtstagssause ein.
Wir schreiben das Jahr 1983: Hitlers Tagebücher werden „entdeckt“, die ersten CD-Player werden verkauft – und am Rande des Stadtparks in Bochum entsteht ein opulentes, kastenförmiges Gebäude, das bis heute das Stadtbild prägt: der Erweiterungsbau des Kunstmuseums.
Genau 40 Jahre ist es her, seitdem das Haus eröffnet wurde. Die meisten Bochumer kennen es bis heute als „Museumsneubau“. Zur Feier des runden Geburtstags plant das Kunstmuseum die größte Ausstellung unter der noch jungen Leitung von Noor Mertens: Auf allen Etagen werden sich Künstler mit der Historie des Gebäudes und mit seinem zukünftigen Weg beschäftigen. Die Vorbereitungen für die Eröffnung mitsamt Geburtstagsfeier am Freitag, 17. November, um 19 Uhr laufen auf Hochtouren. Es gibt Sekt und Häppchen, und ein eigens neu gegründeter Chor wird ein Ständchen singen.
Kunstmuseum feiert 40-jähriges Bestehen des Neubaus
Dabei ist die Geschichte des Museums wesentlich älter. Tatsächlich wurde bereits 1921 die Städtische Gemäldegalerie gegründet, zwei Jahre nach der Gründung des Theaters und des städtischen Orchesters. Nach Krieg und Diktatur geriet das engagierte Kunst- und Ausstellungsschaffen der Weimarer Jahre lange in Vergessenheit, erst 1960 wurde wieder eine städtische Kunstgalerie in der historischen Villa Marckhoff-Rosenstein am Stadtpark ins Leben gerufen.
Für den Erweiterungsbau direkt nebenan mussten Anfang der 80er Jahre zwei Jugendstil-Villen weichen. Die Pläne gehen zurück auf die dänischen Architekten Jørgen Bo und Vilhelm Wohlert, die dem Haus vor allem dank der riesigen, geschwungenen Rampe in der Mitte einen modernen, zeitlosen Stil verleihen wollten. „Es war schon der Wunsch des damaligen Museumsleiters Peter Spielmann, dass das Haus wie eine große, freundliche Werkstatt wirken soll“, sagt die stellvertretende Direktorin Julia Lerch Zajączkowska. „Diesen Faden wollen wir in unserer Ausstellung jetzt aufgreifen.“
Zwölf Künstler beschäftigen sich mit der Geschichte des Hauses
Der Titel „Our house is a very very very fine house” (zu Deutsch: Unser Haus ist ein sehr sehr sehr gutes Haus) bezieht sich auf einen Song der amerikanischen Rockband Crosby, Stills, Nash & Young. Die erste Idee, dem runden Geburtstag nur eine kleine historische Rückschau im Seitenflügel zu widmen, wurde schnell verworfen: „Je mehr wir darüber nachdachten und Pläne schmiedeten, desto größer wurde es.“
Zwölf Künstler sind eingeladen, direkt vor Ort auf allen Etagen sowie im Foyer und im Außenbereich neue Arbeiten zu entwickeln, die dem Werkstattcharakter so nahe wie möglich kommen sollen. „Dabei geht es weniger um einen Blick zurück, sondern mehr um die heutige Bedeutung eines Kunstmuseums“, sagt Lerch Zajączkowska. Vor allem die architektonischen Besonderheiten sowie die zahlreichen, fest im Haus installierten Kunstwerke stehen dabei im Fokus.
So wurden zur Einweihung des Gebäudes 1983 einige prägenden Arbeiten realisiert, an denen die Besucher heute vielfach wohl achtlos vorbeilaufen. Darunter die Plexiglas-Lichtinstallation von Terry Haass sowie das monumentale Wandmosaik im Foyer von Mogens Andersen: Die 9000 handbemalten Fliesen begrüßen die Besucher seit 40 Jahren auf einer Fläche von 10x20 Metern direkt im Eingangsbereich. Noch bis Ende Oktober wird das Mosaik aufwendig restauriert.
Führungen durchs Kunstmuseum
Noch vor der Eröffnung der Geburtstagsausstellung finden regelmäßig Führungen im Kunstmuseum (Kortumstraße 147) statt, bei denen man die Vorbereitungen hautnah verfolgen kann. Die Restaurierung des Wandmosaiks von Mogens Andersen wird am 4., 22., und 25. Oktober sowie am 5. November genauer in Augenschein genommen.
Führungen zur Architektur und zur Kunst am Bau gibt es am 15., 29. Oktober und am 15. November. Einen genauen Blick in den Aufbau bekommen die Besucher am 1., 8. und 12. November. Eintritt frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Infos: 0234 910 4230 und kunstmuseumbochum.de
Museumsleiterin Noor Mertens verfolgt die Vorbereitungen derzeit meist aus der Ferne: Sie erwartet Ende Oktober ihr erstes Kind und wird voraussichtlich ab Mitte Januar zurück im Dienst sein. „Die Ausstellungseröffnung lässt sie sich aber bestimmt nicht entgehen“, sagt Julia Lerch Zajączkowska.