Bochum. 700 Jahre Bochum, die WAZ erinnert an Ereignisse aus der Stadtgeschichte. Heute: 10 Juli 1921. Die städtische Kunstgalerie wird eröffnet.

Dass das Kunstmuseum Bochum 1960 mit der Ausstellung „Bochum ‘60 - junge deutsche Kunst“ eröffnet wurde, ist unstrittig – und doch nur die halbe Wahrheit. Denn sie blendet ein wichtiges Kapitel der kommunalen Sammeltätigkeit aus. Tatsächlich wurde bereits am 10. Juli 1921 eine Städtische Gemäldegalerie begründet, doch ist ihr Andenken heute so gut wie vergessen.

Gemäldegalerie in Bochumwar bedeutendes Kunstzentrum

„Als das Dritte Reich begann, war Bochums städtische Gemäldegalerie ein bedeutendes Zentrum der Kunstpräsentation“, so der Heimatforscher und Ex-Kulturpolitiker der CDU Clemens Kreuzer, der die Geschichte der Gemäldesammlung ausführlich erforscht hat. Diese war 1921, zwei Jahre nach Gründung des Theaters und des städtischen Orchesters, eröffnet worden und hatte ab 1926 einen ungewöhnlichen Aufstieg genommen.

In der kernsanierten historischen Villa Marckhoff-Rosenstein am Stadtpark ist heute die Eigene Sammlung des Museums Bochum untergebracht.
In der kernsanierten historischen Villa Marckhoff-Rosenstein am Stadtpark ist heute die Eigene Sammlung des Museums Bochum untergebracht. © Hartmut Beifuß

Bedeutende Galerie in der westdeutschen Kunstlandschaft

In monatlichen Wechselausstellungen wurde das Schaffen der künstlerischen Avantgarde der Zeit und der meisten bedeutenden Künstler der Klassischen Moderne gezeigt. Leiter der Gemäldegalerie war Richart Reiche aus Barmen, einer der bedeutendsten westdeutschen Kunstkenner und Ausstellungsmacher der Jahre vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Er sah seine Aufgabe auch darin, die Verbindungen zwischen der neuen Galerie und der kunstinteressierten Bürgerschaft Bochums zu festigen.

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Galerie in Bochum geriet lange in Vergessenheit

Doch ebenso rasant wie der Aufstieg war ab 1933 der Absturz, denn mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten geriet die Gemäldegalerie in den Griff der Politik. Viele eben noch als fortschrittlich anerkannte Werke waren nun von der Beschlagnahme als „entartete“ Kunst betroffen. 1943 wurde die Gemäldegalerie endgültig geschlossen.

Nach Krieg und Diktatur geriet das engagierte Bochumer Kunst- und Ausstellungsschaffen der Weimarer Jahre lange in Vergessenheit. Erst 1960 wurde wieder eine städtische Kunstgalerie ins Leben gerufen, die 1970 in Museum Bochum umbenannt wurde, und bis heute fortbesteht.