Bochum. Die Bochumer Kliniken schlagen Alarm: Die Kosten sind massiv gestiegen. Dafür gibt es keinen Ausgleich. Am 20. September wird protestiert.
Die Bochumer Krankenhäuser schlagen Alarm. Ohne erneute Bundeshilfen drohten den Kliniken im nächsten Jahr Millionenverluste. Deshalb beteiligen sich das Katholische Klinikum, das Knappschaftskrankenhaus und die Augusta-Klinik am Mittwoch, 20. September, an einer bundesweiten Protestaktion.
Die Krankenhausgesellschaft in Nordrhein-Westfalen warnt vor einer Pleitewelle. So weit wollen die Vertreter der vier Kliniken, die in dieser Woche der Einladung zu einem WAZ-Gespräch folgten, für Bochum nicht gehen. Gleichwohl erkennen sie massive Probleme, ihre steigenden Kosten zu decken. „Wir können ja nicht wie der Bäcker einfach die Preise erhöhen“, sagt Mario Kleist, Mitglied der kaufmännischen Betriebsleitung im Augusta.
Krankenhäuser: Allein die Tariferhöhungen kosten 20 Millionen Euro
Robin Jopp, Sprecher des Bergmannsheil, listet nur zwei Folgen der Inflation auf: plus 50 bis 70 Prozent bei medizinischen Gasen, 20 Prozent bei Lebensmitteln. Das Katholische Klinikum Bochum (KKB) veranschlagt die Mehrkosten allein beim Personal aufgrund der zehnprozentigen Tariferhöhungen auf 20 Millionen Euro.
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All das können die Kliniken in diesem Jahr noch verkraften. Denn der Bund stellte für 2023 rund 2,5 Milliarden Euro Energiepreishilfen bereit. „Mit dieser Einmalzahlung werden unsere Mehrausgaben von drei bis vier Millionen Euro für dieses Jahr im Wesentlichen ausgeglichen“, sagt Mario Kleist. „Wir kommen 2023 mit einem blauen Auge davon“, bekräftigt KKB-Sprecher Jürgen Frech.
Klinik-Geschäftsführer: Wirtschaftlicher Druck wird nochmals zunehmen
Das dicke Ende sei aber für 2024 zu befürchten. Niemand glaubt, dass die Kosten sinken werden, etwa für Energie oder medizinische Produkte. Eine erneute Finanzspritze des Bundesgesundheitsministeriums ist nicht in Sicht. „Der wirtschaftliche Druck wird nochmals zunehmen“, glaubt Marco Kempka, Geschäftsführer des Knappschaftskrankenhauses in Langendreer.
Die gestiegenen Betriebskosten werden zwar erstattet. Jedoch nicht in vollem Umfang und zudem erst im Folgejahr, wenn auch die Krankenhausreform auf den Weg gebracht werden soll. Finanziell werde sich das aber kaum vor 2026 positiv bemerkbar machen. Da war sich die Expertenrunde in der WAZ-Redaktion einig.
Krankenhausgesellschaft befürchtet Pleiten
„Wir laufen Gefahr, dass zahlreiche Kliniken Lauterbachs Reform gar nicht mehr erleben werden“, befürchtet die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Die Bundesregierung müsse jetzt eine hinreichende Gegenfinanzierung leisten, um die Kliniken vor weiteren Schieflagen und Insolvenzen zu bewahren.
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„Die beste Medizin: saubere Finanzierung“, heißt es am 20. September bei einer Kundgebung vor dem Landtag in Düsseldorf, zu der u.a. die Ärztekammern, die Gewerkschaft Verdi, die Diakonie und Caritas aufrufen. Die Not sei groß, der Versorgungsauftrag in Gefahr. Aktuell könne „kaum noch ein Krankenhaus seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen begleichen“.
Bochumer Kliniken fahren mit Mitarbeitern und Chefs nach Düsseldorf
Die Bochumer Kliniken werden mit einer Vielzahl an Beschäftigten vertreten sein; auch die Geschäftsführer sind dabei. Das Katholische Klinikum fährt mit 170 Kolleginnen und Kollegen in die Landeshauptstadt. Das Knappschaftskrankenhaus reist mit 50 Personen an – ebenso wie die Augusta-Klinik, die sich bereits im Juni mit einer Demo vor dem Haupteingang am Aktionstag „Alarmstufe Rot“ beteiligt hatte. „Selbstverständlich stehen auch wir voll und ganz hinter den Forderungen“, betont Bergmannsheil-Sprecher Robin Jopp.