Bochum. Die sehr erfolgreiche Mutti-App der Bogestra wird eingestellt. Über 100.000 Kunden und Kundinnen erhielten die Kündigung. Das sorgt für Unruhe.

Mutti ist in die Jahre gekommen, Mutti muss weg. Die im Dezember 2016 eingeführte Mutti-App der Bogestra läuft aus. Mehr als 100.000 meist Bochumer und Gelsenkirchener Nahverkehrsnutzer sind angemeldet und wurden am Dienstag, 12. September, von einer automatisierten Mail knapp benachrichtigt: „Wir möchten Sie hiermit darüber informieren, dass wir den Betrieb der Mutti-App auf der derzeitigen technischen Plattform zum Jahresende einstellen werden.“ Mehrfahrtentickets können noch bis Ende November abgefahren werden, so die Bogestra.

Kündigung per Mail ausgesprochen

Antworten auf das Warum und Wieso finden die verblüfften Nutzer zunächst nicht in der Mail, es gibt kryptische bis vage Andeutungen dazu und den Hinweis, dass der Kundenservice weiterhelfen würde. Dabei hat die Bogestra über Jahre durchaus erfolgreich mit „Mutti“ (Kurz für: Mobil unterwegs, Tickets, Tarife und Information) Vertrauen aufgebaut und viele selbst nicht so digital affine Menschen erreicht. Fahrpläne konnten übers Handy recht komfortabel eingesehen, Verbindungen aufgezeigt und Tickets gekauft werden. Sogar Baustellen und Verzögerungen konnte die App verarbeiten: „Wir waren in Deutschland eines der ersten Nahverkehrsunternehmen, das mit seiner solchen App auf dem Markt war“, so Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns.

Über 90 Prozent der Bogestra-Kunden nutzen Deutschland-Ticket

Über Jahre wurde die App immer wieder erneuert. Doch irgendwann sei Schluss gewesen. Die eezy-Anwendung des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR), zudem die Bogestra gehört, kam mit punktgenauen Abrechnungen einer Fahrt ohne Abo, die Corona-Krise erhöhte den Bedarf für völlig kontaktlose Systeme und zuletzt kam das Deutschland-Ticket. Viele dieser Kundenbedürfnisse hätten sich mit der alten Mutti-App nicht mehr umsetzen lassen. Eine neuere technische Eigenentwicklung wollte oder konnte die Bogestra sich offenbar nicht leisten.

Da mittlerweile über 90 Prozent der Bogestra-Kunden, die ein Abo haben, auf das Deutschlandticket umgeschwenkt sind, wurde der Prozess beschleunigt.

Umständliches Verfahren wegen „rechtlicher Gründe“

Die Geschäftsführung setzt jetzt auf „Muttis eTarif“. Doch das Prozedere ist umständlich. Allen Nutzern der alten Mutti-App wurde gekündigt. Ein einfaches Übernehmen der Kunden, so Bruns sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen. Jetzt hält man bei der Bogestra zwar an dem Namen „Mutti“ fest, der über die Jahre zu einer festen Größe geworden ist.

Doch das bleibt nicht viel mehr als ein Etikett: Im Grunde verbirgt sich dahinter die eezy-App des VRR, versehen mit dem Label der Bogestra. Warum die Kunden in der Kündigung nicht darauf hingewiesen worden seien? Dazu Bruns knapp: „Auch das hatte ausschließlich rechtliche Gründe.“