Bochum. Mangelnde Transparenz der Stadt beklagen Anwohner mit Blick auf das Obdachlosenheim in Bochum-Gerthe. Warum wurden nicht mehr Menschen geladen?

Nur drei Anmeldungen, keine 20 Teilnehmer. Die Informationsveranstaltung der Stadt Bochum zur geplanten Obdachlosenunterkunft an der Lothringer 21a in Gerthe ging am Montagnachmittag in einem eher kleinen Kreis über die Bühne. Dabei ist das Thema offenbar hochbrisant, sorgt für viele Diskussionen und sogar für Dissonanzen innerhalb der SPD Bochum.

Bürger bezweifeln, dass alle Anwohner geladen wurden

Auch Sozialdezernentin Britta Anger hatte im Vorfeld mit mehr Interesse gerechnet, wie sie sagt. Etwa 100 Nachbarn rund um die Lothringer Straße 21, dem Standort der geplanten Einrichtung, seien angeschrieben worden.

Womöglich aber haben längst nicht alle eine Einladung erhalten. Oder aber der Kreis der Angeschriebenen hätte selbst bei einem übersichtlich gezogenen Radius rund um den Standort viel größer sein müssen. „Meine Mutter wohnt in unmittelbarer Nähe“, so eine Teilnehmerin der Infoveranstaltung. Sie habe eine Einladung erhalten, die zehn Mietparteien in ihrem Mehrfamilienhaus aber nicht. Auch andere Teilnehmer berichten von fehlenden Einladungen bei nahen Nachbarn oder Hausbewohnern mit eigener Wohnung.

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Interessenten wurden im Vorfeld ausgeladen

WAZ-Leser Thomas Scholten äußert eine Vermutung: „Das ist kein Versehen, sondern Absicht, das kaum Einladungen verschickt wurden. Je weniger kommen, desto einfacher kann man seinen Stiefel durchbringen. So machen es die Städte doch immer bei brisanten Themen.“

Auf Facebook äußert sich Tobias Becker, der an der Veranstaltung teilgenommen hat: „Ich hoffe wirklich, dass ein großer Teil meiner Nachbarn nur auf einem Fehler begründet keine Einladungen erhalten hat. Es entstehe der Eindruck, „dass an einer Kommunikation und den Sorgen kein Interesse besteht“. Dabei sei es wichtig, das direkte Umfeld rechtzeitig einzubeziehen, „um so Akzeptanz zu erreichen. Schade, dass das die Stadt Bochum nicht verstanden hat.“

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© Funke-Grafik | Tatjana Batt

Zu spät ist aus Sicht der Kritiker das Informationsangebot für die Bürger in Gerthe gekommen. „Und es müssten auch viel mehr Menschen beteiligt sein“, hieß es in der Runde. Im Vorfeld wurden Interessenten sogar ausgeladen. Von mangelnder Transparenz ist immer wieder die Rede.

109 Einladungen wurden am 31. August verschickt

Die Stadt Bochum kann sich derweil nicht erklären, warum einige der nahen Anwohner keine Einladung erhalten haben sollen. „Alle Anschreiben wurden gleichzeitig auf den Weg gebracht“, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion. Es seien am 31. August insgesamt 109 Briefe verschickt worden. An wen? „Es sind alle Parteien in den Häusern angeschrieben worden, die im Umfeld des Gebäudes wohnen“, so die Antwort.

Festgelegt haben den „Einladungsradius“ Sozialdezernentin Britta Anger und Jens Vieting, der Leiter des Amtes für Soziales. „Es wurden die Straßenzüge ausgewählt, die typische Laufrouten zukünftiger Bewohnender bilden könnten“, so die Stadt.

Mehr Öffentlichkeit am Tag der offenen Tür Anfang 2024

Überlegungen, von vornherein einen größeren Raum für die Infoveranstaltung zu suchen und damit mehr Bürger einladen zu können, hat es offenbar nicht gegeben. „Zielsetzung der Veranstaltung war es, dem nächsten Umfeld einen Einblick in die Planungen gewähren zu können“, so die Stadt. „Da neben der reinen Informationsvermittlung auch der Austausch im Mittelpunkt stehen sollte, wurde von einem noch größeren Einladungskreis abgesehen.“

Mehr Öffentlichkeit soll es geben, wenn die Einrichtung – sollte der Hauptausschuss nächste Woche die Anmietung des Gebäudes beschließen – Anfang 2024 in Betrieb geht. „Es wird auf jeden Fall noch einen Tag der offenen Tür geben“, so die Sozialdezernentin.